Sonntag, 25. Oktober 2020

Fräulein Gold - Scheunenkinder - Anne Stern


Fräulein Gold - Scheunenkinder
Argon-Verlag
Hörbuch
Autorin: Anne Stern
Sprecherin: Anna Thalbach
1 MP3-CD 
6 Stunden 51 Minuten
Erscheinungstermin: 13. Oktober 2020
ISBN 978-3-8398-1813-8 



Fräulein Gold - Scheunenkinder
ist der zweite Band der Saga am Hulda Gold. Hulda Gold lebt im Berlin der 1920er-Jahre, ist Hebamme und hat ihren eigenen Kopf. Sie ist gern unabhängig und obwohl sie anderen Familien hilft, ihre Babys gesund auf die Welt zu bringen, kann sie sich selbst ein Leben "nur" als Ehefrau und Mutter nicht vorstellen. Mit ihrer störrischen und liebenswerten Art hat sie sich schnell einen Platz in meinem Herzen erstritten. 


Hulda Gold ist freundlich, dabei aber auch immer sehr bestimmt. Was sie sich in den Kopf gesetzt hat, führt sie auch zu Ende.

So auch in diesem zweiten Band Scheunenkinder. Von ihrem Vater bekommt sie die Information, dass sie im Scheunenviertel gebraucht wird. Es handelt sich um eine jüdische Familie. Die jüdischen Familien in diesem Viertel sind sehr arm und das Besondere bei diesem Einsatz ist, dass die Wöchnerin eben keine Jüdin ist. Hulda selbst macht das nichts aus. Sie ist zur Hälfte Jüdin und ein neues Leben ist ein neues Leben, das auf die Welt gebracht werden möchte. 

Der jüdischen Familie Rothmann, die aus Galizien stammt, ist das Ansehen nicht einerlei, und so wird der Geburt des Babys mit scheinbar gemischten Gefühlen entgegen gesehen. Als dann einige Tage nach der Geburt das Neugeborene verschwunden ist, scheint niemand Ambitionen zu haben, das Baby zu finden. Niemand außer Hulda, die es sich in den Kopf gesetzt hat, die Armenierin Tamar zu unterstützen und ihr ihr Baby wohlbehalten zurückzuholen. 

Selbst Huldas Freund, Kommissar Karl North, kann sie nicht davon abhalten, weiter nach dem Neugeborenen zu suchen. 


Der Erzählstil von Anne Stern trifft das Berlin der 1920er Jahre sehr gut. Ich erhalte einen Einblick in die Haushalte Berliner Bürger und bekomme eine Ahnung, wie es bei ihnen zu Hause ausgesehen haben mag. Freundschaften, die Stellung der Frau in der Gesellschaft, der wachsende Unmut auf Juden und wie damit in der Gesellschaft umgegangen wird, die Inflation - alles das beschreibt Anne Stern so bildhaft, als würde ich selbst morgen mit Bündeln von Geldscheinen in der Tasche nach einem Brot anstehen. Es ist spannend, mit Hulda an der Seite durch Berlins Straßen zu gehen und die Menschen kennenzulernen. Die Charaktere sind vielschichtig und sie sind besonders. Man tut gut daran, seine Belange vor den neugierigen Anwohnern zu bewahren. Denn sonst weiß tags darauf die Nachbarschaft mit Sicherheit genauestens bescheid. Es ist dieses bunte Treiben in einer durchaus manchmal grau anmutenden Zeit, das mich fasziniert und durch die Geschichte trägt. 


Fräulein Gold - Scheunenkinder hat mir sehr gut gefallen. Diesen zweiten Band kann man unabhängig vom ersten Band Fräulein Gold - Schatten und Licht lesen. Ich freue mich, dass ich diesen ersten Band noch vor mir habe und mir damit die Wartezeit auf den dritten, bald folgenden Band Fräulein Gold - Der Himmel über der Stadt verkürzen kann. Der dritte Band wird als Roman am 21. April 2021 im Rowohlt Verlag und am selben Tag im Argon Verlag als Hörbuch erscheinen. 


Weitere Informationen gibt es auf den Verlagsseiten:

Argon Verlag - Scheunenkinder
Rowohlt Verlag - Anne Stern

und auf der Seite der Autorin:

Anne Stern


Sonntag, 11. Oktober 2020

So sehen Siegerinnen aus - Katrin Klewitz


So sehen Siegerinnen aus
Konflikte meistern durch Balance, Haltung und Selbstvertrauen
Lübbe Life - Bastei Lübbe Verlag
Autorin: Katrin Klewitz
ISBN 978-3-7325-8924-1
246 Seiten




So sehen Siegerinnen aus ist ein Buch vor allem für Frauen. Das Buch kann als Leitfaden dienen, Erklärungen in der Selbstreflektion liefern und Mut machen. Mut machen zu kämpfen. Aber auch im Vorhinein zu sondieren, ob es überhaupt der eigene Kampf ist oder es sich lediglich um das Problem des Gegenübers handelt. 




Der Ratgeber - wenn man ihn so nennen mag - ist in neun Kapitel unterteilt und erzählt viele persönliche Erfahrungen der Autorin. Katrin Klewitz ist ausgebildete Kampfchoreografin und dieser Werdegang hat ihr geholfen sich selbst und auch das Verhalten ihrer Mitmenschen zu reflektieren. An ihren Erfahrungen darüber lässt sie uns in diesem Buch teilhaben. 

In den ersten drei Kapiteln geht es sehr anschaulich um das eigene Standing, Distanzverhältnis und die eigene Haltung. Und wenn der Leser das Standing oder die gewünschte Haltung noch nicht hat, mit welchen Mitteln diese erreicht werden könnten. Wichtig dabei ist, und darum geht es in den drei Kapiteln, das für sich selbst herauszufinden und die eigene Methode und Wirkung daraus kennenzulernen.

Die übrigen sechs Kapitel beschäftigen sich mit den unterschiedlichen Charaktereigenschaften von Kriegerin, Jägerin, Kampfelfe, Schützin, Knappin und Ritterin. Anhand von Charakteren aus Literatur und Filmgeschichte werden hier die besonderen Eigenschaften vermittelt. Hilfreich ist hier, dass es einen kurzen Abriss über die jeweilige Geschichte des Charakters gibt. Dabei ist das für die bekannten Geschichten nur schmückendes Beiwerk, dafür habe ich beim Lesen aber auch gleich wieder die Bilder vor Augen und kann mir Katrin Klewitz Gedanken bildlich vor Augen führen. 

Auch hier bringt Katrin Klewitz ihre persönlichen Erfahrungen mit ein und vermittelt mir beim Lesen das Gefühl, mit den Herausforderungen, die beispielsweise ein Büroalltag oder Erlebnisse aus der Schulzeit mit sich bringen, nicht allein zu sein. So finde ich meine erste Verbündete. 

Die Kapitel sind übersichtlich und informativ und für die wichtigsten Informationen gibt es Merkkästchen und Zeichnungen, die zusätzlich noch für eine Veranschaulichung sorgen. Besonders gefällt mir der lockere Schreibstil und die Steigerungsmöglichkeiten, die angeboten werden, wie ich meinem Gegenüber begegnen kann. Ob nonverbal oder mit eigenen Worten kurz und knapp oder wortreich, die Möglichkeiten sind vielfältig. 

Mir hat die Lektüre sehr viel Freude bereitet und ich freue mich, so viel Wissenswertes - was man verteilt hier und da auch schon mal gehört oder aufgeschnappt hat - nun vereint in einem Buch zu haben.