Montag, 22. April 2019

Der Duft von Rosmarin und Schokolade - Tania Schlie


Der Duft von Rosmarin und Schokolade
Roman
von Tania Schlie
erschienen als MIRA Taschenbuch
12. März 2018
ISBN 978-3-95649-781-0
316 Seiten


Inhalt und Personen

Maylis Klinger ist Anfang 40 und lebt zurückgezogen, ganz als hätte sie ihr Leben hinter sich. Vor einem Jahr hat ihr Mann Max sie von einem Tag auf den anderen verlassen und mit ihm ihre beste Freundin Elena. Sie hat den Job gewechselt und ihre Freunde vernachlässigt, bis niemand mehr zu ihr kam. Nun arbeitet sie in einem alteingesessenen Feinkostladen in Hamburg, den Weg zur Arbeit bewältigt sie mit dem Fahrrad und Abends kontrolliert sie gern, ob einer der Kunden etwas im Laden verloren hat. Dabei unterstellt sie den dagelassenen Gegenständen gern ein gutes Omen.



Maylis ist Angestellte und gleichzeitig die gute Seele in dem Feinkostladen. Mit all den wunderschönen Leckereien kennt sie sich hervorragend aus. Selbst passende Weine kann sie zu den verschiedensten Anlässen empfehlen. Dabei reagiert sie bei dem einen oder anderen Kunden entsprechend menschlich, wenn diese Kunden den respektvollen Umgang mangeln lassen.


Meine Meinung


Behutsam lerne ich die Geschichte von Maylis Klinger und all den wunderbaren Nebencharakteren kennen. Alle Charaktere haben ihre Ecken und Kanten: mal ganz sanfte, mal ganz hervorstechende. All diese Menschen werden in der Geschichte um Maylis bildhaft miteinander verwoben.

"Annette war die nette der beiden Verkäuferinnen. Die andere war Frau Burfeind, doppelt so alt, doppelt so dick und mit halb so viel Humor." - Seite 24

Die Autorin Tania Schlie schreibt in einer Zartheit von Maylis Gefühlen zu ihrer Umwelt und den Menschen darin sowie zu kulinarischen Köstlichkeiten, dass ich mich gern mit auf diese Reise nehmen lasse. Eine Geschichte, wie eine Umarmung. Sanft und voller Versprechen. Und dennoch lässt mich die Protagonistin auch zwischendurch immer mal herzlich lachen. So sanft wie sie scheint, genauso faustdick kann sie es scheinbar auch hinter den Ohren haben.

"Er fasste sich an den Kopf. "Und ich bin ein Idiot …" "Ungewöhnlicher Name." - Seite 96

Fazit


Ein herrlicher Wohlfühlroman mit dem ich wunderbar abschalten und entspannen kann.



Dienstag, 16. April 2019

Abgeschlagen - Michael Tsokos mit Wolf-Ulrich Schüler


Abgeschlagen
Thriller
Autor: Michael Tsokos mit Wolf-Ulrich Schüler
E-Book
erschienen am 22. Februar 2019
Knaur eBook
ISBN 978-3-426-45541-8
454 Seiten




Abgeschlagen ist der Auftaktroman der Reihe um den Rechtsmediziner Paul Herzfeld. Paul Herzfeld kennen wir aus dem Thriller Abgeschnitten, den Michael Tsokos gemeinsam mit Sebastian Fitzek herausgegeben hatte. Abgeschnitten wurde bereits verfilmt und im vergangenen Jahr in den deutschen Kinos ausgestrahlt.

Abgeschlagen spielt zeitlich 10 Jahre vor den Ereignissen von Abgeschnitten. Während der polizeiliche Ermittler, Michael Tomforde, eher der Zurückhaltende in dieser Reihe zu sein scheint, nimmt Paul Herzfeld als Rechtsmediziner die Ermittlungen in die Hand und vergeudet keine Zeit mit langen Rücksprachen mit der Polizei.






