Sonntag, 2. Juli 2017

Hans-Josef Ortheil - Was ich liebe und was nicht

Hanns-Josef Ortheil lerne ich in der Alten Schlosserei der Stadt Lehrte kennen - wenigstens einen kleinen Teil von ihm - während einer Lesung zu seinem neuen Buch Was ich liebe und was nicht.

Hanns-Josef Ortheil am 3. Mai 2017 in der Städtischen Galerie Lehrte
© Cornelia Fett
Allein bei dem Titel komme ich ins Überlegen, wie ich empfinde; Was ich liebe und was nicht.

Genau das spricht Hanns-Josef Ortheil auch aus, als er sein Buch vorstellt. Mit seinem neuesten Werk will er den Leser dazu animieren, sich selbst diese Fragen zu stellen. - Und dann können wir unser eigenes Buch darüber schreiben! - Warum nicht?

Das Buch ist in Essays gehalten - Essays: kleine Versuche, Versuche nachzudenken.
Es geht um zentrale Lebensfragen. Etwa um Freundschaft, Liebe, Wohnen, Musik hören, Kunst sehen oder gar das Alleinsein ...

In seiner Lesung geht Hanns-Josef Ortheil auf einige dieser Fragen ein.

Als ersten Punkt hat er sich für uns das Thema Wohnen, als Wohnen und da bleiben, herausgesucht. Sein Zuhause, so sagt er, sei der Westerwald. Auch wenn das Leben dort nicht so spannend ist, wie das Leben auf Reisen.

Und so kamen wir auch auf das zweite für uns vorbereitete Thema, das Reisen, zu sprechen.

Der Vater von Hanns-Josef Ortheil war als Vermessungsingenieur bei der Bahn tätig. Daher kam es, dass die Familie, wenn sie denn reiste, mit dem Zug unterwegs war. Die Familie lebte seinerzeit in Köln.

Mitte der 60er Jahre wurde dann ein Auto angeschafft. Warum? Alle hatten ein Auto!
So legte sich die Familie einen gebrauchten VW Käfer zu. Dieser stand dann vor der Wohnungstür. Nach einiger Zeit sagten sie sich, dass er vielleicht auch mal gefahren werden müsste. So sind sie am Wochenende losgefahren, haben geparkt und einen langen Spaziergang unternommen und sind dann mit dem Bus nach Hause gefahren - an das Auto hatten sie erst wieder gedacht, als sie eine Haltestation von zu Hause entfernt waren.
Nun ja, so wurde das Auto wieder verkauft.

Daher ist Hanns-Josef Ortheil das Autofahren fremd.

Als nächstes präsentierte uns Hanns-Josef Ortheil das Thema Mahlzeiten.
Nun, zu diesem Thema hat jeder sicher seine ganz eigene Meinung. Was Hanns-Josef Ortheil bemerkenswert findet, wenn er auf Reisen ist, ist das Essverhalten am Frühstücksbuffet im Hotel. Viele Gäste gehen ein- ums andere Mal zum Buffet und essen gar mehr, als sie benötigen, um satt zu sein. Daher bevorzugt Hanns-Josef Ortheil einen Hotelaufenthalt ohne Frühstücksbuffet und geht lieber zur Bäckerei nebenan und isst tatsächlich nur das, was er wirklich zum Frühstück essen mag.

Ein weiteres Thema behandelt sein Schriftstellerleben.

Hanns-Josef Ortheil wurde nicht als Schriftsteller geboren. Tatsächlich begann er zuerst sich mit Musik als mit Worten auszudrücken. Warum das so gewesen ist, konnte ich auf der Seite von Hanns-Josef Ortheil bei Wikipedia ergründen: durch mehrere Schicksalsschläge ist damals seine Mutter verstummt und damit auch Hanns-Josef Ortheil. Bis zu seinem 7. Lebensjahr blieb er stumm, erst dann begann er - nach vierjähriger Pause - wieder zu sprechen.

Seine Ausbildung zum Pianisten begann im Alter von 4 Jahren und endete im Alter von 24 Jahren.
Erst dann begann Hanns-Josef Ortheil mit der Schriftstellerei. Hanns-Josef Ortheil ist Schriftsteller, Drehbuchautor, Germanist und Hochschullehrer.

Was er bei seiner Tätigkeit als Autor erfahren durfte war, dass er als Autor plötzlich auch Lesungen halten können und Interviews geben soll.
Sein Buchtipp hierzu: Andy Warhols Interviews. Sie bestechen durch hemmungslose Positivität, sagt Hanns-Josef Ortheil.

Als letzten Punkt für diesen unterhaltsamen Abend hatte sich Hanns-Josef Ortheil den Sport ausgesucht. Auch wenn Hanns-Josef Ortheil einmal eine Spitzenzeit gelaufen ist, war Laufen absolut nichts für ihn. Das sollte sich nicht wiederholen!

Wiederholen soll sich auch nicht Hanns-Josef Ortheils Karriere als Pianist. - Als Pianist, so sagt Hanns-Josef Ortheil, muss man täglich üben. Spielt man mal eine Woche lang nicht, fehlt schon die Fingerfertigkeit, die Ruhe und Gelassenheit am Flügel, die man so dringend braucht, um ein Konzert geben zu können.
Privat setzt sich Hanns-Josef Ortheil schon mal wieder ans Klavier, nicht aber für Konzerte und öffentliche Auftritte.
Für das Hörbuch zu Was ich liebe und was nicht hat sich der Schriftsteller dennoch wieder ans Klavier gewagt.

Cornelia Fett und Hanns-Josef Ortheil
© Cornelia Fett

Quellen:
Wikipedia - Hanns-Josef Ortheil