Montag, 27. Mai 2019

Blutacker - Lorenz Stassen


Blutacker
Thriller
Heyne Verlag
erschienen am 12. November 2018
Autor: Lorenz Stassen
ISBN 978-3-453-43944-3
352 Seiten






Entstehung


Die Idee zu der Geschichte hatte Lorenz Stassen, Autor dieser Geschichte, bereits im September 2016. Ein Zeitungsartikel berichtete über die Versteigerung eines Ackers, dessen Erlös beinahe das Fünffache des eigentlichen Wertes betrug. Dabei handelte es sich nachweislich um ein Überschwemmungsgebiet im Schatten einer Raffinerie und nicht um Bauland. - Und damit um Stoff für eigene Ideen.








Handlung und Personen


Blutacker ist bereits der zweite Band einer Trilogie um den jungen Anwalt Nicholas Meller.
Nicholas Meller hat sich durch einen spektakulären Fall als Anwalt und Strafverteidiger einen Namen gemacht und konnte - bedingt durch seinen neuen Bekanntheitsgrad und steigender Umsätze - seine Kanzlei in die Kölner Innenstadt verlegen. Die Anfänge dieser steilen Karriere und wie es zu der Wandlung seiner Lebensumstände kam, sind in Angstmörder, dem ersten Band, zu finden.

Unterstützt wird Nicholas Meller von seiner Referendarin und mittlerweile Lebensgefährtin Nina Vonhoegen. Nina Vonhoegen leidet von Geburt an unter Dismelie, einer Fehlbildung, und seit dem letzten Fall auch unter Albträumen.

Für den neuesten Fall kommt Nicholas Meller sein russischer Hintergrund zugute: sein Auftraggeber entstammt dem deutschen Adel und möchte einen Freund aus dem russischen Gefängnis zurück nach Deutschland holen. Zur gleichen Zeit wird ein Paketbote ermordet und ein Paket entwendet. Ein Paket, adressiert an Nicholas Meller.


Meine Meinung


Der Schreibstil ist atemberaubend spannend und umgangssprachlich gehalten. In den feinen Kreisen, wie in den gewöhnlichen, herrscht ein normaler Ton.
Der Spannungsbogen wird durchweg gehalten und immer mal wieder durch außergewöhnliche, dabei menschlich nachvollziehbare, Begebenheiten gelockert.

"Das war das Problem mit diesen Typen in ihren teuren Anzügen. Zivilisten." - Seite 201

Dabei sind die Charaktere - Protagonisten wie Nebenfiguren - so vielschichtig und natürlich, dass es mich nicht wundern würde, dem einen oder anderen im wirklichen Leben zu begegnen.
Was die Geschichte für mich besonders macht, ist die Kunst, diese so zu erzählen, dass ich beim Lesen das Gefühl habe, am Geschehen teilzunehmen. Dieser sogenannte "Wirklichkeitseffekt" hat mich nachhaltig beeindruckt.

"Dass Justitia blind war, sah man an grünbraunen Bodenfliesen, die sich mit braunrotem Teppichboden abwechselten." - Seite 250

Ebenso beeindruckt hat mich die Geschichte von Nina Vonhoegen. Eine junge, bildhübsche, gescheite Frau mit einer Behinderung. Von Geburt an fehlt ihr der rechte Arm. Wie sie damit zurecht kommt und ihr Leben meistert, wird in dem Buch ganz natürlich, wie nebenbei, erwähnt.

Dabei ist die Geschichte fiktiv - auch die Personen darin.


Fazit


Wer, wie ich, ein Faible für spannungsgeladene Thriller hat, dem kann ich Blutacker ans Herz legen.

Ich freue mich bereits heute auf Opferfluss, dem dritten Band der Trilogie. Dieser erscheint voraussichtlich am 10. Februar 2020 und wird 400 Seiten umfassen.


Bonus


Wer nun Lust bekommen hat, mit dem ersten Band der Trilogie durchzustarten und mehr über den Autor und die Entstehung der Geschichte erfahren möchte, dem empfehle ich meinen Artikel über die Lesung von Lorenz Stassen zu Angstmörder.