Paul Herzfeld ist 36 Jahre alt, hat eine Tochter Hannah und ist verlobt mit Petra Schirmherr, der Mutter von Hannah. An dem Institut für Rechtsmedizin in Kiel ist er erst kurze Zeit, aber lang genug, um von Zeit zu Zeit mit seinem Vorgesetzten, Prof. Volker Schneider, aneinanderzugeraten. Er mag diese Auseinandersetzungen nicht, aber er scheut sie auch nicht.

Als sein Vorgesetzter wiederholt schnelle Ergebnisse liefert, wird Herzfeld nachdenklich und zieht Erkundigungen ein. Zusätzlich erhält er Hinweise vom Hausmeister und Hüter der Asservatenkammer, Ernst Hansen.


Meine Meinung


Was mir gut gefällt an der Geschichte, sind die Charaktere. Alle sind mit viel Tiefgang gezeichnet, haben ihre eigene, unverwechselbare Identität. So bin ich nah am Geschehen und die unterschiedlichen Charaktere lassen mich an ihrem Lebensabschnitt teilhaben.

So, wie Michael Tsokos, der diese Geschichte aus den verschiedenen Blickwinkeln der einzelnen Charaktere erzählt. Die Kapitel sind dabei übersichtlich kurz gehalten und jeweils mit Orts- und Zeitangabe versehen. Dabei weiß ich zu Beginn des Kapitels nicht nur, in welcher Stadt ich mich befinde, sondern auch, in wessen Räumlichkeiten.

In diesem Thriller bekomme ich viele Details im Umgang mit einer Leiche am Tatort und anschließend in der Rechtsmedizin. An diesem Punkt bin ich froh, dass die Lektüre des E-Books geruchsneutral ist. Die Beschreibungen der einzelnen Vorgänge sind für die Vorstellung in Gedanken detailliert genug.

Während der Beschreibungen aus der Rechtsmedizin baut die anfängliche Spannung etwas ab. Entspannt und interessiert kann ich den Ausführungen folgen, bis dann die Spannung wieder anzieht und wohldosiert durch heitere Passagen aufgelockert wird.

Alles in allem ein solider Thriller, der vor allem durch den sympathischen und zielstrebigen Paul Herzfeld brilliert.




Samstag, 13. April 2019

Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta - Maxim Huerta


Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta
Roman
Autor: Maxim Huerta
erschienen im Februar 2019 im Thiele Verlag
ISBN 978-3-85179-377-2
367 Seiten
Titel der spanischen Original-Ausgabe: No me dejes
erschienen 2015 im Espasa Libros

[Werbung - unbezahlt]


Der Blumenladen der Mademoiselle Violetta - Maxim Huerta  
Inspiriert vom Wunsch nach Frühling halte ich das Buch Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta in meinen Händen. Das Buch erschien bereits 2015 in Spanien unter dem Titel "No me dejes", was soviel heißt wie "verlass mich nicht" und in diesem Jahr eröffnet uns nun der Thiele Verlag die Möglichkeit, die Geschichte kennenzulernen. Seit Februar ist das Buch im deutschen Handel erhältlich.

Die Umschlaggestaltung finde ich besonders einnehmend. Das Umschlagpapier ist strukturiert und wirkt - nach einem kurzen Überraschungsmoment - anschmiegsam. Das Buch will in meinen Händen liegen.
Auch die Farbgestaltung - im Hinblick auf den Buchtitel - ist gelungen. Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta kling harmonisch und steht in Verbindung zu der violetten Farbgestaltung.


Nun bin ich neugierig, wie die beinahe verblühten Rosen auf dem Titelbild sich zu der Geschichte zwischen den Buchdeckeln verhalten.
Passend zum Titel finde ich auch die Verspieltheit in der Gestaltung der unterschiedlichen Schriftarten, und dass für den Namen Mademoiselle Violeta eine schön geschwungene Variante der Textgestaltung gewählt wurde.

Aber nicht nur das Cover und der Titel machen mich neugierig:

Maxim Huerta hat Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta einer ganz besonderen Frau gewidmet: Ana Maria Matute.

