Donnerstag, 26. Dezember 2019

Kissing Lessons - Helen Hoang


Kissing Lessons
(Kiss, Love & Heart-Trilogie, Band 1)
Hörbuch
gekürzte Ausgabe
Argon Verlag
Autorin: Helen Hoang
Sprecherin: Christiane Marx
aus dem Englischen von Anita Nirschl
2 MP3-CDs mit 8 Stunden 40 Minuten Laufzeit
erschienen am 23. Oktober 2019
ISBN 978-3839894194



Foto: Argon Verlag

Inhalt und Personen


Stella Lane ist Ökonometrikerin und erfolgreich in ihrem Job. Ihre Aufgabe ist es, wirtschaftliche Entwicklungen im Land anhand der vergangenen Realität zu prüfen und damit Unternehmen Entscheidungshilfen für größere Investitionen zu geben. Entsprechend hoch ist ihr Einkommen. Da sie selbst viel Zeit im Büro am Schreibtisch verbringt, führt sie so gut wie kein Privatleben. Das ist ihr auch nicht so wichtig, da sie Schwierigkeiten in sozialen Interaktionen hat. Stella hat das Asperger-Syndrom - eine Autismus-Spektrum-Störung.





Zwei Menschen aus ihrem direkten Umfeld lassen ihr jedoch keine Ruhe. Stellas Mutter wünscht sich ein Enkelkind - und damit eine Beziehung für Stella. Und auch Stellas Kollege Phillip legt ihr nahe, doch mal auszugehen, statt sich in ihrem Büro zu verschanzen.
Stellas Erfahrungen, was zwischenmenschliche Beziehungen mit dem anderen Geschlecht angeht, sind nicht nur überschaubar, sondern auch gleichermaßen schrecklich für sie gewesen. Schuld daran sind nicht nur ihre individuellen Bedürfnisse sondern eher auch ihre ignoranten Sexualpartner. Da sie glaubt, dass ihr nur die Übung fehle, kommt ihr der Gedanke, Intimität mit anderen Menschen zu erkunden und kennenzulernen. Mit wem könnte sie also besser "üben", als mit einem Eskort? - Einem Menschen, den sie beauftragt und dafür bezahlt, ihr das Küssen beizubringen und daran möglichst auch noch  Gefallen zu finden.

So lernt Stella Michael kennen.

Michael Phan arbeitet nebenbei als Eskort. Nicht, weil es ihm Freude bereitet, sondern aus familiären Gründen. Seine Familie allerdings weiß nichts von seinem lukrativen Nebenjob. Er unterstützt seine Mutter im Familienbetrieb bei Näharbeiten und sieht vor lauter Arbeit nicht, wie gut seine Werke tatsächlich sind.
Gemeinsam mit Stella begibt er sich auf eine Reise nicht nur zu ihren Empfindungen sondern auch zu seiner eigenen Gefühlswelt, die er "gut im Griff" vor sich selbst verborgen hält.



Meine Meinung 


Die Geschichte beginnt klar verständlich und im Verlauf des Geschehens ist ein roter Faden durchweg erkennbar. 

Der Schreibstil ist eingängig, die Wortwahl allerdings zum Teil ungewöhnlich. Ich kann mir gut vorstellen, dass es vielleicht an der Übersetzung durch Anita Nirschl liegt. Gestört hat mich das an einer Stelle, an der es heißt "... ihre Augen fliegen …". Also, wenn ich mir vorstelle, dass ihre Augen fliegen …, naja, das wäre dann wohl ein anderes Genre. Später flogen dann ihre Blicke, das war für mich schon bedeutend angenehmer. 

Das Projekt, das Stella und Michael mit harmlosen Küssen beginnen, weitet sich aus auf körperliche Intimität. Der gemeinsame Sex- und spätere Beziehungsunterricht wird zudem mit erotischen Szenen transportiert. Für einen Liebesroman war das für mich eine gelungene Überraschung, damit hatte ich in der Form nicht gerechnet. 
Die Szenen sind deutlich geschrieben und Stellas Wünsche klar zu verstehen. 

In ihrem Beruf muss Stella eine wahre Koryphäe sein, so viel Geld, wie sie verdient. Ihre Fähigkeit, sicherlich durch das Asperger Syndrom verstärkt, beschert ihr unaufgefordert Gehaltserhöhungen und eine Beförderung. Das ist eine tolle Leistung, zumal Stella sehr zurückhaltend ist. 

Michael hat mich als Person überrascht. Ich dachte, er wäre europäischer Herkunft. - Doch man sollte nie von sich auf andere schließen, nicht wahr? Tatsächlich ist er vietnamesisch-amerikanischer Herkunft. Und auch sonst ist er ein Mann, der gefestigt erscheint, doch immer wieder für eine Überraschung gut ist. Ein sehr vielfältiger Charakter neben Stella. 


Angetan von der Geschichte um Stella und Michael, habe ich mich weiter informiert. 

Das Asperger Syndrom hat mich beispielsweise sehr beschäftigt. Es ist eine Variante des Autismus, eine sogenannte Autismus-Spektrum-Störung. 
Obwohl sie weder eine Intelligenzminderung noch eine Entwicklungsverzögerung innehat, wird das Asperger Syndrom als psychische Störung eingestuft und gilt medizinisch als Krankheit. 
Menschen mit Asperger Syndrom haben oft Schwierigkeiten bei sozialen Interaktionen, der Kommunikation und der Reizverarbeitung. Dafür besitzen sie meist ausgeprägte außergewöhnliche Interessen. 
Es gibt beim Asperger Syndrom verschiedene Stufen. Menschen mit Asperger Syndrom können durchaus normal leben und die Störung nicht festgestellt sein. Sie gelten vielleicht als besonders Schüchtern oder besitzen ein kleines "Professor Syndrom". 

Die derzeit wohl bekannteste Person mit Asperger Syndrom ist Greta Thunberg. Ihren Einsatz in der Klimapolitik können wir in den Sozialen Medien beinahe täglich verfolgen. 

Weiter hat mich beschäftigt, wie Helen Hoang zu dieser Geschichte kam. Wieso beschäftigt sie sich mit dem Asperger Syndrom und woher weiß sie so viel über die Auswirkungen - gerade wenn es um individuelle Bedürfnisse und körperliche Intimitäten geht?

Das sind ja nicht gerade Fragen, die man jemandem beim Nachmittagskaffee stellt.

Helen Hoang ist 1982 geboren. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und einen Fisch als Haustier. Helen Hoang bevorzugt romantische Geschichten mit Happy-End. Für ihr neues Buchprojekt hat sie sich eine "gender-swapped" Geschichte á la "Pretty Woman" vorgestellt. Klingt interessant: Pretty Woman mit vertauschten Geschlechtern.

Anfangs ist Helen Hoang das meiner Meinung auch sehr gut gelungen. Die vertonte Umsetzung durch Christiane Marx ließ mich allerdings oft an Ana Steele aus Fifty Shades of Grey denken. Stella ist wie Ana in der Liebe nicht gerade erfahren und wirkt dadurch umso schüchterner. Wie Ana gerät Stella an einen äußerst attraktiven und selbstbewussten Mann. Das war es dann auch schon an Gemeinsamkeiten - doch die Parallelen, erst einmal entdeckt - ließen mich während der Geschichte nicht mehr los. 

Christiane Marx hat mit dem Klang ihrer Stimme die Geschichte eindrucksvoll erzählt und wiedergegeben, wie sie das Geschehen empfindet. Ich bin mir nicht sicher, ob ich beim puren Lesen der Geschichte das Geschehen anders empfunden hätte. Es bleibt eine Herausforderung für mich, zu einem späteren Zeitpunkt einmal das Buch zu lesen. Die schüchterne Zurückhaltung von Stella hat Christiane Marx sehr überzeugend dargestellt. 

Helen Hoang hat viel über Autismus recherchiert. Ihre Tochter hat eine Autismus-Spektrum-Störung, worin das ausgeprägte Interesse an dem Thema begründet ist. Während ihrer Recherchen musste Helen Hoang feststellen, dass sie selbst auch einer Autismus-Spektrum-Störung unterliegt. Durch die Recherche und die eigene, doppelte, Nähe zum Autismus war die Basis für ihr neues Buchprojekt geboren. 

Das Buch Kissing Lessons erreichte innerhalb kürzester Zeit die vierte! Auflage. Die Film, TV und andere Medien-Rechte sind bereits verkauft. Ich bin gespannt, wie es mit der Reihe weitergeht, denn Kissing Lessons ist der Auftakt einer Trilogie. 

Wir dürfen uns sicher auf ein Wiedersehen mit Stella und Michael freuen und hoffentlich die Nebencharaktere Quan Diep, Michaels vertrautestem Freund, und Khai, dem autistischen Cousin von Michael, näher kennenlernen.


Fazit


Kissing Lessons hat eine für mich bewegende Hintergrundgeschichte. Sie ist erfrischend, eindrucksvoll erzählt und lässt mich neugierig zurück. Ich würde sehr gern das Original von Helen Hoang lesen, da ich meine, dass durch die Übersetzung ins Deutsche durch Anita Nirschl als auch durch die Interpretation der Hörbuchsprecherin Christiane Marx mein persönlicher Freiraum des eigenen Kennenlernens der Geschichte und der Charaktere verloren gegangen ist.
Für den Hörgenuss der Geschichte an sich gibt es da ein keinen Abbruch. Mein Interesse an den Charakteren und zu den Hintergründen hat Helen Hoang mit ihrer Geschichte geweckt.

