Donnerstag, 31. Dezember 2020

Mit Herz und Hosenträgern - Fannie Kruse


Mit Herz und Hosenträgern
Roman
Autorin: Fannie Kruse
397 Seiten (Printausgabe)
erschienen als EBook







Mit dem Roman Mit Herz und Hosenträgern entführt uns die Autorin Fannie Kruse in die Zeit Ende des 19. Jahrhunderts. Dort begegnen wir der 19jährigen Antonia Lindemann, die ihre Kindheit und Jugend frei von Zwängen an der Seite ihres Vaters in Ägypten bei Ausgrabungen erleben durfte. Auch wenn ihr die gestelzten Konventionen zu Hause fremd sind, dumm ist sie nicht. In der Zeit in Ägypten hatte sie Privatunterricht, so dass sie über einen überdurchschnittlichen Bildungsstand verfügt.







Zurück in ihrer Heimatstadt Heidelberg ist ihr das jedoch nicht dienlich. Frauen ist es zu dieser Zeit nicht gestattet zu studieren. Erzürnt über solch eine Ungerechtigkeit schmiedet sie mit ihrem Cousin Felix einen Plan: Dieser soll nämlich Jura studieren und hat dazu überhaupt keine Lust. Doch seine Mutter, Antonias Tante, hat ihn einfach angemeldet und so soll er sich fügen. Doch Felix würde lieber die Kunstakademie besuchen. Und so gelangt Antonia schließlich in Felix abgelegten Hosen, mit Perücke und Milchbart an die Universität.


Meine Meinung


Trotz des ernsten Themas ist es Fannie Kruse gelungen, mit diesem Roman eine heitere, amüsante Geschichte zu erzählen. In einem lockeren Erzählstil erfahre ich, wie die junge Antonia Lindemann in der abgelegten Kleidung ihres Cousins die Universität besucht und die Schulbank drückt. Dabei verwendet sie wohldosiert die Sprache Ende des 19. Jahrhunderts und webt geschickt zum Teil längst vergessene Worte ein.

Antonia erlebt die Studienzeit zum Teil sehr ungezwungen und es bereitet mir Freude, ihr dabei Gesellschaft zu leisten. Antonia, sowie die anderen Charaktere, wirken sehr lebendig und sind von einer beeindruckenden Authentizität.
Dabei unterliegen die Charaktere während des Verlaufs der Geschichte einer Entwicklung, die stets zu ihren Wesensmerkmalen passt.

Gerade zum Anfang der Geschichte merkt man deutlich, wie groß der Unterschied zwischen Männern und Frauen zu dieser Zeit ist.



"Auf dem Basar in Kairo wurden Affengehirne als Delikatesse angeboten. Wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, waren sie nur unwesentlich kleiner als das Ihrige. Darf ich daraus schließen, dass Sie es befürworten würden, baldmöglichst Gorillas zum Medizinstudium zuzulassen?" - Seite 7



Fazit


Dieser Roman ist für alle, die auch bei ernsten Themen über ihren Schatten springen und einer daraus resultierenden amüsanten, liebreizenden Geschichte Raum geben können.




Meine Top Ten Buchhighlights aus 2020

 
Im Rahmen des Top Ten Thursday von Weltenwanderer berichte ich Euch heute von den Büchern, die mich im Jahr 2020 am meisten beeindruckt, mitgenommen, zum Lachen gebracht und staunen lassen haben. 

Dabei ist die hier gewählte Reihenfolge rein zufällig, da sich alle auf den ersten Platz drängeln wollen. 


Wenn ich an die gelesenen Bücher im zurückliegenden Jahr denke, dann denke ich auch immer an das Gefühl, das mir die Geschichten vermittelt haben. Und ich bin dankbar für die vielen Wohlfühlmomente, die mir die Bücher geschenkt haben. 




Die Kinder von Nebra
von Ulf Schiewe ist eins der Bücher, die mich fasziniert haben.

Die Geschichte spielt in der Bronzezeit, etwa 2000 Jahre vor Christi und ich erlebe mit, wie die berühmte Himmelsscheibe von Nebra entsteht. Es handelt sich um eine fiktive Geschichte. Die Himmelsscheibe aber, die gibt es tatsächlich. Im Oktober diesen Jahres habe ich sie mir im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle angesehen und sie sieht phantastisch aus. 