Samstag, 25. Mai 2019

Was du nicht willst das man dir tu - C. Rimmeck


Was du nicht willst das man dir tu
Thriller
Autor: C. Rimmeck
ISBN 978-3-9820304-0-1
427 Seiten



C. Rimmeck - Was du nicht willst das man dir tu

Was du nicht willst das man dir tu 

Ich war sehr gespannt, wie sich der Titel des Buches zum Inhalt verhält.
Schließlich sollte dieser Satz - hier Halbsatz - ja dafür stehen, freundlich anderen Menschen gegenüber zu sein. 







Was du nicht willst das man dir tu ist der Auftakt einer Reihe, in der es um die beiden Protagonisten, dem Kommissar Martin Holz und seiner Kollegin Corinna Weidlich geht.

Martin Holz ist der Star unter den ermittelnden Beamten - bis zu dem Tag, an dem er beinahe seine ganze Familie verlor. Nun lebt er allein mit seiner Tochter Isabel. Seine Frau und seine anderen beiden Töchter sind ums Leben gekommen. Martin Holz versucht sein Gehirn mit Alkohol zu betäuben um möglichst zu vergessen. Darüber vergisst er auch, sich um seine überlebende Tochter Isabel zu kümmern und vernachlässigt seinen Dienst. 

Corinna Weidlich ist neu in der Stadt und wird Martin Holz zugeteilt. Corinna Weidlich fügt sich in die Situation, lässt sich aber von Martin Holz weder ausbooten noch in ihrer Arbeit behindern. Dass sie sich von anderen nicht beeindrucken lässt, sondern ihren eigenen Vorgaben folgt, hat sie auf ihrer letzten Dienststelle unter Beweis gestellt: dort hat sie ihren Partner an die Interne "verpfiffen". 

Dieses ungleich wirkende, junge Ermittlerteam wird daraufhin losgeschickt, um die Daten und Fakten einer vermeintlichen Selbsttötung zu sichern und zu dokumentieren. 



Der Anfang der Geschichte lässt sich bereits leicht lesen. Die Charaktere lerne ich kennen, ohne dass sie gleich all ihre Besonderheiten preisgeben. Die charakterlichen Eigenschaften sind klar zu erkennen und die Personen grenzen sich gut gegeneinander ab. 

Und mir gefällt der Schreibstil. Diese schockierende Offenheit, die Möglichkeiten, sich selbst die Begebenheiten gedanklich zu gestalten, indem einiges auch offengelassen wird und diese frappierenden Schilderungen, die mich immer wieder auflachen lassen. 


"Der Stuhl, in dem Port saß, knarrte böse wie ein Hund im Halbschlaf." - Seite 44 



Ich habe viel Spaß beim Lesen und bin dabei stets sehr gespannt, wie die Geschichte weiter geht. Vor allem zwischen Martin Holz und Corinna Weidlich. Sie bringt da ja schon eine Saite in ihm zum Klingen. Sehr amüsant. 

Zudem ist es knifflig, und die Geschichte regt zum Mitermitteln an. Habe ich gerade noch jemanden in Verdacht, der Täter zu sein, wird mit dem nächsten Satz schon meine Idee erschüttert und mir kommen Zweifel.
Die Spannung wird jedenfalls durchweg gehalten und ich verfolge mit großem Interesse das Geschehen. 

Der Spannungsaufbau ist dabei zum Teil so enorm, dass selbst ich mir beim Lesen nicht sicher war, ob ich die nachfolgend beschriebenen Geschehnisse aushalte. Die Neugier war jedoch stärker und nun kann ich diesen außergewöhnlichen Thriller weiterempfehlen. 

Und nun bin ich sehr gespannt, wie es mit dem Ermittlerteam weiter geht.