Wer an Abwandlungen der Geschichten Pretty Woman und Grundzügen des Charakters der Ana Steele aus Fifty Shades of Grey interessiert ist, ist mit Kissing Lessons in der deutschen Hörbuch-Fassung gut beraten. Allen, die jetzt neugierig geworden sind, wünsche ich viel Spaß bei der Lektüre oder dem Hörgenuss.


Quellen:

Argon-Verlag
Helen Hoang
Helen Hoang - Wikipedia
Interview in der Washington Post mit Helen Hoang



Sonntag, 27. Oktober 2019

Die Eulenflüsterin - Tanja Brandt


Die Eulenflüsterin - Was ich von meinen Tieren über das Leben lernte
Bastei Lübbe Verlag
Autorin: Tanja Brandt
erschienen am 30. September 2019
215 Seiten
ISBN 978-3-7325-8005-7



"Und während die beiden selbstvergessen umhertollen, renne ich hinterher und tauche ein in ihre Welt, von der ich ein Teil sein darf. Jetzt fällt alles von mir ab. Die ganze Hektik, der ganze Stress. Die Unsicherheit, dieses nagende Gefühl, nie genug zu sein, die Enttäuschungen meines Lebens." - Seite 13


Ein ganz und gar außergewöhnliches Buch. Tanja Brandt erzählt ihre Geschichte auf eine anschauliche und zu Herzen gehende Weise. Dabei lässt sie die menschlichen Untiefen und ihre eigenen Unzulänglichkeiten schonungslos aufeinanderprallen. Das Buch ist in zwei Teile unterteilt. Während im ersten Teil Kleine Wurzeln, keine Flügel der Fokus auf ihre Autobiografie gerichtet ist, erlebe ich im zweiten Teil Meine Tiere, mein Leben alles mit dem Blick auf die Tiere, die Tanjas Leben bislang bereichert haben.

Wenn ich mir das Leben von Tanja Brandt anschaue, bin ich überrascht, dass sie tatsächlich einmal Buchautorin werden wollte. Mit einem ganzen Keller voller Bücher, wie sie selbst erzählt, die sie dann an ihre ganzen Freunde verschenken kann. Doch das Leben hatte für Tanja Brandt andere Pläne. Tanja Brandt erzählt ihre Geschichte wie eine Vertraute, eine gute Bekannte und Freundin. Manchmal geht die Reise durch die Vergangenheit mit Zeitsprüngen einher, doch jedesmal kann ich die Geschehnisse wieder einfangen und die Erlebnisse zuordnen. Mit großem Respekt vor dem Werdegang und ihrer Leistung als Falknerin und Fotografin hat Tanja Brandt sich nun in mein Herz geschrieben.

Im Mittelteil des Buches befinden sich wundervolle Fotografien von Tanja Brandt mit ihren Eulen, Greifen und ihrem belgischen Schäferhund Ingo. Es ist eine wahre Freude diese Tiere betrachten zu dürfen. Die Aufnahmen fangen die Tiere wunderbar ein und im Anschluss beginnt auch schon der zweite Teil des Buches, in dem auf die Eigenheiten der einzelnen Tiercharaktere eingegangen wird. So ganz nebenbei lerne ich die Tiere kennen und ihre Besonderheiten zu schätzen. Ein tolles Leseerlebnis.

Fazit


Wer autobiografische Literatur in einem natürlichen Erzählstil und Greifvögel und Eulen mag, sollte sich Tanja Brandts Die Eulenflüsterin nicht entgehen lassen.





Weitere Titel der Autorin:

Wo die Liebe hinfliegt
Liebe verfliegt nicht
Nimm´s federleicht
Ich flieg auf dich


Schäfchen, Hase oder Kuh - welches Bauernhoftier magst du? - Katja Richert - Marina Rachner


Schäfchen, Hase oder Kuh - welches Bauernhoftier magst du?
Arena Verlag
Autor: Katja Richert
Illustrationen: Marina Rachner
Erstveröffentlichung: 18. Juni 2019
12 Seiten
ISBN 978-3-401-71307-6






Auf fünf Doppelseiten werden Bauernhoftiere gezeigt und mit einem gereimten Satz bedacht.
Die Tiere freuen sich auf ein Ereignis, das anfangs noch nicht verraten wird: die Geburt der kleinen Kätzchen. In fröhlichen Reimen bereiten sich die Tiere auf dieses schöne Ereignis vor.
Dazu gibt es auf der rechten Seite verschiedene Fühleffekte, so dass das Buch an Eindrücken nicht überladen wird. Das Kind kann sich gut auf diese eine Sache konzentrieren. Dabei variieren die Fühleffekte. Von Aussparungen und goldglänzenden Erhebungen, Glitzerblumen und Pferdefell kann das Kind sich hier erste Eindrücke verschaffen.

Ein vergnüglicher Lesespaß mit tollen Bildern.
Empfohlen wird das Buch ab einem Alter von 2 Jahren.




Dienstag, 15. Oktober 2019

Der siebte Schrei - Linda Budinger


Der siebte Schrei
Thriller
Bastei Lübbe AG
Autorin: Linda Budinger
ISBN 978-3-7325-6699-0
274 Seiten
erschienen am 1. Oktober 2019






Inhalt und Personen


Deacon "Dean" Hamilton bekommt eine Chance erneut als Ermittler tätig zu werden. Ein reiner Schreibtischjob ist für den Special Agent des FBI natürlich nichts, und da er einst sehr gute Arbeit geleistet hatte, bekommt er die Gelegenheit sich um einen sogenannten Cold Case zu kümmern und zu ermitteln. Sein damaliger Partner Miles Nash ist bei einem Einsatz ums Leben gekommen. An die Einzelheiten kann Dean sich nicht mehr entsinnen. Und derart traumatisiert kann Dean derzeit nicht in seinem ehemaligen Tätigkeitsbereich arbeiten.




Der Fall, den Dean bearbeiten darf, wird eilig, als der damalige Täter nun wieder einen Jungen entführt hat. Es handelt sich um den 10jährigen Gabriel Konic und die Zeit wird schnell knapp.
Sechs Jungen waren in den Jahren zuvor entführt und fünf dieser Jungen jeweils eine Woche später getötet aufgefunden worden. Der sechste Junge, der 9jährige Steve Wells, konnte entkommen.
Die Ermittlungen führen Dean zur Appaloosa Angels Ranch, auf der sich Steve zu Therapiezwecken aufhält.
Eine Befragung gestaltet sich schwierig, da Steve nicht nur noch traumatisiert ist, sondern auch stumm. Steve leidet von Geburt an unter Synechie, die in seinem Fall einen totalen Stimmverlust zur Folge hat. Doch mit viel Empathie und der Hilfe von Marina, die die Appaloosa Angels Ranch führt und mit den Kindern arbeitet, gelingt es Dean, zu Steve vorzudringen und mittels Gebärdensprache zu verstehen.



Meine Meinung


Mit Der siebte Schrei ist Linda Budinger ein atemberaubender Thriller gelungen. In verschiedenen Erzählebenen erfahre ich als Leser die Geschichte von verschiedenen Seiten. Da sind zum Einen die Hintergründe, die zu Special Agent Deans Trauma führten. Ich lerne den Mörder kennen, der hier als Ich-Erzähler eine ungewöhnliche Nähe aufbaut und erfahre mehr über das Leben mit Handicap. Bei den Erzählungen um Steve steigt meine Aufmerksamkeit und ich reagiere sensibel. Bei den Erzählungen des Täters sind meine Sinne geschärft und ich warte darauf, dass er einen Fehler macht und sich zu erkennen gibt.
Die Geschichte ist spannend erzählt und die Eindrücke sehr lebendig nachzuvollziehen. Dabei setzt die Autorin gekonnt Entspannungsszenen ein, in dem sie mich zwischendurch durch Unerwartetes auflachen lässt. Die Bemerkungen wirken ungekünstelt und natürlich. Anschließend kann ich mich wieder dem spannenden Geschehen widmen.

"Mann, der Typ hatte einen schon totgequatscht, ehe man es selbst mitkriegte." - Seite 162

Der Erzählstil ist der jeweiligen Ebene geschickt angepasst, so dass ich stets authentisch unterhalten werde. Das passt super zu den jeweiligen Charakteren und rundet die dargestellte Person ab, so dass ein stimmiges Bild erzeugt wird.

"Ich jedoch sehe die nachfolgende Welle zarte Nachbilder in Orchideenrosa hervorbringen. Drei, vier Linien schlängeln sich wie Schleifenbänder umeinander. Beruhigende Formen füllen mein geistiges Refugium, in das niemand eindringen und in dem keiner Forderungen an mich stellen kann." - Seite 163

Ich habe die Geschichte gern gelesen und habe ein ums andere Mal den Atem angehalten, wenn die Spannung sich wieder zuspitzte. Ein hervorragender Thriller, bei dem ich hoffe, dass es der erste Band einer Serie um Deacon "Dean" Hamilton wird.


Fazit


Wer gern Thriller liest, wird von Der siebte Schrei begeistert sein. Eine absolute Leseempfehlung!




Montag, 30. September 2019

Melmoth - Sarah Perry


Melmoth
Roman
Eichborn Verlag
in der Bastei Lübbe AG
Autorin: Sarah Perry
ISBN 978-3-8479-0664-3
336 Seiten



Inhalt und Personen


Sarah Perry hat sich einen der besten englischsprachigen Werke der schwarzen Romantik vorgenommen: Melmoth the Wanderer von Charles Robert Maturin.
In ihrer Adaption ist Melmoth eine Frauengestalt, die sich sozusagen an die Fersen derjenigen zu heften scheint, die durch eine vermeintlich schlimme Tat ein schlechtes Gewissen hegen.