Wer also historische und fiktive Geschichten mag, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen. Die Protagonistin Rana ist noch jung, soll aber jetzt schon Verantwortung und das Amt der Priesterin übernehmen. Ihre Mutter Herdis hat ihr alles, was sie für dieses Amt braucht, beigebracht, doch Rana zögert die Entscheidung hinaus. Ihr Vater ist Schmied und arbeitet gerade an einem geheimen Werk. Einem Werk, das seinen Besitzer zu großer Macht verhelfen wird. 

Ihr seid neugierig geworden? Weitere Informationen findet Ihr in meiner Rezension, auf der Seite von Ulf Schiewe und zur Himmelsscheibe von Nebra auf der Seite des Landesmuseums.


Ruby Blayke - Feuer und Asche, Teil 1 der Sphären-Chroniken von Kirsten Storm hat mich überrascht und mitgerissen. 

Die Geschichte spielt in der Zukunft und handelt von einer Welt, die ich mir gar nicht vorstellen mag. Einer Welt, die mir durch die Worte von Kirsten Storm derart veranschaulicht wird, dass ich trotz Düsternis und Grau das Farbspektakel der unterschiedlichen Sphären nicht verpassen will. Die Geschichte ist so eindrücklich erzählt, dass ich mich als Teil der Gesellschaft fühle. 

Bedingt durch eine Weltüberbevölkerung ließen die Politiker Genmanipulationen an Menschen zu. Einige der Menschen sind mutiert, so dass sich die Bevölkerung in drei verschiedene Arten unterteilt. Die, der Menschen, die, der Uskrim und die, der Lysanth. Letztere gelten als gefährlich, so dass Uskrim und Menschen sich von ihnen fernhalten sollten. 


Ich habe bei der Geschichte um Ruby Blayke mitgefiebert, mitgezittert und mitgekämpft. Der Roman ist Fantasy und Dystopie gleichermaßen und ich höre Rubys Herzschlag nicht nur in den gefährlichen Szenen, sondern auch dann, wenn ihr junges Herz vor Aufregung Kapriolen schlägt. 

Bereits die ersten Zeilen sorgen dafür, dass ich mitten im Geschehen bin. Es gibt keinen Ausweg, es gibt lediglich die Geschichte um Ruby Blayke.

Mehr über Ruby Blayke erfahrt Ihr in meiner Rezension und auf der Seite von Kirsten Storm

Am 16. Januar 2021 erscheint Band 2 Bendic Liras - Rost und Gebein. Dieses Highlight darf ich auf keinen Fall verpassen. 




Sagenhaft ist die Reihe von Natalie Luca. Und diese Reihe durfte ich im zurückliegenden Jahr kennen und lieben lernen. 

Meine Rezensionen habe ich Euch bei den Buchtiteln hinterlegt, denn es sind ganze vier Bände erschienen. Und jeder dieser vier Bände ist total cool, herzerfrischend, spannend, fröhlich und mitreißend. 






In Sagenhaft - Vergessene Geschöpfe lernen wir die Protagonistin kennen. Zia Windspiel ist 16 Jahre alt. Sie hat vor elf Jahren ihren Zwillingsbruder verloren. An dem Abend kam ein Monster mit rotglühenden Augen zum Fenster hinein und verschwand mit ihrem Bruder. Seitdem ist alles anders. Ihre Eltern sind nicht mehr froh, ihre Oma liegt nach einem Schlaganfall im Pflegeheim und Zia plagt sich immer noch mit dem Gedanken, ob das Monster damals echt war oder eine Ausgeburt ihrer Fantasie. - Bis ein weiterer Junge unter mysteriösen Umständen verschwindet. 

Und damit war ich dann auch schon mitten im Geschehen und begab mich in ein Abenteuer nach dem nächsten. Es erschienen dann noch die Jugendromane Sagenhaft - Gehörnte Gefahren, Sagenhaft - Verlorene Gesänge und Sagenhaft - Gebannte Gefühle. Und ich kann es kaum erwarten, dass Natalie Luca die Folgebände herausgibt. 







Da wir gerade bei herzerfrischenden Geschichten sind, will ich Euch Lieber den Spatz in der Hand als gar keinen Vogel von Ella Marcs nicht vorenthalten. Eine herrliche Geschichte. 