Samstag, 18. Mai 2019

Alte Sorten - Ewald Arenz


Alte Sorten
Roman
DuMont Buchverlag
Erscheinungstag: 18. März 2019
Autor: Ewald Arenz
ISBN 978-3-8321-8448-3
256 Seiten



Alte Sorten - wenn es nach dem Autoren gegangen wäre, so hätte das Buch Oktoberland heißen sollen. - Vermutlich, weil sich im Oktober die Stärke dieser beiden Frauen, um die es in dieser Geschichte geht, vollends entfalten und auf die jeweils andere übertragen kann. Beide sind mit einer Kraft ausgestattet, die man sonst in der Natur findet - wunderschön und von innen heraus.
Zeitlich spielt das Geschehen in diesem Roman im September und Oktober und umfasst einen Zeitraum von anderthalb Monaten. Einige Rückblenden auf das vorherige Leben werden eingewoben und ermöglichen auf diese Weise, die Protagonisten besser kennenzulernen.
Die beiden Frauen sind zwar unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters, doch ihre Sehnsucht nach Freiheit, dem Bedürfnis der eigenen Wünsche und der Liebe - vor allem der mangelnden - das haben sie gemein.



Sally ist 17 Jahre alt und bricht aus. Sie bricht aus, aus einem Leben, das sie nicht mehr aushält. Einem Leben nach einem Muster, das nicht zu ihr passt. Eines, das ihre Eltern ihr aussuchen. Doch das ist nicht Sally. So entflieht sie ihrem Elternhaus und trifft auf Liss.

Liss wollte einst fliehen. Strukturen, die nicht zu ihr passen, aufgezwungen durch ihr Elternhaus - und doch ist sie noch da. Da, wo sie als Kind einst lebte. Dort bewirtschaftet sie ihren Hof, Felder - scheinbar allein. Doch auch, wenn sie ziemlich verschlossen und wortkarg wirkt, braucht sie doch manchmal Hilfe. Und so spricht sie Sally an, als diese am Wegesrand auf sie trifft.

Da ist ein Erkennen, ein sich-vorsichtig-aus-dem-Weg-gehen und auch ein Verständnis zwischen den beiden Frauen - ohne Fragen mit Antworten, die einfach akzeptiert werden. Ohne große Worte.

Die Schlichtheit im Schreibstil, die klaren Worte in den schnörkellosen Sätzen - manchmal sind diese Sätze lediglich ein Wort kurz - machen den Reiz der Geschichte nur größer.

Alte Sorten ist ein Buch, dass man genießen kann. Es verwöhnt mit dieser ruhigen Stimmung, die heimelig wirkt und einen Willkommen heißt. Die Darstellung der Arbeitsabläufe bei der Ernte, die Beschreibung des Handwerkzeugs und die Schilderung der Beschaffenheit von dem Obst und der Natur rundherum wirken sehr eindrücklich auf mich. Ewald Arenz beschreibt beispielsweise die Früchte an den unterschiedlichen Birnenbäumen so nachhaltig, dass ich die Bilder wie aus der eigenen Erinnerung abrufen kann.

Ein ruhiges Buch, eine Geschichte um zwei starke Frauen, über Strukturen, die das Leben nicht braucht, weil es das Leben einschränkt. Ein Buch, dass ich sehr gern weiterempfehle. Eine Geschichte, die darstellt, dass trotz bitterer Wut und Verwundungen, die einem das Leben zufügt, das Leben auch Glück sein kann.



Dienstag, 14. Mai 2019

Lesemomente im Mai 2019


Bevor die Lesungsveranstaltungen nun in die Sommerpause gehen, bietet uns der Mai eine große, bunte Mischung an tollen Leseevents mit den verschiedensten Autoren und wunderbaren Geschichten.

Meine Karte für die Lesung am Montag, dem 6. Mai beispielsweise habe ich bereits seit geraumer Zeit. Schon vor Monaten habe ich mir die Karte für die Lesung mit Rafik Schami gekauft. Und genauso lange ist diese Lesung auch schon ausverkauft.