Protagonistin - neben Melmoth - ist in diesem Roman Helen Franklin. Helen Franklin ist 42 Jahre alt, als Übersetzerin tätig, und lebt, als hätte sie ihr Leben bereits verwirkt. Sie gönnt sich keine Freude, kein Wohlbefinden. Einzig ihre Freunde Karel und Thea bringen gelegentlich Abwechslung in ihr Leben. Helens Leben ändert sich, als sie Karels jüngst geerbtes Manuskript zum Lesen erhält. Immer wieder fragt sich Helen, wieviel Wahrheit in diesen Aufzeichnungen steckt und immer mehr spürt sie die Last ihrer Vergangenheit.


Meine Meinung


Mit Melmoth erlebt für mich der englische Schauerroman ein Comeback. Angelehnt an die 1820 erschienene Geschichte Melmoth the Wanderer erzählt Melmoth die Geschichte einer Frau, einer einsamen Zeugin der Greueltaten dieser Welt. Während Melmoth the Wanderer um seinen Wissensdurst zu stillen einen Pakt mit dem Teufel schloss auf der Welt umherwandert um jemanden zu suchen, der seinen Platz einnimmt und schließlich seine Seele rettet, sucht die Melmoth aus Sarah Perrys Geschichte eine Begleitung auf ihrer einsamen Wanderung.

Sarah Perry spielt in Melmoth mit den Gewissensbissen, dem schlechten Gewissen, mit dem der Mensch sich im Laufe der Jahre meist seit Kindheitstagen oder früher Jugend plagt.
Kleine wie große Sünden werden thematisiert und im Laufe der Geschichte durch das Manuskript, das Helen zu lesen erhält, verdeutlicht und bildhaft dargestellt. Melmoth regt dazu an, sich mit seinem eigenen Gewissen auseinanderzusetzen. Was ist wahr? Was vielleicht im Laufe der Zeit übertrieben oder verblasst? Melmoth regt außerdem dazu an, genauer hinzusehen. Selbst Zeuge zu werden und zu handeln.

"Aber Helen lässt sich nicht täuschen, hat sie nie - die böhmischen Genüsse sind nichts für sie. Nie stand sie vor dem Glockenspiel der Astronomischen Uhr, deren Erbauer man die Augen ausstach, damit er der Stadt keine Schande machen und anderswo eine noch bessere Uhr bauen konnte; sie hat auch noch nie Geld für eine Matrjoschka im Scharlachrot der englischen Fußballnationalmannschaft ausgegeben oder in aller Ruhe den Sonnenuntergang über der Moldau bewundert. Sie ist hier im Exil, denn sie hat sich eines Verbrechens schuldig gemacht, für das es, wie sie fürchtet, keine angemessene Wiedergutmachung gibt; und jetzt verbüßt sie bereitwillig ihre lebenslange Strafe, die sie sich als ihre eigene Anklägerin und Richterin auferlegt hat." - Seite 15


Die Geschichte um Melmoth ist intelligent und unterhaltsam erzählt. Die Ursache des Schreckens - der Darstellung der eigenen Schuld - ist bildlich dargestellt, lässt aber über Melmoth die notwendige Distanz spüren.

"Doch Alice wich und wankte nicht und sagte, es sei besser, die Flammen für wenige Stunden zu ertragen als bis in alle Ewigkeit." - Seite 113

Sarah Perry arbeitet in dem Buch mit zum Teil langen und aufzählungsreichen Sätzen. Diese lese ich mit Bedacht, um nichts zu verpassen. Die Geschichte an sich ist flüssig erzählt, auch wenn es zu einem - angekündigten - Wechsel des Ortes und der Personen kommt.

Melmoth ist eine fiktive Geschichte, die gut recherchiert auf geschichtliche Details verweist. Das macht das Buch für mich sehr spannend. Unterhaltsam werde ich immer wieder auf neue Begebenheiten verwiesen, die teils in gut ausgearbeiteten Fußnoten erklärt werden. Melmoth lässt sich aber auch als spannender Unterhaltungsroman lesen, ohne auf diese Details näher eingehen zu müssen. Und doch ist Melmoth keine leichte Kost.

Mir imponiert der Wechsel zwischen dem Verständnis tiefer Empfindungen und dem Versuch der Charaktere, darüber erhaben hinwegzugehen. Ein wahrer Drahtseilakt auch für meine Empfindung beim Lesen.


Fazit


Ein Buch für alle, die sich mit ihrem Gewissen und dem Wissen darum auseinandersetzen. Dazu ein unterhaltsamer und zudem informativer und gut recherchierter Schauerroman.









Montag, 23. September 2019

Novum auf der Frankfurter Buchmesse 2019 - der Deutsche Verlagspreis


Am 18. Oktober 2019 wird auf der Frankfurter Buchmesse erstmalig ein ganz besonderer Preis verliehen: der Deutsche Verlagspreis.

312 Verlage aus ganz Deutschland haben sich um diese Auszeichnung beworben. Davon dürfen sich 66 Verlage über die Auszeichnung freuen. Verliehen wird der Preis von Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die den Deutschen Verlagspreis im vergangenen Jahr ins Leben rief.

Die 66 Verlage sind bereits über die Auszeichnung informiert. Drei Verlage erhalten ein undotiertes Gütesiegel, die drei besten Verlage erhalten jeweils eine Prämie in Höhe von 60.000,00 € und das Gütesiegel, die weiteren 60 Verlage erhalten neben dem Gütesiegel eine Prämie in Höhe von 15.000,00 €.

Wer die drei besten Verlage sind, wird allerdings erst bei der Verleihung am 18. Oktober 2019 bekannt gegeben. Für 63 Verlage wird es dann noch einmal richtig spannend. Die Preisträger der undotierten Gütesiegel wurden bereits bekannt gegeben. Dabei handelt es sich um den Reclam  Verlag, den Schwaneberger Verlag und die Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

Wie sahen die Kriterien der Bewerber aus? Entscheidend war vor allem das Verlagsprogramm, kulturelles Engagement, die Umsetzung innovativer Projekte sowie eine besonders hohe Qualität in der verlegerischen Arbeit.

Besonders spannend für mich ist, dass einer der Preisträger der Verlag zu Klampen! ist, von dem ich erst einige Tage zuvor ein Buch erworben hatte. Ein Buch, das seit geraumer Zeit auf meiner Wunschliste stand: Der Traum vom Weltreich. Geschichte und Geschichten zur Personalunion Hannover - England 1714 bis 1837 von Margarete von Schwarzkopf. Ebendiese hat mich während ihrer Premierenlesung zu ihrem neuen Krimi am 23. September 2019 auf diesen tollen Preis aufmerksam gemacht.

Ich finde es toll, dass kleine und unabhängige Verlage mit dem Gütesiegel und der Prämie in ihrem Schaffen unterstützt werden.

Sonntag, 22. September 2019

Die einzige Zeugin - Tove Alsterdal


Die einzige Zeugin
Kriminalroman
Bastei Lübbe Verlag
Autor: Tove Alsterdal
ISBN 978-3-404-17885-8
512 Seiten



Inhalt und Personen


Die psychiatrische Anstalt Beckomberga wurde vor Jahren geschlossen. Dort ist jüngst ein Wohngebiet entstanden. Einfamilienhäuser in Waldrandnähe locken neue Hausbesitzer an.

Unter den neuen Hausbesitzern befindet sich Svante Levander mit seiner jungen Freundin Jannike. Sie sind noch dabei, sich häuslich einzurichten, als Svante bei einem abendlichen Gang vom Supermarkt nach Hause ermordet wird.




Svantes Ex-Frau Eva Levander-Olofsson war zur Tatzeit bei ihm und hat später die Polizei verständigt. Die Indizien sprechen dafür, dass Eva die Tat begangen hat. Die einzige Zeugin, eine Bettlerin, mit der Eva vor der Tat noch gesprochen hat, ist verschwunden.

Eva will zunächst ihren Sohn Filip sprechen und ihn überzeugen, dass sie die Tat nicht begangen habe, doch das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn steht nicht zum Besten.

Zur selben Zeit findet Svantes Nachbar Niklas im Zimmer seines Sohnes einen Gegenstand, der darauf schließen lässt, dass der Mord an Svante womöglich nicht der einzige in dieser Gegend war.



Meine Meinung


Die Geschichte rund um Beckomberga ist spannend erzählt. Leider verliert sich die Autorin Tove Alsterdal in zu vielen Details vor allem rund um die Flüchtlinge aus Rumänien. Beim Lesen gewann ich den Eindruck, sie müsste alles, was sie dazu recherchiert hat, nicht nur für eigene Aufzeichnungen und ihr Hintergrundwissen festhalten, sondern auch dem Leser mit auf den Weg geben.
Da es sich zum überwiegenden Teil um für mich mit dem Fall an sich nicht relevanten Informationen handelte, fiel es mir immer schwerer, der Geschichte zu folgen. Als Leser benötigte ich daher auf rund 150 Seiten im Mittelteil einen langen Atem, um der Geschichte dennoch weiter zu folgen.
Dann nimmt die Geschichte aber wieder an Fahrt auf. Es wird ermittelt, gerätselt, gegrübelt und Literaturstellen werden nachgeschlagen. Und dann war ich auch wieder mitten im Geschehen.

In verschiedenen Erzählsträngen erfahre ich mal etwas über die ehemalige Psychiatrie, mal etwas über Evas und Svantes gemeinsame Zeit, etwas über eine scheinbar verwirrte Person, und die neue Wohngemeinschaft Beckombergas. Die polizeilichen Ermittlungen sind hingegen in diesem Kriminalroman nur am Rande erwähnt und machen die Geschichte nicht aus.