Ich habe viel gelacht und war gemeinsam mit der Protagonistin ganz schön am rotieren. Kira Spatz heißt sie und sorgt für ordentlich Wirbel in dieser romantischen Liebeskomödie. Glaubt mir, zum Ende hin konnte und wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es war so megaspannend und ich habe gelacht, geweint und Däumchen gedrückt. Kira Spatz leidet nämlich unter dem Helfersyndrom mit gleichzeitiger Schwäche, nicht Nein sagen zu können. Da lässt sie ihren Verlobten auch allein mit ihrer Freundin in den Neuseeland-Urlaub fliegen, da ihre hochschwangere Schwester Jasmin dringend Hilfe bei ihren Hochzeitsvorbereitungen braucht.


Was damit allerdings alles auf Kira zukommt, hätte sie sich wohl nicht träumen lassen. 

Für gleichzeitig spannende und amüsante Lesestunden ist dieser Roman wie geschaffen. Schaut gern auch in meine Rezension






Bei authentischen Personen denke ich sofort an Michelle Obama. Ihre Biografie Becoming - Meine Geschichte habe ich als Hörbuch genießen dürfen. Ein tolles Erlebnis. 






Katrin Fröhlich ist die Sprecherin des Hörbuchs und eine gelungene Besetzung. Während des Hörerlebnisses hatte ich das Gefühl, Michelle würde mit mir am Küchentisch sitzen und mir erzählen, was sie während der Vorbereitungszeit zur Wahl und während der Zeit der Präsidentschaft empfunden und erlebt hat. Dabei schildert sie ihren eigenen beruflichen Werdegang und die Herausforderungen, die ein Familienleben mit sich bringt, sehr anschaulich. 

Das Hörbuch ist in drei Abschnitte unterteilt. Ich werde, Wir werden und Mehr werden. Dabei sind Ängste genauso wie Hoffnung und Tatendrang vereint. In meiner Rezension könnt Ihr Euch gern weiter inspirieren lassen. Ein Buch, dass ich auch gern noch ein zweites Mal zur Hand nehmen werde. 



Weil alles jetzt beginnt von Linda Holmes hat mich sehr berührt. Beim Lesen meiner Rezension und das Erinnern an das Geschehen in der Geschichte, spüre ich die Traurigkeit der Protagonistin Evvie. Eveleth Drake. Sie ist verwitwet. Dabei wollte sie sich gerade von ihrem Ehemann trennen. Doch er ist ihr zuvorgekommen. - Jedenfalls unter dem Trennungsaspekt. Er stirbt an den Folgen eines Autounfalls. Es trifft Evvie hart und unvorbereitet und das Gefühl, wieder etwas nicht geschafft zu haben, bleibt. 

Wenn Ihr fiktive Geschichten, die wahr sein könnten, mögt, begleitet Evvie. Sie ist toll! 





In meiner Rezension könnt Ihr Eure Neugier stillen. Und ich spendiere Euch hier einen kurzen Einblick:

Weil alles jetzt beginnt ist ein leises Buch, ein weises Buch. Es ist wie eine Wahrheit, die unvermittelt aufgeschlagen vor mir liegt. Linda Holmes erzählt in einem ruhigen, besonnenen Schreibstil über das Leben und über die Gefangenschaft, die sich ein Mensch selbst auferlegt. Dies hat Linda Holmes wunderbar in die fiktive Geschichte von Evvie und Dean eingebunden. 

Beispielsweise Evvies Gedanken zu ihrem Status. 


"Seltsam", spann Evvie ihren Gedanken weiter, "dass ich durch meine Heirat dieses Wort an mir hängen habe und es nur wieder loswerde, wenn ich noch einmal heiraten würde. Ist dir klar, dass ich nie wieder Single sein kann? Ab jetzt gibt es bloß noch Witwe oder verheiratet." - Seite 121




Herzmalerei
von Syma Schneider konnte mich total begeistern. Wenn ich nicht schon das Taschenbuch hier zu Hause hätte, ich würde mir die gebundene Ausgabe spendieren. Beide sehen traumhaft schön aus. Und traumhaft schön ist auch der Inhalt. Deshalb ist auch Herzmalerei eins der Bücher, auf die ich auf keinen Fall hätte verzichten wollen. 