Mit Rafik Schami, Apostelkirche Hannover, 6. Mai 2019


Rafik Schami ist ein Erzähltalent und mit seinen Geschichten zieht er Leser jeden Alters in seinen Bann. Dabei schreibt er viel über Damaskus - seine Heimatstadt. Dort ist er am 23. Juni 1946 unter seinem bürgerlichen Namen Suheil Fadil geboren. Sein Pseudonym Rafik Schami bedeutet Damaszener Freund - und das ist er bis heute.

Im Alter von 20 Jahren gründete und leitete Rafik Schami in Damaskus die Wandzeitung, die 1969 allerdings verboten wurde. Unter der Zensur litt Rafik Schami sehr und als er auch noch Gefahr lief, zum Wehrdienst eingezogen zu werden, floh er 1970 zunächst in den Libanon und einige Monate später, 1971, wanderte er in die Bundesrepublik Deutschland aus.

Rafik Schami studierte Chemie und hatte nebenbei verschiedene Aushilfsjobs. 1979 promovierte er. Seit 1982 ist Rafik Schami freier Schriftsteller. Wie eingangs erwähnt, schreibt er viel über Damaskus - um seine Sehnsucht zu stillen und den Ort beim Schreiben zu besuchen. Rafik Schami lebt hier im Exil. Doch irgendwann möchte er mit seinem Sohn in seiner Heimatstadt Murmeln spielen. Er ist ein exzellenter Murmelspieler, erzählte er kürzlich in einem Interview mit Denis Scheck. Sein Sohn ist mittlerweile 27 Jahre alt. Rafik Schami war 25 als er sein Land verließ.

Über die Literatur sagt Rafik Schami, sie soll den Menschen bewegen, sensibilisieren, den Horizont erweitern, den Menschen beteiligen. Literatur ist Kunst, die einander nahe bringt.
Ich bin sehr froh, Rafik Schami persönlich zu begegnen. Meinen Artikel über die Lesung findet ihr hier.


Am Mittwoch, dem 15. Mai 2019 wird Katrine Engberg mit ihrem neuen Roman Blutmond bei Leuenhagen & Paris in Hannover sein. Auf diese Lesung freue ich mich sehr und bin schon total gespannt auf die Geschichte hinter dem Buch. Blutmond habe ich bislang nicht gelesen, doch im letzten Jahr die Lesung zu Krokodilwächter - dem Vorgängerroman von Katrine Engberg - war so toll und eindrucksvoll, dass ich mir auch diesmal nicht die Lesung entgehen lassen möchte.
Den deutschen Part liest die Schauspielerin Gisa Zach, moderiert wird der Abend von Andrea Heußinger. Die drei Frauen verfügen über soviel mitreißende Power in ihrem Einsatzgebiet, dass es mich jetzt kaum beim Schreiben über dieses Event auf dem Stuhl hält. Ich bin mehr als dankbar, dass ich an dieser Lesung teilnehmen darf und freue mich auf ein Wiedersehen.

Mit Katrine Engberg bei Leuenhagen und Paris


Elisabeth Herrmann werde ich tags darauf wiedersehen. Am Donnerstag, dem 16. Mai 2019 wird sie ihr Buch, den Thriller Schatten der Toten bei Hugendubel in Hannover vorstellen. Protagonistin dieser Reihe ist Judith Kepler. Judith Kepler ist Tatortreinigerin. Damit kennt sie den Tod auf eine ganz besondere Art und Weise. Schatten der Toten ist bereits der dritte Teil der Serie um Judith Kepler.

Mit Elisabeth Herrmann 2017 bei Leuenhagen und Paris, Hannover


Am Samstag, dem 18. Mai  2019 werden die Herzen der Ostfriesenkrimileser wieder höher schlagen. An diesem Abend ist Klaus-Peter Wolf in der Apostelkirche in Hannover zu Gast und stellt seinen neuen Krimi vor. Begleitet wird er dabei musikalisch von Bettina Göschl. Die Lesung ist bereits seit Wochen ausverkauft und wird von Leuenhagen und Paris veranstaltet.