Für mich war der Roman zu überladen an Informationen, um der Geschichte genügend Raum zu lassen, Der Stil war mal anders und interessant zu lesen, reicht aber an ermittlungsreicher und spannungsgeladener Literatur nicht heran. Es liest sich eher wie eine Aneinanderreihung Tove Alsterdals Recherchearbeit zu einem Krimi, der spannend hätte erzählt werden können.


Fazit


Wer bei einem Kriminalroman nicht unbedingt auf Ermittlungsarbeit Wert legt und Hintergrundinformationen zur Flüchtlingsproblematik in Schweden wertschätzt, ist mit diesem Roman gut beraten.





Sonntag, 8. September 2019

Apfelträume am Meer - Anne Barns


Apfelträume am Meer
Kurzroman
MIRA Taschenbuch
Harper Collins Verlag
Autorin: Anne Barns
eBook
ISBN 978-3-745750148
56 Seiten





Merle
ist von München auf die Insel Juist gezogen und leitet dort gemeinsam mit ihrer Freundin Conny ein Café. Unterstützt wird Merle von ihrer Oma Enna und ihrer Freundin Agata, die sich um die neben dem Café befindliche Pension kümmert.

"Was meinst du, Merle? Ob er vielleicht Probleme hat? Du weißt schon mit was." Sie sieht zu meiner Oma. "Entschuldigung, Frau Tamena … Enna." Oma grinst breit. "Das scheint ein interessanter Abend zu werden." - Seite 20






Merles Herz hingegen gehört Jannes, der nach einem kurzen Streit plötzlich von der Bildfläche verschwindet. Nicht einmal die letzte Nachricht von Merle hat er auf seinem Handy aufgerufen - geschweige denn darauf geantwortet. Und dann reist ihm auch noch sein Bruder Ole hinterher und Agatas Freund sagt seine Verabredung mit Agata ab.


Meine Meinung


Eine bezaubernde Urlaubskulisse, vielschichtige Charaktere und aus dem Leben gegriffene Herausforderungen machen diesen Kurzroman zu einem idealen Begleiter, um jetzt im Sommer einmal dem eigenen Alltag zu entfliehen. Der Schreibstil ist leicht und beschwingt und trägt mich mit Witz und Humor durch das Geschehen. Dabei kommt es zwischen den Charakteren auch zu spannenden Momenten, in denen ich Daumen drücke und überlege, was denn nun passiert sein könnte. Doch lange werde ich bei diesem fröhlichen Kurzroman nicht auf die Folter gespannt.

Als Bonus befinden sich am Ende des Kurzromans dann auch noch die Rezepte zu den in der Geschichte erwähnten Köstlichkeiten: Oma Ennas Johannisbeer-Sirup und Oma Ennas bestes Waffelrezept.


Zur Autorin


Unter dem Pseudonym Anne Barns schickt Andrea Russo ihre Charaktere und damit auch den Leser auf die Insel und verwöhnt daneben mit kulinarischen Köstlichkeiten. Zum Abschluss eines jeden Romans darf sich der Leser dann noch auf die Rezepte freuen, die am Ende des Buches mit abgedruckt sind.
Andrea Russo verknüpft damit ihre Leidenschaft für leckere Gaumenfreuden, Reisen ans Meer und für uns zu Schreiben.
Ihr neuer Roman heißt Bratapfel am Meer und wird im Herbst 2019 erscheinen.


Fazit


Genau das richtige Buch um bei einer kleinen Pause entspannt den Sommer zu genießen und sich ans Meer zu träumen.


Sonntag, 1. September 2019

Swimmingpool - Mord unter Stars - Luc Winger


Swimmingpool - Mord unter Stars
Ein Saint-Tropez-Krimi
BoD - Books on Demand
Autor: Luc Winger
ISBN 978-3-74482174-2
316 Seiten
erschienen am 26. Juni 2019



Inhalt und Personen


Swimmingpool - Mord unter Stars heißt dieser Krimi, der im August 1968 im schönen Saint Tropez spielt. Die Protagonisten lerne ich zuvor auf den ersten Seiten im Kindesalter kennen - eine jeweils kurze, aber bedeutende Episode, die an beiden nicht spurlos vorbei geht.

Erst dann gelangen wir in das Jahr 1968 und lernen Aurélie und Serge als junges Paar in ihrem Urlaub in Saint Tropez kennen. Über die Liebe zum Film haben sie sich bei einer zufälligen Begegnung kennengelernt und sind nun mit Freunden zum Campen gefahren.

Ganz besonders angetan ist Serge, als er erfährt, dass in Saint Tropez gerade ein Film gedreht wird und er eventuell die Möglichkeit erhält, beim Dreh dabei sein zu können. Der Film heißt La Piscine und niemand geringeres als Alain Delon und Romy Schneider sind die Hauptdarsteller. Serge will später unbedingt in der Filmbranche tätig sein und selbst Schauspieler werden, dass die Maskenbildnerin, die ihn mit an das Set nehmen will, auch noch überaus hübsch ist, sieht Aurélie mit gemischten Gefühlen.

Als dann am Set ein Mord geschieht, erscheinen die Prioritäten in einem ganz anderen Licht.


Meine Meinung


Der Schreibstil ist ebenso erfrischend, wie das Cover und der Buchtitel. Trotzdem zunächst die einschneidenden Ereignisse aus der Kindheit geschildert werden, bekomme ich einige Seiten später einen Einblick ins Urlaubsparadies Saint Tropez. Mit ihrer Fröhlichkeit und Energie reißen mich die Protagonisten Serge und Aurélie förmlich mit. Fasziniert vom Geschehen mag ich das Buch bald nicht mehr aus der Hand legen. Neugierig verfolge ich das bunte Treiben am Strand und später die Aufregung am Set. Der Autor Luc Winger deutet hier geschickt die Möglichkeiten an, nur um sie später durch mich in Zweifel ziehen lassen zu können. Dabei bedient er sich bei der Aufklärung des Mordfalls einer taffen, Gitanes qualmenden Madame la Commissaire, die bei mir schnell an Sympathie gewinnt.

Auch die anderen Charaktere sind bildhaft beschrieben und haben hohen Wiedererkennungswert, so dass ich sie schnell zuordnen kann. Das macht die Geschichte zu einem lebendigen Leseerlebnis.


Fazit


Gute Unterhaltung mit einem Krimi, der raffiniert an den gleichnamigen Film angeknüpft ist.


Freitag, 30. August 2019

Washington Black - Esi Edugyan


Washington Black
Roman
Eichborn Verlag
Autorin: Esi Edugyan
ISBN 978-3-8479-0665-0
510 Seiten
erscheint am 30. August 2019




Inhalt und Personen


Washington Black handelt von einem 11jährigen Jungen namens George Washington "Wash" Black. Bereits in Sklavenhaltung geboren, wird er von einer Sklavin namens Big Kit beschützt, die ihn mit immer widersprüchlichen Aussagen durch die ersten Jahre begleitet.
1830 stirbt der Plantagenbesitzer und sein Neffe Erasmus Wilde übernimmt als neuer Master die Plantage auf Barbados. Seitdem sind tätliche Übergriffe auf die Sklaven an der Tagesordnung. Als Überleben und dabei unversehrt zu bleiben aussichtslos erscheint und auch eine Flucht unmöglich ist, beginnen die Sklaven sich selbst das Leben zu nehmen, in der Hoffnung, frei und in der Heimat wiedergeboren zu werden.


Zu dieser Zeit trifft Erasmus jüngerer Bruder Christopher "Titch" Wilde auf der Plantage ein. Titch hält nichts von Sklaverei. Für ihn sind alle Menschen gleichwertig und gleichberechtigt. Er wird auf den 11jährigen Wash aufmerksam und bittet seinen Bruder, ihm den Jungen für seine wissenschaftlichen Studien als Assistent zur Verfügung zu stellen. Titch arbeitet gerade daran, einen Wolkenkutter erstmals in die Luft zu bringen.

Mit diesem Wolkenkutter machen sich Titch und Wash auf zu einer Reise in die Freiheit.
Und so beginnt für Wash eine Reise in eine nie auch nur zuvor erahnte Welt voller neuer Eindrücke.

"Und so starben wir also nicht. Der kräftige Mann mit der Axt stellte sich als der Schiffskapitän heraus, ein in Deutschland geborener, zufällig zum Engländer gewordener Seefahrer namens Benedikt Kinast." - Seite 171



Meine Meinung


Esi Edugyan schreibt, was manche nur in Bildern auszudrücken vermögen. Sie findet Worte, die mit einer Liebe zum Detail angefüllt sind, dass das Geschehen vor meinem geistigen Auge zum Leben erwacht. Ich genieße die Beschreibungen und werde Teil dieser Geschichte. Während sich die Charaktere unterhalten, streiten, diskutieren und sich erklären, fühlt es sich fast so an, als könnte ich das Geschehen greifen.

Das Buch ist in vier Abschnitte unterteilt und handelt von den verschiedenen Lebensabschnitten des jungen Wash. Dadurch sind die 510 Seiten sehr angenehm zu lesen. Jedes dieser Abschnitte ist zusätzlich in Kapitel unterteilt, die in der Länge variieren.

Während des Lesens beschäftige ich mich immer mehr mit den Aussagen von Wash, die durch eine Vielzahl von geschilderten Wahrnehmungen unterstrichen werden. Da ist die Stimme, sein Schweigen, seine Blicke. Die Verbundenheit, die er sucht, wird beim Lesen spürbar.