Die Protagonistin Zenia ist Psychologin. Sie arbeitet für eine Firma, in der System-Menschen hergestellt werden. Klingt schon ein bisschen gruselig. In einer anderen Firma werden Zeitreisen in die Vergangenheit erprobt. So etwas wäre für System-Menschen nie möglich. Wohl aber für Gott-Menschen. 

Auch hier spendiere ich Euch einen Auszug aus meiner Rezension, um Euch an dem Gefühl teilhaben zu lassen, dass mich beim Lesen befiel. 

Herzmalerei nimmt mich mit auf diese spannende Reise in die Zukunft und gleichermaßen lässt sie mich an alte Werte und das Ur-Erlebte glauben. 

Genauso wie die Protagonisten sich in mein Herz geschlichen haben, hat es auch die Geschichte gemacht. Ganz heimlich, still und leise. Durch diesen betörenden Schreibstil, der mal zögerlich und behutsam, mal direkt und ungeschönt die Dinge beim Namen nennt. Schlussendlich fühle ich mich einer wilden Party beraubt, zu der ich mich während des Lesens der Geschichte begab. 


"Mein Herz tanzt vor Glück. "Romeo, ich brauche jetzt ganz laute Musik." Überschwänglich flippe ich gemeinsam mit der Verrückten im Spiegel aus." - Seite 290


Und genauso fühlte ich mich auch. 

Solltet Ihr das Buch noch nicht kennen, lernt es kennen. Einen weiteren Einblick erhaltet Ihr in meiner Rezension und auch auf der Seite von Herzmalerei



Bin noch da
heißt es bei Sven Stricker. In dem Buch geht es um eine Vater-Sohn-Beziehung oder vielmehr um eine Vater-Sohn-Beziehung, die nicht existiert aber gewünscht wird. Zumindest vom Sohn. Der Sohn heißt Moritz und ist 37 Jahre alt, besitzt ein eigenes Café, hat eine Frau namens Jessy und beide haben einen kleinen Sohn, der Elias heißt. 

Moritz, dem ein Familienleben als Kind und als Jugendlicher viel bedeutet hätte, hat seit zwanzig Jahren keinen Kontakt mehr zu seiner Familie. Nicht zu seinem Vater, nicht zu seiner Mutter und nicht zu seiner Schwester Nina. Er bildet sich ein, zufrieden zu sein. Bis eines Tages sein Vater vor ihm steht. 




Moritz Vater Karlheinz ist schon wirklich ein Unikat. Umso erschreckender war für mich, als Moritz tatsächlich seine Eigenarten annimmt. Noch erschreckender war, dass selbst ich mich nicht dagegen wehren konnte. Und so fluchte ich nach kurzer Zeit schon "Ja, mein Gott!". 

Karlheinz ist ein echter Miesepeter - und damit bringt er mich zum Lachen. Lasst Euch anstecken, mit dem Lachen, nicht mit der Miesepetrigkeit. Schaut gern in meine Rezension zu Bin noch da



Fräulein Gold - Scheunenkinder von Anne Stern hat mich in das Berlin der 1920er Jahre zurückversetzt. Das Fräulein Gold - Hulda - ist Hebamme und liebt ihre Selbstständigkeit. Obwohl sie Babys hilft, auf die Welt zu kommen, kann sie sich selbst ein Leben als Ehefrau und Mutter nicht vorstellen. Sie will selbstbestimmt leben. Und dabei stößt sie auch schonmal ihre Lieben vor den Kopf. 




Scheunenkinder ist der zweite Band der Geschichte um die Hebamme Hulda Gold und kann unabhängig vom ersten Band gelesen werden. Jedenfalls hatte ich keine Probleme in die Geschichte zu kommen. Allerdings ist nach der Lektüre gleich der erste Band auf der Wunschliste gelandet und dieser zieht hoffentlich bald bei mir ein. Am 21. April 2021 erscheint dann auch der dritte Band und ich kann es kaum erwarten wieder ins Berlin der 20er Jahre zu gelangen. Hulda Gold habe ich schnell ins Herz geschlossen. Eben weil sie so ist, wie sie ist. Unabhängig, an ihre eigenen Werte glaubend und danach handelnd.  