Für die musikalische Untermalung bietet die Apostelkirche sicherlich den richtigen Raum für einen optimalen Klang und auch die Leseeindrücke, wenn Ann Kathrin Klaasen wieder ermittelt, werden sicher spannungsgeladen beim Publikum ankommen. Wohl dem, der zur rechten Zeit eines der begehrten Tickets ergattern konnte.


Mein Lieblingstag, der 22. Mai. Als Zwilling fühle ich mich ein bisschen zerrissen, da zwei ganz wundervolle Lesungen an diesem Tag stattfinden. Und an beiden würde ich mehr als gern teilnehmen.

In Hannover, bei Leuenhagen und Paris, wird Susan Abulhawa ihren Roman Nahrs letzter Tanz vorstellen. In diesem Buch geht es um die Palästinenserin Nahr. Im Jahr 1967 im Exil in Kuwait geboren, wächst sie zu einer unabhängigen, eigenwilligen und stolzen Frau heran. Der Tanz steht für sie gleichbedeutend mit Freiheit. Die Grenzen der Freiheit werden ihr jedoch nach der Trennung von ihrem Mann alsbald aufgezeigt. - Ein leider immer noch aktuelles Thema um die Unterdrückung der Frauen.
Moderiert wird der Abend von Margarete von Schwarzkopf, die für mich aus der Literaturszene gar nicht mehr wegzudenken ist.

Am selben Abend findet in Hamburg die Lesung mit Joel Dicker statt. Das Verschwinden der Stephanie Mailer - so lautet der Titel seines aktuellen Romans. Groß rausgekommen ist Joel Dicker im Jahr 2013 mit seinem Roman Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert. Das Buch liegt hier bereits und wartet darauf, gelesen zu werden. Die Kritiken sind gemischt, daher bin ich total gespannt, was Joel Dicker alles an Hintergrundinformationen zu berichten weiß.

Total klasse finde ich, dass der Piper Verlag bei dem Buch auf die Folie verzichtet hat. Es befindet sich lediglich eine kleine Banderole über den Seiten. - Hoffentlich ist diese tatsächlich umweltfreundlicher. Gekennzeichnet ist sie jedenfalls mit #ohneFolie - Wir werden auf Plastik verzichten. - Warum auch nicht? - Taschenbücher schaffen es ja auch ohne Folie auf bzw. über den Buchhandelstisch.

Veranstaltet wird der Abend mit Joel Dicker von der Buchhandlung Heymann. Die Lesung und das Gespräch finden in Elmsbüttel statt, die Moderation übernimmt Peter Twiehaus. Peter Twiehaus ist unter anderem bekannt aus dem ZDF-Morgenmagazin, in dem er seit 2013 den Filmtipp aus dem wöchentlichen Kinoprogramm präsentiert.


Last, but not least:
Am Donnerstag, dem 23. Mai findet bei Leuenhagen und Paris in Hannover noch eine weitere großartige Lesung statt. Alexander Oetker wird zu Gast sein und seinen Thriller Zara & Zoe - Rache in Marseille vorstellen. Es ist die Geschichte von zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein können. Dazu kommt, dass ihr jeweiliger Berufsethos sich nicht miteinander vereinbaren lässt. Und trotzdem: für diesen Fall müssen sie nicht nur zusammenarbeiten, sie müssen die Rollen tauschen.

Diesmal habe ich mich für das Hörbuch entschieden. Gelesen wird dieser spannungsgeladene Thriller von Beate Rysopp. - Am Lesungsabend wird sie nicht anwesend sein, daher aber auf diese Art in mein Wohnzimmer einziehen. Und damit dann auch die Zwillinge Zara und Zoe. Die eine - Zara - ist Kommissarin bei Europol. Die beste Profilerin - so heißt es jedenfalls. Zoe hingegen ist Killerin bei der korsischen Mafia. Und auch diese ist in ihrem Metier die Beste. Ich bin sehr gespannt, wie diese beiden Zwillingsschwestern unter dem Druck der Ermittlungen der Ermordung eines jungen Mädchens zusammenfinden und sogar die Rollen tauschen. - Ich bin wirklich froh, dass Alexander Oetker vor Ort sein wird und diese spannende Geschichte selbst vorstellt.