Wie fühlt man sich, wenn man plötzlich zu niemanden gehört und zuvor in Besitz von jemanden aufwächst? Das ist die Frage, die sich mir immer wieder stellt.

In Washington Black geht es um Freiheit. Körperliche Freiheit.
Und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten der persönlichen Freiheiten.

Dieses Abenteuer, zu Überleben und in Freiheit zu gelangen, konnte ich an der Seite von Wash erleben. Ein zutiefst berührender Roman.


Fazit


Ein zutiefst berührender Roman. Washington Black ist für alle, die mit Wash das Abenteuer zu Überleben, die Gefahren der Freiheit und das Leben bestehen wollen.





Samstag, 24. August 2019

Amalientöchter - Joan Weng


Amalientöchter
Roman
Aufbau Verlag
Autorin: Joan Weng
ISBN 978-3-7466-3508-8
382 Seiten
erschienen am 16. August 2019




Inhalt und Personen


Klara Heinemann ist die Protagonistin dieser Geschichte und wartet nun - nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Abiturs - auf die Rückkehr ihres Freundes Fritz Faber. Dieser ist zu der Zeit noch in Berlin als Arzt tätig, wird aber bald zurück in Weimar erwartet. Offiziell verlobt sind die Beiden noch nicht, aber das sollte nur noch eine Formalität sein.

Der erste Weltkrieg ist gerade vorbei und in Berlin wird jede helfende Hand gebraucht. So kommt Fritz nur nach Weimar zurück, um neu ausgestattet wieder nach Berlin zu reisen. Doch diesmal lässt Klara nicht zu, dass er sie in Weimar zurücklässt und so reist sie ihm einige Tage später nach.



In Berlin ist der Umbruch durch die Ablösung der Monarchie deutlich spürbar. Ebenso die Emanzipation der Frauen. Klara hält nicht viel von den gesellschaftlichen Konventionen der Frauen, auch wenn sie danach erzogen wurde. So passt sie ihr Äußeres ihren inneren Idealen an, orientiert an Frauen, die ähnlich wie Herzogin Anna Amalia, eigene und ungewöhnliche Wege gehen.



Meine Meinung


Klara erlebe ich als eine aufgeweckte junge Frau, die neugierig und begeistert vom Umbruch und der Emanzipation der Frauen von Weimar in die große Stadt Berlin aufbricht. Dort findet sie schnell Gefallen an der Eigenständigkeit und will unabhängig sein. Eine selbstbewusste junge Frau, die für sich selbst sorgen kann und will. Das Wahlrecht hatten die Frauen sich gerade erkämpft, nun durfte es gern noch ein paar Schritte weitergehen.


"Denn solche Frauen wären es, die aus einer weichen Auslegung des Gesetzes ihre wirtschaftlichen Vorteile zögen. Am Ende würden hier sogar unschuldige Männer verführt." - Seite 346


Der Schreibstil ist dermaßen mitreißend, dass ich mich beim Lesen flink an Klaras Fersen heftete, um mitzukommen. Sie sprüht vor Leben und ist ein echter Wirbelwind. Damit hat sie mein Herz im Sturm erobert.

Mir gefallen lebendige, starke Frauencharaktere und das verkörpert Klara. Und doch kann sie sich auch zurücknehmen, wenn Zurückhaltung gefragt ist und sie weiß, dass sie gerade nicht vernünftig punkten kann. Das macht die Geschichte um Klara auch immer wieder spannend.

Die geschichtlichen Ereignisse um die gerade in den Anfängen befindliche Weimarer Republik sind toll eingebunden. Am Ende des Romans befindet sich neben eines Glossars auch noch ein Nachwort der Autorin Joan Weng, in dem sie erzählt, wie sie die historischen Ereignisse eingebunden und was sie frei erfunden hat. So hatte ich ganz nebenbei auch noch eine unterhaltsame Auffrischung in Geschichte.

Auch die weiteren Charaktere sind sehr lebendig dargestellt. Vor allem die Freunde von Klara und ihrem Freund Fritz. Die Familie bleibt eher im Hintergrund, ist aber trotzdem stets präsent.


"Lotti seufzte, Grete seufzte, und dann schlang sie ihre Arme um Klara, drückte sie fest, flüsterte leise: "Dann nimm wenigstens meinen guten Koffer, dass der auch mal was von der Welt sieht."" - Seite 57


Es hat mir große Freude bereitet, Berlin und Weimar zu der Zeit von 1918/1919 zu erleben. So wurde für mich Geschichte wieder lebendig und Berlin war mir sehr nah.


"Ich muss jestehen, ich hab mir dir jar nich so hübsch vorjestellt. Weil der Fritz immer nur so von deinem Charakter schwärmt, und normalerweise, also wenn ein Mann die Wahl hat, juter Charakter oder fesch in der Bluse, also da jehen die Ideal jern mal flöten." - Seite 67


Fazit


Ein Roman für alle, die gern mit einer fiktiven bezaubernden Protagonistin in die Zeit nach dem ersten Weltkrieg zurückreisen und die Anfänge der Weimarer Republik und die Emanzipation der Frauen erleben wollen.











Sonntag, 18. August 2019

Offline Day


Offline Day
als Auftakt zum bald erscheinenden Buch

Offline
- Du wolltest nicht erreichbar sein. Jetzt sitzt du in der Falle.
S. Fischer Verlag
Autor: Arno Strobel
ISBN 978-3-596-70394-4
368 Seiten
erscheint am 25. September 2019




Angelehnt an den bald erscheinenden Roman Offline von Arno Strobel hat sich der S. Fischer Verlag eine ganz besondere Aktion ausgedacht. Am Donnerstag, dem 15. August 2019 dürfen Leser eine exklusive 100-seitige Leseprobe lesen und - passend zum Titel - dabei den ganzen Tag Offline sein.

Auch LovelyBooks hat das Projekt mit aufgenommen. Dort beteiligten sich rund 500 Leser an der Aktion.

Wie ist es mir dabei ergangen, einen Tag lang Offline zu sein?


Ich gebe zu, mittlerweile kann ich mir einen Tag ohne Internet kaum vorstellen. Jedenfalls Tage mit regulärem Ablauf. Bei einem Wellnesstag habe ich damit kein Problem. Da nehme ich weder mein Mobiltelefon noch meinen Laptop mit. Aber sonst?

Selbst, wenn ich lese, gibt es immer wieder Dinge, die ich sofort wissen, sofort recherchieren muss.
Ich muss ergründen können, ob es tatsächlich so ist, wie es beschrieben steht. Ich schaue mir gern den Ort oder Besonderheiten in den genannten Orten an. Und, wenn mir mit einem Mal einfällt, ob ich einen Autoren treffen kann, muss ich gleich nachsehen, ob eine Lesung - vorzugsweise in der Nähe - veranstaltet wird. Und dann will ich natürlich auch gleich Buchen und das Ticket kaufen.

Da ich keinen Wellnesstag einlegen konnte, musste ich also gut vorbereitet sein. Das Mobiltelefon ist Offline gestellt und ich habe mich zu Hause eingeigelt: zunächst mit einem Hörbuch und später, als am Nachmittag die Leseprobe mit der Post kam, mit den ersten 100 Seiten Offline.

Der Vormittag mit dem ausgeschalteten Mobiltelefon und dem Hörbuch verging erstaunlicherweise gut und schnell, da ich darüber gut abgelenkt war und sich das Telefon auch nicht rappeln und rühren konnte.
Als ich dann am Nachmittag allerdings mit der Leseprobe anfing, wurde ich etwas nervös. Dort sollten die Protagonisten ihre Telefone ausschalten, eintüten und abgeben und sich dann auf den Weg in die Berge begeben. Da waren meine Nerven das erste Mal angespannt und ich schaute nervös zum Handy. Mal im Ernst: wer denkt sich so etwas aus? - Arno Strobel in Offline


Wie ist es mir mit der Leseprobe Offline im Offline-Modus ergangen?


Wie bereits erwähnt, wurde ich schon nervös, als die Charaktere ihre Mobiltelefone abgeben mussten. Ständig warf ich einen Blick aufs Handy, doch das blieb still. Ich widerstand mit Mühe dem Impuls das Display zu aktivieren. - Der nächste Schritt wäre unweigerlich Online zu gehen, um meine Neugier zu befriedigen. Doch das wollte ich mir selbst nicht antun: war ich doch schon so weit gekommen. Schließlich war es bereits früher Abend.

Als nächstes dachte ich, wie gefährlich und fahrlässig so eine Wanderung in die Berge zu einem unbewohnten Hotel doch ohne Mobiltelefone ist. Wieder warf ich einen Blick aufs Handy.

Im Verlauf der Geschichte war ich immer wieder froh, nicht in den Bergen unterwegs zu sein, sondern sicher zu Hause auf dem Sofa. Sonst hätte ich sicher dem Impuls nicht widerstehen können, das Telefon einzuschalten und Online zu gehen.

Die Geschichte ist superspannend geschrieben. Obwohl ich darauf vorbereitet bin, dass etwas in naher Zukunft geschieht, bin ich total gebannt und lese mit steigendem Entsetzen, was sich mir offenbart. Ich bin sehr gespannt auf Offline und freue mich auf den Erscheinungstermin am 25. September 2019.