Für mehr Informationen schaut gern in meine Rezension zu Scheunenkinder und auf die Seite von Anne Stern



Ihr sucht nach einem Thriller? Da kann ich Euch Belladonna von Karin Slaughter ans Herz legen. In diesem Jahr erschien die Neuauflage des 2001 erschienen Thrillers Blindsighted. 

Die Geschichte um Sara Linton beginnt recht beschaulich und ich kann mir nicht vorstellen, dass in dem kleinen Ort etwas so schlimmes wie beispielsweise ein Mord geschehen könnte.

Doch Vorsicht: Karin Slaughter nimmt beim Schreiben kein Blatt vor den Mund. Die Szenen sind in ihrer ganzen Brutalität dargestellt. In meiner Rezension schildere ich Euch eindrücklich, was Euch erwartet, wenn ihr zum Buch greift. Ich habe das Hörbuch gehört. Nina Petri hat selbst dann weitergelesen, wenn ich die Augen vor dem Grauen, das sich mir darbot, verschlossen hatte. 




Karin Slaughter hat einen ungeschönten Schreibstil und nutzt klare Worte. Ihr dürft Euch auf einen spannenden Thriller freuen. 

Mehr Lesestoff über die Protagonistin Sara Linton findet Ihr auf der Seite von Buchreihe 


Und das waren auch schon meine Top Ten Highlights aus 2020. 

Welches sind Eure Top Ten? Oder haben es nicht so viele in Eure Highlights geschafft? Oder gar mehr? 
Lasst es mich gern in den Kommentaren wissen oder lasst mir einen Hinweis auf Euren Beitrag da. 
Ich freue mich darauf. 

Kommt gesund ins Lesejahr 2021! 

Herzlichst, Eure Connie von Lilis Lesemomente


Mittwoch, 30. Dezember 2020

Unbarmherzig - Inge Löhnig


Unbarmherzig
Kriminalroman
Ullstein Verlag
Autor: Inge Löhnig
Erscheinungsdatum: 31. Mai 2019
ISBN 978-3-548-29097-3
Seiten 381






Gina Angelucci bearbeitet bei der Münchener Kripo Kriminalfälle, die lange Zeit nicht aufgelöst wurden - sogenannte Cold Cases. Dabei spielen ihr für ihren neuen interessanten Fall die Tatsache der bevorstehenden Wahlen und die Presse in die Hände. In einem nahegelegenen Dorf namens Altbruck findet Ella Loibl Teile zweier menschlicher Skelette. Mehr als 70 Jahre scheinen diese alt zu sein. Gina Angelucci will diesen alten Knochen ihre Identität zurückgeben und möglichen Hinterbliebenen Gewissheit verschaffen. Dabei hat sie nicht nur Befürworter für die Ermittlungen.






Unterstützt wird Gina Angelucci privat durch ihren Mann Tino, der sich gerade in Elternzeit befindet und sich um die gemeinsame Tochter Chiara kümmert und bei den Ermittlungen durch ihren Kollegen Holger Morell.

Die Ermittlungen führen Gina in das Jahr 1944, in die Geschichte des Deutschen Reichs und der Zwangsarbeit. Mit Hilfe der Menschen in Altbruck versucht sie die Geschichte der Toten aufzuarbeiten - doch auch da stößt Gina nicht überall auf  Mithilfe.


Meine Meinung 


Unbarmherzig ist bereits der zweite Teil der Reihe um die Ermittlerin Gina Angelucci - doch das merkt man der Geschichte nicht an. Mit Beginn der ersten Zeilen bin ich bereits mitten im Geschehen und folge den verschiedenen Charakteren. Mal schickt Inge Löhnig mich in das Jahr 1944, dann wieder bin ich in der Gegenwart und begleite Gina Angelucci bei ihren Ermittlungen und nach und nach lerne ich auch die Menschen in Altbruck kennen.

Das Buch ist dabei übersichtlich in kurze, leicht zu lesende und verständliche Kapitel unterteilt, die es mir ermöglichen stets einen Überblick über das Geschehen zu behalten und manchmal auch ein kleines Stückchen weiter in der Geschichte vorzudringen, als die Ermittlerin gerade gelangt ist. Dabei erwische ich mich auch immer mal wieder beim Miträtseln und Daumendrücken.

Vor allem hat mich der Teil der Geschichte gefesselt, der im Jahre 1944 spielte und in dem es um die Mordopfer ging.