Und so lautet auch die erste Zeile noch vor dem Prolog:

"Zur Erinnerung an Ana Maria Matute, die mir den Frühling gebracht hat." - Seite 4

Doch wer ist oder wer war Ana Maria Matute?
Ana Maria Matute wurde am 26. Juli 1925 in Barcelona  geboren und starb dort knapp 89 Jahre später.
Ana Maria Matute wuchs während des spanischen Bürgerkriegs in einer kleinbürgerlichen Familie auf. Die Erlebnisse aus dieser Zeit schrieb sie nieder und veröffentlichte sie teils in ihren Werken. Daneben forderte sie schon früh die franquistischen Behörden mit ihren Schilderungen heraus, die nichts beschönigten.

Ana Maria Matute wurde für ihr 164 Seiten umfassendes Werk Erste Erinnerungen im Jahr 1959 mit dem Nadal Literaturpreis geehrt. Dieser Preis wird seit 1944 verliehen und ist mit 18.000,00 € dotiert. - Und immerhin noch 6.000,00 € für den Zweitplatzierten.

Mehr als 50 Jahre später wurde Ana Maria Matute mit dem Cervantespreis ausgezeichnet. Der spanische Cervantespreis ist dem international verliehenen Literaturnobelpreis angelehnt und wird für das Lebenswerk eines Autors verliehen. Seit 2008 ist dieser Preis mit immerhin 125.000,00 € dotiert, verliehen wird er seit 1976.

Maxim Huerta spürt man eine gewisse Verehrung für Ana Maria Matute an. Sie wird auch gleich anfangs zitiert:

"Man muss das Leben erfinden, weil es wahr werden könnte." - Seite 4

Und, seien wir mal ehrlich: nur so kann man den Lauf der Welt beeinflussen und ändern.

Im Leben braucht es neben einer gewissen Beständigkeit immer auch der Prüfung, ob etwas verbessert werden kann. Die Entwicklung vorangetrieben werden sollte oder das Bestehende erhalten bleiben muss.
Ana Maria Matute war jahrelang in der Real Academia Espanola tätig. Diese Akademie wurde 1713 gegründet und wacht seitdem über die spanische Sprache. Ihre Vorgaben in Wörterbüchern, Grammatik und im phonetischen Wörterbuch sind verbindlich.
Umgangssprachlich wird sie die Real Academia de la Lengua - Die königliche Akademie für Sprache genannt.

Nachdem ich nun so viel über Ana Maria Matute in Erfahrung bringen konnte, überlasse ich mich nun der Lektüre des Buches, das ihr vom Autor Maxim Huerta gewidmet wurde.



Quellen:
Ana Maria Matute














Montag, 8. April 2019

Ich bin die Rache - Ethan Cross


Ich bin die Rache
Thriller
Autor: Ethan Cross
erschienen bei Lübbe Audio
als Hörbuch
Sprecher: Thomas Balou Martin
6 CD´s, Gesamtspielzeit 444 Minuten, 164 Tracks
bearbeitete Fassung
ISBN 978-3-7857-5736-9



Ich bin die Rache ist der sechste Band einer mehrteiligen Reihe um die Shepherd Organization. Die Shepherd Organization ist eine Spezialeinheit, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die gefährlichsten Psychopathen aufzuspüren und zur Strecke zu bringen.





Hinweis:
Wer die ersten Bände noch nicht kennt, sei an dieser Stelle vor eventuellen Spoilern gewarnt. Da ich selbst erst mit dem fünften Band der Reihe begonnen habe, ist mir der Verlauf der vorherigen Entwicklungen der einzelnen Charaktere nicht im Einzelnen bekannt. 
Daher stelle ich die Charaktere so vor, wie ich sie in Band 5 bzw. Band 6 kennengelernt habe. 