Dienstag, 6. August 2019

Der Kinderflüsterer - Alex North


Der Kinderflüsterer
Roman
Blanvalet Verlag
Autor: Alex North
ISBN 978-3-7645-0710-7
444 Seiten


Inhalt und Personen


Als Rebecca plötzlich stirbt müssen ihr hinterbliebener Mann Tom und ihr kleiner Sohn Jake nicht nur den Verlust überwinden, sondern auch zueinander finden. Vater und Sohn sind sehr empfindsam und so fällt es beiden eher schwer, sich auf den anderen völlig einzulassen.
Mit einem Umzug in ein neues Zuhause wollen sie sich die Zukunft neu gestalten. Ein altes Haus in dem kleinen Ort Featherbank weckt Jakes Interesse und da es bezahlbar ist und es Jake gefällt, lässt Tom sich darauf ein.
Beide ahnen nicht, dass 20 Jahre zuvor in diesem Ort schon einmal kleine Jungs entführt und getötet wurden. Von einem fehlt bis heute jede Spur. Obwohl der Täter seinerzeit überführt wurde und noch einsitzt, ist jetzt wieder ein Junge verschwunden. Die Ermittlungen schließen auf einen Komplizen, denn die Umstände ähneln sehr den Taten von vor 20 Jahren.
Einem Ermittler ist bis heute daran gelegen den fünften Jungen von damals zu finden: DI Pete Willis.


Meine Meinung


Alex North ist mit Der Kinderflüsterer ein ganz besonderer Roman gelungen. Der Kinderflüsterer ist spannend und tiefgründig. Als Leser werde ich langsam an das Geschehen herangeführt. Featherbank - der Name des Ortes, in dem das Grauen vor 20 Jahren einzog - weckt einen eigentümlichen Nachhall. Ich fühle mich beim Lesen wie auf einem schmalen Grat in einer Geschichte von Stephen King.

Jake ist nicht der Erzähler, der in der Ich-Person agiert, für mich allerdings der Hauptcharakter. Ein ganz normaler Junge. Und doch verfügt er über eine scheinbar übernatürliche Gabe. Immer wieder unterhält er sich mit seiner imaginären Freundin. Einem Mädchen in seinem Alter, das ihm zur Seite steht. In Featherbank angekommen, ist die Stimme des Mädchens jedoch nicht mehr die einzige, die er hört. Vor seinem Fenster hört er ein Flüstern.

Die Vater-Sohn Beziehung hingegen ist von eher gewöhnlichen Problemen geprägt. So empfindet der Vater seine Bemühungen im Hinblick auf seinen Sohn als unzulänglich. Stets denkt er daran, wie einfach es für Rebecca als Mutter war, mit Jake zusammen zu sein. Und dann wieder wird ihm gegenwärtig, wie schwer es für ihn ist, seinen eigenen Sohn zu verstehen. Vor allem dann, wenn Jake schweigt.

Mit viel Feingefühl wird in Der Kinderflüsterer Spannung aufgebaut, die mich die Luft anhalten lässt. Entspannungsphasen zum Durchatmen erhalte ich durch die Perspektivwechsel der kurz getakteten Kapitel. Das eröffnet mir die Möglichkeit, das Geschehen von allen Seiten zu verfolgen.

In der Ich-Person erzählt Jakes Vater, Tom Kennedy, sehr eindrücklich von seinem Bestreben, Jake näher sein zu wollen. Ich erlebe den Verlust seiner Frau Rebecca und durch Rückblenden seine Kindheit. Das lässt Tom Kennedy zu einem vielschichtigen Charakter werden.

Über den Erzähler erfahre ich in den weiteren Kapiteln mehr über Jake, DI Pete, das Ermittlerteam und begleite den Täter. Zum Ende hin spitzen sich in allen Erzählsträngen die Ereignisse immer mehr zu und ich mag das Buch nicht mehr zur Seite legen. Beeindruckend und menschlich nachvollziehbar wird die Geschichte von allen Seiten erzählt, so dass sich die Handlungen echt anfühlen und noch Tage später präsent ist.

Der Erzählstil ist eingängig, daneben oft geprägt von Erklärungen und Aufzählungen, um das Geschehen zu verdeutlichen. Tatsächlich habe ich immer ein sehr genaues Bild vor Augen und dennoch genügend Raum für eigene Interpretationen. Das macht es mir sehr leicht, der Geschichte zu folgen.

Nervenaufreibend und nahezu unblutig erzählt Alex North die Geschichte vom Kinderflüsterer.


Fazit


Ein spannungsgeladener Roman, der mit viel Feingefühl für blankes Entsetzen sorgt.



Sonntag, 23. Juni 2019

Die Farbe von Milch - Nell Leyshon


Die Farbe von Milch
Roman
Verlag: Eisele
Autor: Nell Leyshon
208 Seiten
ISBN 978-3-961610006


Inhalt und Personen


Die Farbe von Milch ist die Geschichte der 15-jährigen Mary. Mary lebt mit ihren Eltern, ihren drei Schwestern und ihrem Großvater gemeinsam auf einem Bauernhof. Mary ist behindert - sie hat ein schlimmes Bein. Dennoch hilft sie - genau wie ihre Schwestern auch - den Hof zu bewirtschaften, bis der Vater eine gut bezahlte Stelle für Mary beim Dorfpfarrer annimmt. Mary wird gegen ihren Willen und ohne eigene Bezahlung zur Familie des Pfarrers gebracht um die Pfarrersfrau zu pflegen und im Haushalt zu helfen. Was ihr dabei widerfährt, hält sie in ihren eigenen Worten fest und lässt uns daran teilhaben.


Meine Meinung


Nell Leyshon lässt die Protagonistin, die15-jährige Mary, ihre Geschichte erzählen. In Marys eigenen Worten, geradeso, wie ihr "der Schnabel gewachsen ist". Das macht die Geschichte authentisch.
Während ich Marys Geschichte miterlebe, lache ich mit ihr, fluche ich mit ihr, leide ich mit ihr und tobe mit ihr gemeinsam über die Felder und Wiesen. Immer weiß Mary etwas zu berichten, dass mich mitnimmt und mich an ihren Gefühlen teilhaben lässt.

Dabei gefällt mir vor allen Dingen die Natürlichkeit, mit der die Geschichte erzählt wird.

Mary erzählt ihre Geschichte und wie ihr Leben sich im Jahr 1831 entwickelt mit einer unvergleichlichen Intensität. In der Einfachheit ihrer Sprache nimmt sie mich mit und zeigt, dass ein gebildeter Mensch nicht zwingend auch über Intelligenz verfügt.


Fazit


Dieses Buch ist für alle, die sich auch mit dem Ernst des Lebens gut unterhalten fühlen. Die Farbe von Milch regt zum Nachdenken an, über die Möglichkeiten, die einem gegeben sind und über die Möglichkeiten, die man nutzt.













Mittwoch, 19. Juni 2019

Lady Annes Geheimnis - Martha Sophie Marcus


Lady Annes Geheimnis
Historischer Roman
Bastei Lübbe
erschienen am 31. Mai 2019
Martha Sophie Marcus


Gleich zu Anfang der Geschichte wird klar, mit welchem Geheimnis Lady Anne Baynes tagtäglich umgehen muss. Ein Geheimnis, das ihr durch verschiedene Umstände vor allem aber Dank ihrer eigenen Familie aufgebürdet wird. Anne Baynes wird unverheiratet schwanger von einem Jakobiten, einem schottischen Anhänger des im Exil lebenden Jakob III, Ian Drummond.


Einst stand Annes Familie in den Diensten seines Vaters, Jakob II. Nach der Geburt ihres Sohnes Johnny wurde Anne Baynes von ihrem Kind getrennt und über Umwege schließlich an den Hof des Kurfürsten Georg Ludwig nach Hannover als Zofe verbannt. Einen solchen Makel, dass die Tochter von Sir Baynes von Madlock County, unehelich ein Kind empfing, konnte ihr Vater nicht hinnehmen. Und der hatte zu dieser Zeit das Sagen!




In Hannover empfängt Anne später die Nachricht, dass ihr geliebter Ian tot sei. Einzig die Hoffnung, ihren gemeinsamen Sohn wiederzusehen, hält Anne aufrecht und sie ist bemüht, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um wieder nach London zu gelangen, wo sich ihr Sohn in der Obhut fremder Menschen aufhalten soll. Als die Queen stirbt und der Kurfürst als King George den Thron Großbritanniens in Anspruch nehmen soll, beginnt sie die Suche nach ihrem Sohn. Gleichzeitig wird die Last des Geheimnisses immer größer und gefährlicher für Anne, denn der Vater ihres Kindes, Ian Drummond, steht als Jakobit nicht auf der Seite ihres Königs, dem sie - um mit nach London zu gelangen - die Treue geschworen hatte.


Meine Meinung


Eine spannend geschriebene Geschichte um eine fiktive und zudem ganz bezaubernde und liebenswerte Hauptfigur: Anne Baynes. Eingeflochten in die historischen Geschehnisse des Jahres 1714, als der Kurfürst von Hannover nach London reisen muss, um dort die Krone in Empfang zu nehmen.

In einer ruhigen Tonart, mit einfühlsamen Sätzen und zusätzlich einer überschaubaren Reihe an Worten, die der damaligen Zeit und der Gegend des Geschehens entliehen sind, wird der Leser auf die Reise von Hannover nach England und zurück ins 18. Jahrhundert mitgenommen. Die außergewöhnlichen Begriffe sind am Buchende in einem Glossar zusammengefasst und erleichtern das Verständnis beim Lesen. Ebenfalls am Ende des Buches befindet sich ein Namensregister, aus dem auch ersichtlich ist, ob es sich um reale oder fiktive Charaktere handelt. Beim Lesen der Geschichte wirken alle Charaktere sehr real, so dass auch hier ein Blick hilfreich, zugleich aber nicht notwendig ist. Zu gern hätte ich den einen oder anderen Charakter persönlich kennengelernt. Beim Lesen konnte ich eine Nähe vor allem zu Anne deutlich spüren. Anne macht es einem leicht, sie ins Herz zu schließen. Sie geht mit ihrem Herz und mit ihrem Verstand an die Lösung heran. Auch wenn mit ihr manchmal ihr Temperament durchgeht, dass sie oftmals gut im Zaum halten muss.