"Die Männer hatten das Sagen. Sie bestimmten, ob ihre Frauen arbeiten durften, ob sie ein eigenes Konto eröffnen konnten, und wenn es ihnen nicht mehr passte, besaßen sie die Macht, die Anstellung ihrer Gattinnen wieder zu kündigen, die sie vorher großmütig gestattet hatten." - Seite 267


Fazit


Ein Krimi, der mich durch die Hintergründe und den Zeitablauf auf Abstand hält mich aber gleichermaßen durch seine Charaktere und deren Geschichte gefangen nimmt. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall mit Gina Angelucci.






Dienstag, 29. Dezember 2020

Molly Murphy ermittelt - Mord auf Ellis Island - Rhys Bowen


Molly Murphy ermittelt
Mord auf Ellis Island
Digital Publishers
Autorin: Rhys Bowen
ISBN 978-3-96087-801-8
E-book
277 Seiten




"Dein Mundwerk wird dich eines Tages in große Schwierigkeiten bringen." - Seite 8



Mit diesen Worten beginnt die Geschichte um die 22jährige Molly Murphy. Ihre Mutter hatte das schon zu ihr gesagt, als sie noch ein kleines Mädchen war. Nun war sie erwachsen  und auf der Flucht vor der Polizei, denn sie würde sicher bald wegen Mordes gesucht.








Molly Murphy verkörpert eine junge Frau, die sich lieber selbst davon überzeugt, was richtig und was falsch ist. Dabei ist sie leider nicht immer sehr umsichtig und stürzt schon mal kopfüber in gefährliche Abenteuer. Genauso impulsiv wie ihre Taten ist sie mit ihren Worten. Sobald sie einen Gedanken hat, spricht sie ihn auch schon aus. Dabei kommt ihr glücklicherweise ihr Ideenreichtum zu Hilfe, denn nicht immer ist es ratsam gleich mit der Wahrheit herauszurücken.

So gelangt sie zunächst nach Belfast, in der Hoffnung von dort aus ein Schiff nach England nehmen zu können. Auf der Flucht vor der Polizei trifft sie auf Kathleen O´Connor. Diese offeriert Molly eine Möglichkeit mit dem nächsten Schiff nach New York zu reisen, die Molly nicht auszuschlagen wagt.

Welch Ironie des Schicksals, dass gerade, als Molly amerikanischen Boden betritt, ein weiterer Mord geschieht und sie kurz darauf als Tatverdächtige befragt wird.

Molly muss wachsam sein, dass ihr Mundwerk sie nicht in große Schwierigkeiten bringt.


Meine Meinung


Ein tolles Leseerlebnis. Der Schreibstil ist beschwingt und die Protagonistin Molly schließe ich schnell in mein Herz. Sie ist klug und gewitzt und landet trotzdem in manch ausweglos erscheinende Situation. Molly handelt sehr impulsiv. Ihr Herz schreit "ja" und sie stürmt los und dann, wenn es verzwickt wird, sagt ihr Kopf "ach, ja!".
So wird die Spannung über die Geschichte gehalten und immer wieder durch unvorhergesehene Ereignisse aufgelockert.
Ich hoffe und bange mit Molly, nur, um dann wieder aus der Schockstarre zu erwachen und weiter zu ermitteln.


Fazit


Ein beschwingt erzählter, spannender Krimi, der mit einer charmanten Hobbyermittlerin überzeugt.
Wer die Serie "Agentin mit Herz" mag, der wird auch Molly Murphy ins Herz schließen.






Samstag, 19. Dezember 2020

Gemeinsames Leseerlebnis

 

Geschichten erfreuen mich schon von klein auf. Wollte ich als Kind immer wieder neue Geschichten vorgelesen bekommen und es war schon spät, sagte meine Mutter oft zu mir "Mein Kind, wenn du erst selbst lesen kannst, dann kannst du so viele Geschichten lesen, wie du möchtest. Aber jetzt ist es Zeit das Licht auszumachen und schlafen zu gehen." "Ach", seufzte ich dann oft. "Wenn ich nur schon lesen könnte." 