Für den Monat Mai sind es wirklich wieder so tolle, grandiose und außergewöhnliche Lesungen, dass ich kaum die Gelegenheit habe, zum Lesen zu kommen. Zu spannend sind die Recherchen rund um die Lesungen, die Autoren und die Geschichten. - Ich kann es kaum erwarten, die Lesungen zu besuchen und mich von den Geschichten gefangen nehmen zu lassen.

Bevor es dann lesungstechnisch in die Sommerpause geht, stelle ich dann aber noch die mich begeisternden Lesungen im Juni vor.

Habt eine schöne Zeit!




















Dienstag, 7. Mai 2019

Rafik Schami - Ich wollte nur Geschichten erzählen


Montag, 6. Mai 2019. An diesem Tag fand die lang ersehnte Lesung mit Rafik Schami in der Apostelkirche Hannover statt. Meine Karte für diese Lesung habe ich mir bereits am 13. November letzten Jahres gekauft. Beinahe genauso lange ist diese Lesung schon ausverkauft.
Noch mehr Geduld musste der Veranstalter des heutigen Abends aufbieten: Die Buchhandlung Leuenhagen & Paris wartet bereits seit 12 Jahren auf den Besuch von Rafik Schami. - Rafik Schami versprach am heutigen Abend, dass sein nächster Besuch nicht noch einmal in solcher Ferne liegen würde.

Mit Rafik Schami, Apostelkirche Hannover am 6. Mai 2019


Rafik Schami ist ein Erzähltalent und mit seinen Geschichten zieht er Leser jeden Alters in seinen Bann. Dabei schreibt er viel über Damaskus - seine Heimatstadt. Sein bürgerlicher Name ist Suheil Fadil. Sein Pseudonym Rafik Schami bedeutet Damaszener Freund - und das ist er bis heute.

Im Alter von 20 Jahren gründete und leitete Rafik Schami in Damaskus die Wandzeitung, die 1969 allerdings verboten wurde. Unter der Zensur litt Rafik Schami sehr und als er auch noch Gefahr lief, zum Wehrdienst eingezogen zu werden, floh er 1970 zunächst in den Libanon und einige Monate später, 1971, wanderte er in die Bundesrepublik Deutschland aus.

Schlimm, so erzählt Rafik Schami, war der Moment, in dem sein Herz verstand, dass er womöglich nie in seine Heimat und zu seiner Familie würde zurückkehren können. 

Rafik Schami studierte Chemie und wollte immer Chemielehrer und Schriftsteller werden. In seiner Heimat haben sie über drei Monate Sommerferien - also genug Zeit, sich dem Schreiben zu widmen. Während der Unterrichtszeit wollte er recherchieren.

Durch seine Flucht und das Leben im Exil hat er seine Pläne ändern müssen. 
Seit 1982 ist Rafik Schami freier Schriftsteller. Kein leichter Weg, denn seine teuer fotokopierten Werke, kamen anfangs meist ungelesen von den Verlagen wieder zurück. Dennoch hat er nie aufgegeben und dabei oft an seinen Vater gedacht, der ihm dafür sehr wichtige Worte mit auf den Weg gab: "Wirf einen Klumpen Lehm an eine weiße Wand und du wirst sehen, es bleiben Spuren zurück. Wirf einen weiteren Klumpen Lehm, dann wird mehr haften bleiben. Und so machst du es immer wieder und wieder, bis du dein Ziel erreichst." Rafik Schami hat es geschafft. 

Ich bin froh, dass ich Rafik Schami persönlich begegnen durfte. Er ist wirklich ein begnadeter Geschichtenerzähler und ich konnte gespannt den Abend über verfolgen, was er zu erzählen weiß.

An diesem Abend habe ich mir sein Buch Sophia oder der Anfang aller Geschichten signieren lassen. Über dieses Buch habe ich schon so viel gehört, dass ich auf dieses Werk ganz besonders gespannt bin.