Verdeutlicht vor Augen geführt wird mir stellenweise auch die jeweilige Handlungsfreiheit der Charaktere. So gibt es Charaktere, die nach ihrem eigenen Ermessen handeln dürfen und welche, die agieren, wie man es von ihnen erwartet. Und doch tritt am Ende die Person selbst hervor, so dass Eigenheiten, die zuvor nicht schlüssig erschienen, dann wieder Sinn machen.

Eine Geschichte, die ich gern in eins durchgelesen hätte, für die ich mir dann doch Zeit gelassen habe, um das Geschehen angemessen zu verfolgen.


Fazit


Ein facettenreicher Roman mit historischem Hintergrund, der mir beim Lesen zum Teil der Atem verschlug, mal eine Träne abluchste und mich auch zum Lachen bringen konnte.



Montag, 10. Juni 2019

Die Vergessenen - Ellen Sandberg


Die Vergessenen
Roman
Penguin Verlag
Verlagsgruppe Random House
Autorin: Ellen Sandberg
ISBN 978-3-328-10089-8
512 Seiten
Paperback


Hintergrund


In diesem 512 Seiten starken Roman greift die Autorin Ellen Sandberg ein Thema aus der Zeit des zweiten Weltkriegs auf: die Euthanasie in Heil- und Pflegeanstalten.

Die Tötungsanstalten waren offiziell abgeschafft, doch es gab immer noch Menschen in Führungspositionen und darunter, die das nationalsozialistische Gedankengut lebten und in den Heil- und Pflegeanstalten tätig waren.

In dem Roman Die Vergessenen wird trotz wahrer geschichtlicher Hintergründe und Begebenheiten ein fiktives Geschehen mit fiktiven Charakteren erzählt. Die Recherche führte Ellen Sandberg zu der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar und zu den Ereignissen am 10. Juni 1944 in das griechischen Dorf Distomo.


Inhalt und Personen


Die Vergessenen wird aus drei verschiedenen Perspektiven in unterschiedlichen Zeiten erzählt.

In der Heil- und Pflegeanstalt Winkelberg arbeitet Kathrin Mändler als Krankenschwester. Es ist 1944. Sie hat gerade dort angefangen und kümmert sich dort um die Pfleglinge.

"Lachend setzte sie das Kind ab. Es war so fröhlich und gutmütig wie die meisten Menschen mit der Diagnose Mongoloide Idiotie." - Seite 75

Rund 70 Jahre später erhält Manolis Lefteris einen besonderen Auftrag: Er soll ein Dossier für einen unbekannten Auftraggeber beschaffen. Doch die Dame, bei der sich die Unterlagen befinden sollen, liegt nach einem Schlaganfall im Koma. So wird der Routineauftrag plötzlich spannend, denn Manolis hat keinerlei Information darüber, um was für Unterlagen es sich handeln soll.

So bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich an die Fersen der fürsorglichen Nichte Vera Mändler zu heften. Vera Mändler ist mit Leib und Seele Journalistin. Doch 2013 sind die Jobs für Journalisten rar. Viele sind gezwungen auf andere Jobs auszuweichen und so arbeitet Vera notgedrungen für ein Frauenmagazin und kümmert sich in ihrer Freizeit um die familiären Angelegenheiten.


Meine Meinung


Mit einer stoischen Ruhe werden die grausamen Zustände in der Heil- und Pflegeanstalt erzählt. Der Schreibstil ist eingängig und die Geschichte lässt sich flüssig lesen. Aufgrund der sehr ernsten Thematik ist Die Vergessenen ein Roman der Zeit braucht. Und diese Zeit nehme ich mir gern. Die Charaktere sind spannend. Ein jeder bringt eine anschauliche Vergangenheit mit, die auf ihre Sorgen, Ängste und Nöte zurückführen. Dadurch sind ihre Handlungen schlüssig und ich kann das Geschehen nachvollziehen.
Gern habe ich Vera Mändler begleitet, wie sie immer mehr Klarheit über die Vergangenheit ihrer Tante Kathrin herausfindet. Schlussendlich waren ihre Recherchearbeiten so spannend, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Ich wollte mehr erfahren.
Grandios verknüpft ist das Ganze mit der Geschichte um Manolis Lefteris. Und anhand dieser Geschichte wird spürbar, wie nachhaltig die Kindheit den Menschen prägt. Eine spannende Reise mitunter in die Psychologie und die deutsche Geschichte.

Fazit


Ein Buch, dass mich anfangs mit einer Ruhe überraschte, die ich so selten erlebe und zum Ende immer spannender wurde. Die Vergessenen werde ich mit Sicherheit eines nicht: vergessen.










Sonntag, 9. Juni 2019

Schlaflied - Cilla und Rolf Börjlind


Schlaflied
Kriminalroman
btb-Verlag der Random House Gruppe
Cilla und Rolf Börjlind
ISBN 978-3-442-71611-1
576 Seiten


Vorabinformation


Schlaflied ist bereits der vierte Fall, den das Ermittlerduo Tom Stilton und Olivia Rönning zu lösen haben.

Um die Entwicklung der Charaktere zu verfolgen, empfiehlt es sich, die einzelnen Bände der Reihe nach zu lesen. Wem das nicht so wichtig ist, der kann - wie ich - auch mit dem vierten Band starten und sich anschließend darüber freuen, dass es bereits drei Vorgängerromane und einen Nachfolgeband gibt.

Aufmerksam geworden bin ich auf die Reihe dieses Autorenduos anlässlich einer Lesung im Jahr 2016. Dort wurde seinerzeit der erste Band, Die Springflut, vorgestellt.

Da mit diesem vierten Band in meiner Rezension sicherlich Spoiler zumindest bezüglich der Protagonisten vorhanden sein werden, empfehle ich denen, die nun lieber sagen "ich beginne mit Band 1 der Reihe", die nachfolgenden Informationen nicht weiter zu lesen.
Allen anderen wünsche ich viel Spaß beim Entdecken.


Inhalt und Personen


Olivia Rönning ist in diesem vierten Fall Teil des Ermittlerteams um Mette Olsäter. Gemeinsam mit Bosse Thyrén und Lisa Hedqvist arbeitet sie an der Aufklärung eines Mordes in Smaland, der eher zufällig entdeckt wurde. Zur gleichen Zeit bietet Tom Stilton Mette seine Hilfe bei laufenden Ermittlungen an. Tom Stilton ist derzeit freigestellt und hat einen Teil der vergangenen Jahre als Obdachloser auf der Straße gelebt. Da Olivia und Tom auch früher schon zusammen gearbeitet haben, fügt Mette die Beiden wieder als Team zusammen.

Während Tom Stilton bei den Ermittlungen hilft, bittet ihn die junge Muriel um Hilfe. Muriel ist selbst obdachlos und kennt daher Tom. Für eine gewisse Zeit hat sie Unterschlupf außerhalb der Stadt gefunden. Dort traut sie sich nun aber mit ihrem Schützling, einem nigerianischen Flüchtlingskind namens Folami, nicht mehr hin.

Die Frage ist, was geschieht in den Wäldern von Smaland?


Meine Meinung


Das Autorenduo Börjlind gestaltet die Geschichte in diesem Kriminalroman sehr komplex. Von allen Seiten lernt man die Charaktere kennen. Die Handlungsstränge laufen parallel und sind oft nur durch ein * Sternchen getrennt. Mit Spannung und Interesse verfolge ich jeden einzelnen dieser Handlungsstränge. Dabei bin ich mal Teil des Ermittlerteams, mal schaue ich den Nebencharakteren über die Schulter oder erlebe das Geschehen rund um die Seite des Antagonisten. Dabei heben sich die Charaktere gut voneinander ab und haben einen hohen Wiedererkennungswert. Das ist gerade in diesem Buch unendlich wichtig, da zu Beginn eines "Seitenwechsels" nicht explizit darauf hingewiesen wird, sondern ich immer in das entsprechende Geschehen "hineintappe".

Von Nutzen ist der einfache und oft erklärende Schreibstil, den das Autorenduo verwendet. Bereits am Geschehen kann ich erkennen, mit wem ich es in den folgenden Zeilen zu tun haben werde.

In diesem Kriminalroman wird das schändliche Ausnutzen Schutz- und Hilfebedürftiger aufgegriffen und die Geschäfte, die skrupellose Menschen damit treiben.


Fazit


Dieser Kriminalroman ist für alle, die komplexe Ermittlungsgeschichten lieben.
Ich habe diesen Krimi gern gelesen. Er schildert gnadenlos und offen das Geschehen und besticht durch die Komplexität seines Aufbaus.






Samstag, 8. Juni 2019

Marmelade im Herzen - Hilly Martinek


Marmelade im Herzen
Roman
Penguin Verlag
Autorin: Hilly Martinek
ISBN 978-3-328-10258-8
314 Seiten


Inhalt und Personen


Der Roman spielt in zwei Zeitebenen.
Im Jahr 2017 begegne ich der erwachsenen Tilda. Sie ist mit Philipp verheiratet und hat zwei entzückende Kinder: Käthe und Max. Daneben unterstützt Tilda ihren Mann in seiner Anwaltskanzlei mit der Buchhaltung, doch wirklich zufrieden ist sie damit nicht. Zudem sorgt sie sich um ihren Vater Niko, der auf sie immer zerstreuter und vergesslicher wirkt. Das weckt in Tilda Erinnerungen an ihre Kindheit und ihr Zusammenleben mit Großvater Amandus. Anhand ihres Tagebuchs kehrt sie zurück zu ihren Kindertagen im Jahr 1998.