Als ich dann endlich selbst Geschichten lesen konnte, war ich dankbar einen kleinen Bruder zu haben, der auch gern Geschichten hörte. Und so konnte ich ihm immer wieder abends ein, zwei kleine Geschichten vorlesen. Nach und nach kannte ich diese schon auswendig und er hatte mehr Gelegenheit die tollen Bilder in den Büchern anzuschauen und daneben der Geschichte zu lauschen.

Den Ausweis für die Bücherei habe ich oft genutzt und ich war froh, dass es dort eine scheinbar unendliche Menge an Büchern gab. Ich habe mich oft gefragt, was die Menschen machen, die nicht zur Bücherei gehen und sich Bücher ausleihen konnten. Zum Glück gibt es heute allerorts Bücherschränke! 

Vielleicht liegt es am Zauber des Vorlesens und Vorgelesen bekommen. So gern ich Bücher im stillen Kämmerlein lese, so gern lese ich gemeinsam mit anderen Lesern und tausche mich über die Geschichten aus. Und ich erzähle gern über die Geschichten, die ich gelesen habe. 

Faszinierend finde ich Geschichten, in denen Buchclubs vorkommen und ich erleben kann, wie man sich früher und andernorts über die Lektüre ausgetauscht hat. Heute genieße ich es, aktiv an Leserunden teilzunehmen oder im Buddy-Read die Geschichte zu erleben. 

Was ein Buddy-Read ist und worin der Unterschied zu einer Leserunde liegt, hat Mo in ihrem Artikel Buddy-Read toll erklärt. 

Mit Mo habe ich auch schon den einen oder anderen Buddy-Read erleben dürfen. Zuletzt mit dem Thriller Asklepios von Charlotte Charonne. Es ist faszinierend, dass uns manche Dinge unabhängig voneinander beschäftigen und in anderen Dingen wieder haben wir unterschiedlich gewichtete Wahrnehmungen. Das macht das Lesen noch einmal spannender und interessanter. 




Und auch unsere unabhängig voneinander geschriebenen Rezensionen unterscheiden sich. Falls ihr mal reinlesen wollt, herzlich gern. Hier ist die von Mo und hier findet ihr die von mir

Habt Ihr auch so viel Spaß am gemeinsamen Lesen? Mit einer Freundin/einem Freund im Buddy-Read? Im Buchclub? In einer Leserunde? 

Ich beteilige mich regelmäßig an Leserunden bei Lesejury, Lovelybooks und Büchereule. Du möchtest mit mir dort gemeinsam lesen? Phantastisch! Du findest mich unter dem Namen littlesparrow.

Wo darf ich Euch treffen? Lasst es mich gern in den Kommentaren wissen oder schickt mir eine Nachricht bei Instagram oder Facebook. Ich freue mich auf Euch.

Sonntag, 13. Dezember 2020

Der Spiegelmann - Lars Kepler

 
Der Spiegelmann
Thriller
Bastei Lübbe AG
Lars Kepler
ISBN 978-3-7857-2704-1
624 Seiten





Der Spiegelmann von Lars Kepler ist der achte Band einer Reihe um den Ermittler Joona Linna. Wer die Entwicklung der Charaktere nicht zwingend von Anfang an erleben muss, kann gut mit diesem achten Band starten. Wer darauf Wert legt, startet mit Band 1, dem Buch Der Hypnotiseur





Joona Linna wird nach seinem letzten Fall aus den aktuellen Ermittlungen rausgehalten. Dennoch beteiligt er sich und wird dabei immer mehr in den Fall eingebunden. Dank seiner Empathie und seinen unkonventionellen Methoden übernimmt er schon bald wieder das Ruder und was sich ihm offenbart, lässt mich das Buch nach kürzester Zeit nicht mehr aus der Hand legen.

Der Schreibstil ist flüssig und wechselt zwischen Aufzählungen, spannenden Momenten und scheinbar undenkbaren Situationen. Ich möchte nicht aufhören zu lesen und doch das grauenhafte Geschehen nicht erleben. Doch damit wartet Lars Kepler in diesem Band auf. 

Ein 16jähriges Mädchen verschwindet, ein anderes wird nach einem Unfall beim Eisangeln vermisst und später für tot erklärt. Trotz intensiver Suche können beide nicht gefunden werden. 

Die Eltern des verschwundenen Mädchens geben die Hoffnung nicht auf, bis nach fünf Jahren das tote Mädchen erhängt auf einem Spielplatz auftaucht. Für die Welt zur Schau gestellt. 