Einer dieser gefährlichen Psychopathen war einst Francis Ackerman jun., der mittlerweile inoffiziell als Mitglied der Shepherd Organization gilt.
Dabei unterstützt er die Arbeit seines Bruders, dem Regierungsagenten Marcus Williams und dessen Lebensgefährtin Maggie, die er wie seine kleine Schwester liebt.

Den Auftakt zu dieser Geschichte gibt Maggie Carlisle und ihr persönlicher Kampf gegen den sogenannten "Taker", der für das Verschwinden ihres jüngeren Bruders vor 20 Jahren als verantwortlich gilt. Ihr Alleingang bleibt nicht ungesühnt. Als sie dem Taker gegenübersteht, erkennt er ihre Intention und kidnappt sie.

Nun ist es an Francis Ackerman jun. und Marcus Williams den Taker aufzuspüren. Die Spur führt sie nach New Mexico in ein Indianerreservat, in dem die hiesigen Gesetze keine Gültigkeit zu haben scheinen.
Damit wiederum kann Francis Ackerman jun. bestens umgehen.
Hat doch sein eigener Vater ihn jahrelang ausgebildet und darauf geschult, anderen Menschen weh zu tun und selbst daran Freude zu empfinden, kann er seine Emotionen gezielt darauf einstellen. Selbst nie enden wollende Qual kann ihn zum höchsten Glücksgefühl bringen.

Doch auch der Taker ist kein unbeschriebenes Blatt. Er hat nicht nur Maggies Bruder entführt, sondern ist für zahlreiche Kindesentführungen verantwortlich. Was mit den Kindern geschehen ist, ist unklar. Tatsache ist, dass er Jahr um Jahr die Eltern mit winzigen, wohldosierten Hoffnungsschimmern nicht zur Ruhe kommen und diese im Ungewissen lässt, ob ihr Kind noch am Leben ist oder Schlimmes erleiden muss.

Meine Meinung


Mit Ich bin die Rache ist es Ethan Cross wiederholt gelungen, mich in den Bann des Protagonisten Francis Ackerman jun. zu ziehen. Dachte ich anfangs noch, dass ich niemals einem Serienkiller Sympathie entgegenbringen könne, so lag ich damit grundlegend falsch.

Francis Ackerman jun. ist der wohl vielschichtigste Charakter, der mir je begegnet ist. Mit dem ihm auf den Leib geschriebenen Sarkasmus, seiner Art, sich zu reflektieren und seiner Empathie gewinnt er mehr und mehr mein Herz.

Francis Ackerman jun. ist der wohl ungewöhnlichste Protagonist zur Aufklärung von schwierigen und vor allem blutigen Fällen. Der Erzählstil ist dabei so ungezwungen und locker, als wäre ich mit Freunden unterwegs. Die Geschichte dabei so gefährlich und atemberaubend spannend, dass ich froh bin, das Geschehen aus der Ferne zu betrachten.

Ethan Cross versteht es wie kein anderer, die Spannung derart hoch zu halten, dass man sich geradezu freut, wenn Francis Ackerman jun. in seiner lakonischen Art das Geschehen kommentiert. Gerade zum Ende der Geschichte zieht das Tempo noch einmal richtig an und ein kleiner Entspannungsmoment lässt mich durchatmen - nur ganz kurz - um die weiteren üblen Machenschaften der Kontrahenten ertragen zu können.

Wer sich, wie ich, für das Hörbuch entscheidet, kann sich auf die Vielschichtigkeit der Stimme von Thomas Balou Martin freuen. Vor allem die Stimme von Francis Ackerman jun. ist  anfangs seltsam doch sehr markant und gehört damit schnell und unverwechselbar zu dem Protagonisten dieser Reihe.
Die Taktung in kurze Tracks macht es zudem möglich, auch mal die eine andere Textstelle noch einmal zu hören, ohne dadurch besondere Längen in Kauf nehmen zu müssen.

Fazit


Ich bin die Rache ist nichts für schwache Nerven. Wer einen Thriller sucht, der mit ungeahnt schrecklichen Methoden der Folter und Tötung konfrontiert, ist mit diesem Buch gut bedient.