Im Jahr 1998 zieht Opa Amandus in das Elternhaus der jungen Tilda. Tilda ist 11 Jahre alt und bekommt ziemlich schnell heraus, dass Opa Amandus an Alzheimer erkrankt ist. Sie sorgt sich um ihn und damit dafür, dass Amandus und sie jede Menge Spaß zusammen haben. Dabei nimmt sie stets Rücksicht auf Amandus und lässt ihn so sein, wie er ist. Vor allen Dingen lässt sie ihn glücklich sein.

Gemeinsam mit Smylla - ihrer Freundin aus Kindertagen - erlebt sie die Zeit mit Amandus anhand der Tagebucheinträge noch einmal nach. Dabei befinden sich beide - trotz eines Blickes zurück - mitten in einer persönlichen Weiterentwicklung.


Meine Meinung


Hilly Martinek erzählt in einer frischen und fröhlichen Art über die Erlebnisse der jungen und der erwachsenen Tilda und die Tücken des an Alzheimer erkrankten Opas Amandus. Die einzelnen Kapitel lassen sich leicht lesen und vor jedem Wechsel in der Zeitebene ist zudem der Ort, der Monat und das Jahr angegeben. So weiß ich bereits vor der ersten Zeile, ob ich bei Tilda auf das 11jährige Mädchen treffe oder der jungen Mutter begegne.

Marmelade im Herzen ist das Buch zu dem bekannten Film Honig im Kopf und - obwohl ich den Film bereits vor geraumer Zeit gesehen habe und er mir noch sehr lebendig vor Augen ist - kann ich mich gut auf die Geschichte einlassen. Die Charaktere wirken auf mich sehr lebendig und werden authentisch dargestellt. Selbst die Gesichtszüge kann ich mir während des Lesens gut vorstellen, wenn die Charaktere aufeinandertreffen. Begeistert bin ich vor allen Dingen, wenn es mal zu Reibereien zwischen ihnen kommt. Hilly Martinek schreibt in einer ganz besonders erfrischenden Weise von diesen Zusammentreffen, dass ich gar nicht anders kann, als mich darüber zu amüsieren. Und doch steht da unterschwellig immer der Ernst der Erkrankung und seine Tücken, so dass ich in diesen stillen Momenten auch leise bin.

"Warum schläft Opa bei dir im Bett?", flüsterte sie. "Er hat schlecht geträumt. Er dachte, die Russen würden kommen." - Seite 200

Fazit


Dieser Roman ist für alle, die sich vom Ernst des Lebens nicht beeindrucken lassen wollen, sondern es so nehmen, wie es gerade kommt: mit Humor, Verständnis und der notwendigen Empathie.

Palliative Begleitung: Hand in Hand - den letzten Weg gemeinsam gehen - Pat Langdon


Palliative Begleitung:
Hand in Hand - den letzten Weg gemeinsam gehen
Ratgeber
Moko-Verlag
Pat Langdon
ISBN 978-3-7485-3006-0
64 Seiten
erschienen am 8. April 2019


In diesem 64 Seiten umfassenden Ratgeber gibt Pat Langdon verschiedene Impulse im Umgang mit dem Betroffenen und im Umgang mit sich selbst als Angehöriger des Betroffenen.

Als Begleiter in dieser schweren Zeit, wenn man sich um den geliebten Mensch kümmern möchte, kann es zu Missverständnissen kommen. Nicht immer findet man die richtigen Worte - oder überhaupt Worte - um sich selbst mitzuteilen oder findet gar den Mut.




Mit diesem Ratgeber zur palliativen Begleitung kommt der Mensch schnell mit sanften Worten zu einem für ihn und seiner Situation passenden Anlehnung an sein eigenes Verhalten. Hier holt er sich Kraft, Stärke und Zuspruch.

"So wie jeder Sonnenuntergang einzigartig ist, so ist es auch der Mensch, mit all seinen Eigenheiten, Erinnerungen und Gedanken." - Seite 14

Der Ratgeber ist im handlichen DIN-A 5 Format und mit einem augenfreundlich großen Schriftbild gestaltet. Die kurzen übersichtlichen und angenehm bebilderten Kapitel lassen sich schnell und leicht verständlich lesen. Immer wieder befindet sich im Ratgeber Platz für Notizen, so dass man eigene Gedanken im Anschluss an das zuvor gelesene festhalten kann.

Dabei sind es oft ganz einfache Dinge, die dem Menschen Erleichterung und Entlastung verschaffen. Die Welt muss dafür nicht aus den Angeln gehoben werden, auch wenn man das angesichts des bevorstehenden Verlustes sicher gern für den Betroffenen tun würde.

Fazit:
Ich würde mir wünschen, dass dieser Ratgeber in Arztpraxen und auf Krankenstationen ausliegt, bei deren Behandlung eine palliative Begleitung voraussichtlich notwendig werden könnte.
Ein gut vorbereiteter Mensch - sei es als Betroffener oder als Angehöriger - kann ganz anders agieren und sich ohne Scheu mitteilen. Dieser Ratgeber eröffnet mit seinen einfühlsamen Worten die Möglichkeit für ein angstfreies Miteinander auf den letzten Schritten.




Donnerstag, 6. Juni 2019

Sven Koch - Dünenblut


Mit der Premierenlesung seines neusten Werkes war am Mittwoch, dem 5. Juni 2019 Sven Koch zu Gast bei Leuenhagen und Paris in Hannover. In meinem Artikel über die Lesungen im Juni, hattet Ihr darüber erste Informationen erhalten.

Sven Koch und Cornelia Fett am 5. Juni 2019 bei Leuenhagen & Paris, Hannover


Sven Koch lebt in Detmold und ist seit mehr als 30 Jahren Redakteur einer Tageszeitung.

Geschrieben hat er schon immer gern - während der Schulzeit auch mal einen Western auf den letzten Seiten seines Mathehefts. Beeinflusst wurde er beim Schreiben von Stephen King. Als er dessen Bücher las, dachte er unvermittelt: "Das muss ich doch auch können!"

Sven Koch am 5. Juni 2019 bei Leuenhagen & Paris, Hannover


Die Idee, den Krimi an der Nordsee spielen zu lassen, hielt Sven Koch für besonders - da kannte er allerdings den Schriftsteller der Ostfriesenkrimis Klaus-Peter Wolf noch nicht.

Ein weiteres Kriterium, das Sven Koch zu seinem Redakteur-Dasein und damit zum Schreiben verholfen hat, war die Tatsache, dass er - zur Finanzierung seines Urlaubs - mal einen Job in einer Fabrik angenommen hatte. Sehr schnell wurde ihm klar, dass körperliche Arbeit nichts für ihn ist. Nach drei Tagen hörte er in der Fabrik wieder auf.

Während des Schreibens ist Sven Koch dafür sehr strapazierfähig: Schreiben kann er auch, wenn rund um ihn herum Leben ist. Er ist es gewohnt, dass im Hintergrund Gespräche zu hören sind oder der Fernseher läuft. Ob er dabei Artikel für die Zeitung schreibt oder zu Hause an seinem Buch arbeitet, spielt dabei für ihn keine Rolle.

Neben seinem Vollzeitjob als Redakteur schreibt Sven Koch cirka zwei Bücher pro Jahr. Dabei benötigt er als reine Schreibzeit sechs Monate, während er mit der Entwicklung der Geschichte zusammen dann ungefähr neun Monate an einem neuen Buch arbeitet.

Mit seinen Morden versucht er "auf dem Boden" zu bleiben. Die Atmosphäre hingegen darf dann aber doch düster und hart sein. Das Meer steht für Sven Koch symbolisch für den Krimi. "Zunächst mag man nur die Oberfläche sehen, doch darunter lauert Schwärze - vielleicht sogar der Tod" verrät er uns im Anschluss an die Lesung.

Dünenblut heißt der aktuelle Thriller der mittlerweile sechs Bände umfassenden Krimi-Reihe um ein Quartett an Ermittlern. Tjark Wolf ist die Hauptfigur und wird durch Femke Folkmer bei den Ermittlungen unterstützt. Die Beiden werden von Fred Berger und Ceylan Özer begleitet. Man nennt die vier Ermittler auch die Fantastic Four.

Dünengrab, der erste Band dieser Reihe, war als Stand-Alone-Krimi geplant. Doch, wie das manchmal so ist mit der Planung: dem Verlag und den Lesern gefiel Dünengrab so gut, dass eine Fortsetzung her musste.

Wann es einen siebten Band geben wird, ist bislang noch nicht raus. Sollte der erste Satz des neuen Thrillers um Tjark Wolf genau in diesem Moment geschrieben werden, haben wir so cirka neun Monate die Gelegenheit, die vorangegangenen sechs Bände zu lesen, bevor der neue Thriller zunächst beim Verlag ankommt.

Während der Lesung habe ich jedenfalls "Feuer gefangen" und bin gespannt auf die Fantastic Four und vor allem auf die Jagd nach dem Runenkiller im aktuellen Thriller Dünenblut.
Erschienen ist das 352 Seiten starke Werk im Droemer Knaur Verlag am 3. Juni 2019.