Das andere Mädchen bleibt verschwunden und die Eltern erklären ihr Kind für tot. Der Stiefvater, der beim Eisangeln beinahe selbst zu Tode gekommen wäre, kann sich die Situation auch später nicht erklären und kommt immer weniger im Leben klar. Um den Verlust der Tochter verarbeiten zu können, wollen sie ein Mädchen adoptieren. 

Doch wer ist für den schrecklichen Tod des Mädchens auf dem Spielplatz verantwortlich? Joona Linna begibt sich mit seinem Team nicht nur in außergewöhnliche Ermittlungssituationen sondern auch selbst in Gefahr. Der Thriller ist voll mit Informationen und vielschichtigen Charakteren und gefühlt birgt jede Seite nicht nur ein weiteres Geheimnis sondern steigert auch die Spannung. Die letzten 200 Seiten habe ich in einem Rutsch gelesen. Ich konnte, ich wollte das Buch nicht aus der Hand legen ohne zu erfahren, wie die Geschichte ausgeht. 


"Ein Freund von mir, Samuel Mendel, pflegte zu sagen, wenn man das mit bedenkt, was es nicht gibt, hat man die Spielregeln schon geändert." - Seite 80


Ich selbst habe den Vorgängerroman Lazarus gelesen und war ganz angetan, als ich den neuen Band Der Spiegelmann gesehen habe. Seitdem fiebere ich darauf hin, die ersten Bände auch alle zu lesen. 


Fazit

Wer spannende Thriller liebt und vor grauenvollen Handlungen des Täters beim Lesen nicht zurückschreckt, dem kann ich Der Spiegelmann ans Herz legen.



Donnerstag, 10. Dezember 2020

Tatsächlich ... wie Weihnachten! - Liebesgeschichten zum Fest - Brigitte van Hattem


Tatsächlich ... wie Weihnachten!
- Liebesgeschichten zum Fest
Brigitte van Hattem
BoD - Books on Demand
ISBN 978-3-751978651
96 Seiten 


Tatsächlich ... wie Weihnachten! von Brigitte van Hattem ist eine Kurzgeschichtensammlung. In diesem schmalen Büchlein befinden sich sieben Kurzgeschichten, die sich alle um die Liebe in der Weihnachtszeit drehen. - Und dem Wunsch nach Nähe und Geborgenheit. 

Genau deshalb vermitteln mir die Geschichten wohl auch gleich beim Lesen der ersten Zeilen warme Wohlfühlmomente. Es fühlt sich an wie das geliebte Heißgetränk mit einer leckeren Knabberei und beim Lesen stiehlt sich klammheimlich schnell das erste zarte Lächeln auf meine Lippen. 



Dabei klingt der Titel der ersten Kurzgeschichte eher kühl. Klinkenputzen heißt die Geschichte. Diese hat es aber in sich und schon nach kürzester Zeit bibbere ich mit der Protagonistin draußen bei Eiseskälte und verteile Geschenke in der Nachbarschaft. - Der Zauber der Weihnacht ist doch, andere Menschen glücklich zu machen und Freude zu schenken. Vor allen denen, die an Weihnachten allein zu Hause sind. 

Die Kurzgeschichten von Brigitte van Hattem haben mich sozusagen vom Blick auf das hübsche Cover an gefangen genommen und in eine bezaubernde Weihnachtszeit entführt. Der Schreibstil ist lockerleicht und ich mag diesen beschreibenden Erzählstil, in dem zur Verdeutlichung mal Worte wiederholt werden, um die Dringlichkeit zu unterstreichen, dabei aber nicht aufdringlich sind. Die Geschichten werden mit einem Augenzwinkern erzählt und sorgen für gute Laune. Ich werde es sicher noch das eine oder andere Mal vor und während der Weihnachtstage zur Hand nehmen. - Es fällt mir ja jetzt schon schwer, es aus der Hand zu legen. Dabei habe ich es gerade erst gelesen. 

Ein tolles Büchlein, um selbst in Weihnachtsstimmung zu kommen oder anderen bei diesem Schritt behilflich zu sein. Und mit diesem zauberhaften Cover macht es sich unendlich gut in meiner Wohnstube, und sorgt dort - gemeinsam mit der Weihnachtsdeko - für weihnachtliche Stimmung.