Dienstag, 28. Februar 2017

Stefan Ahnhem - Minus 18°

Stefan Ahnhem ist bereits zum wiederholten Male zu Gast bei Leuenhagen & Paris in Hannover. 2014 hatte er dort seinen ersten Kriminalroman Und morgen du vorgestellt, mit dem er als Kriminalromanautor seinen Durchbruch hatte. Heute stellt er dort bereits seinen dritten Roman um den Kommissar Fabian Risk vor: Minus 18°.

Stefan Ahnhem und Cornelia Fett zur Buchvorstellung von Minus 18°

Geschrieben hat Stefan Ahnhem allerdings auch vorher schon: nämlich Drehbücher, unter anderem für die Wallander-Reihe.

Und genau mit dieser Wallander-Reihe kam ihm auch die Idee zu seinem ersten Roman. Leider - oder auch zum Glück - eignete sich diese Geschichte nicht für ein derart kurzes Drehbuch. So verschwand die Geschichte wieder in einer Schublade. Wieder aufgetaucht ist sie dann, als Stefan Ahnhem für Irene Huss schreiben durfte. Das Werk gefiel, doch war es auch für diese Produktion ungeeignet, so ließ der erste Roman von Stefan Ahnhem noch einige Zeit auf sich warten.

Glücklicherweise ließ Stefan Ahnhem diese Story nicht los, und so kam es zur Veröffentlichung seines ersten Romans Und morgen du.

Bekannt für seine Drehbücher, hat Stefan Ahnhem für diese heute keine Zeit mehr und die Anfragen, ob Stefan Ahnhem denn ein Drehbuch schreiben könne, werden langsam weniger. Doch Stefan Ahnhem gefällt es ganz gut, so viel Handlungsspielraum zu haben, wenn er seinen eigenen Roman schreibt. Er kann sich auch vorstellen, mal wieder ein Drehbuch zu schreiben, vielleicht hat er mehr Zeit, wenn seine Kinder größer sind, sagt er. Vielleicht.

Nach Und morgen du erschien sein Werk Herzsammler, für den er 2016 den Krimi-Publikumspreis des Deutschen Buchhandels MIMI auf der Leipziger Buchmesse verliehen bekommen hat. Mit Minus 18° führt er nun sein Werk um den Kommissar Risk fort. Warum der Roman so heißt, wird dem Leser auch schnell beim Lesen des Buches klar.

Auszug aus dem Klappentext:
Es wird Frühling in Helsingborg an der schwedischen Westküste. Aus dem Hafenbecken wird ein Auto geborgen. Alles deutet auf ein Unglück hin. Doch dann stellt sich heraus: Der Fahrer ist bereits seit zwei Monaten tot. Er wurde ermordet, der Unfall als scheinbarer Selbstmord nur inszeniert. (...)

Und auch im Schwedischen hat der Roman einen ganz ähnlichen Titel: 18° Minus. Wenn es nach Stefan Ahnhem gehen sollte, sollte auch das Buch im Schwedischen Minus 18° heißen, doch hatte man dort etwas dagegen, dass der Buchtitel einen derart negativen Anfang mit "Minus" trägt, so dass man kurzerhand das "Minus" ans Ende setzte.

Eine Frage wurde bei der heutigen Lesung ganz klar herausgestellt: "Wie kann jemand, der so sympathisch aussieht, solch schreckliche Szenen schreiben?"

Stefan Ahnhems Antwort lautet: "Da müssen Sie wohl meinen Therapeuten fragen." Gegenfrage: "Oder vielleicht Ihre Frau?"
Da konnte Stefan Ahnhem natürlich berichten:

Seine Frau ist immer die Person, die als erste liest, was Stefan Ahnhem gerade geschrieben hat. Und so kam es, dass sie seine Schwiegereltern besuchten, während seine Frau gerade seine soeben geschriebene Geschichte las. Bei den Schwiegereltern hatten sie ein Zimmer mit getrennt stehenden Betten. Während Stefan Ahnhem bereits schlief, las seine Frau noch seine Geschichte. Und während sie las, fürchtete sie sich so sehr, dass sie sich zu ihm ins Bett kuschelte, nur um festzustellen, dass sie nun genau neben dem Mann lag, der dieses furchtbare Szenario geschrieben hatte.
Das klingt auch für mich nun wirklich nicht gerade beruhigend!

Wolfram Koch, Stefan Ahnhem und Shelly Kupferberg (v.l.) zur Lesung
von Minus 18° bei Leuhenhagen & Paris in Hannover

Und auch ein weiteres Detail will ich Euch nicht vorenthalten:
In seinem ersten Roman hat Stefan Ahnhem eine Szene beschrieben, in der Fabian Risk an dem Schreibtisch eines Kollegen saß. Neugierig blickte er sich auf dem Schreibtisch um und versäumte es dabei auch nicht, die Schubladen dieses Schreibtisches zu öffnen. Die erste Schublade: leer, die zweite Schublade: ebenfalls leer, doch die dritte, größere Schublade ließ sich nicht öffnen. Sie war verschlossen. Einige Tage später saß Risk wieder an diesem Schreibtisch und verschüttete seinen Kaffee. Beim Aufwischen erblickte er die Unterseite des Schreibtisches und einen daran gehefteten Schlüssel. Dieser passte natürlich zur dritten Schublade. Er öffnete diese und erblickte allerlei unglaubliche Dinge .... - Was er erblickte, wird in Und morgen du nicht verraten.
Das Lektorat war sehr dafür, dass man diese Szene, die eigentlich zur Geschichte nichts aussagen konnte, streichen sollte. Doch Stefan Ahnhem, als Autor des Buches, war dafür, diese Szene im Buch zu belassen. - Einer der Vorteile, wenn man nicht an einem Drehbuch sondern am eigenen Roman arbeitet!
Und genau diese Szene wird nun in seinem dritten Roman Minus 18° Aufklärung finden.
- Ich bin gespannt!

Durch den Abend führte Shelly Kupferberg. Und zwar so lebhaft, dass es gar nicht wie eine Moderation wirkte, sondern wie ein interessantes Gespräch ohne große Pausen und Fragen, die einem bei einer Lesung gelegentlich zu Ohren kommen.

Cornelia Fett, Shelly Kupferberg und Wolfram Koch (v.l.)

Obwohl Stefan Ahnhem auch sehr gut die deutsche Sprache beherrscht, war für den deutsch zu lesenden Part der Schauspieler Wolfram Koch zu Gast.

Wolfram Koch ist am 10. Februar 1962 in Paris geboren und hatte bereits im jugendlichen Alter von 14 Jahren eine Rolle im Film Ansichten eines Clowns, in der er die Hauptfigur des Hans im Kindesalter spielte. Doch sein Herz gehört der Bühne und so sieht man ihn häufig in Theaterstücken. Daneben hat er im Frankfurter Tatort bereits seit 2015 die Rolle des Kriminalhauptkommissars Paul Brix, so dass für ihn die Lesung aus einem Kriminalroman schon fast ein Schauspiel war.

Der neueste Tatort, der im November auch für uns zu sehen sein wird, ist bereits abgedreht und - soviel hat Wolfram Koch schon verraten: er ist eigentlich zu gruselig für ein 20:15 Uhr-Programm. Da dürfen wir uns wohl auf einiges gefasst machen!

Cornelia Fett und Wolfram Koch

Nun bin ich aber erst einmal gespannt auf den neuen Kriminalroman von Stefan Ahnhem:
Minus 18°.

Signierstunde bei Leuenhagen & Paris: auch hier nahm sich der Autor Stefan Ahnhem viel Zeit