Freitag, 25. Juni 2021

Die Geister der Weihnacht gehen in Rente - Haike Hausdorf


Die Geister der Weihnacht gehen in Rente
Funtasy
Ashera Verlag
Autorin: Haike Hausdorf
ISBN 978-3-9485-9229-5 
276 Seiten
Erscheinungsdatum 25. November 2020



Die Geister der Weihnacht wollen in Rente gehen. Mittlerweile sind die drei nicht nur älter sondern auch müde geworden. Und so haben der Geist der vergangenen Weihnacht, der Geist der gegenwärtigen Weihnacht und der Geist der zukünftigen Weihnacht ihre Stellen ausgeschrieben und freuen sich auf zehn junge Bewerber. 

Diese zehn jungen Bewerber sind von der Stellenbeschreibung, wie die drei Geister der Weihnacht sie kennen, jedoch weit entfernt. Die Bewerber haben ihre Eigenarten und neben den modernen Auffassungen auch noch ihre eigenen, die sie bei den Mitbewerbern auf Biegen und Brechen durchsetzen wollen.





Zunächst etwas ratlos beschließen die drei Geister der Weihnacht ihre Nachfolger in einem Probelauf alle antreten zu lassen damit sie sich mit ihren Stärken und Schwächen gewinnbringend einsetzen können. Schließlich gilt es eine Vielzahl an Menschen auf den rechten Weg zurück zu bringen. 


"Führt ihnen die Irrwege ihres bisherigen Lebens vor Augen und lasst sie den wahren Geist der Weihnacht erkennen, auf das sie geläutert seien!" - Seite 19


Doch bevor die Menschen ein Einsehen erlangen können, müssen zunächst die Bewerber auf den rechten Weg gebracht werden. Und so werden sie in drei Gruppen eingeteilt und jeweils einem der drei Geister der Weihnacht zugeteilt.


Mit viel Witz und Humor erzählt Haike Hausdorf die Geschichte der drei Geister der Weihnacht von Charles Dickens weiter und ermöglicht uns einen Einblick in die herausfordernde Arbeit. Dabei halten die zehn Bewerber die drei Geister der Weihnacht bei dem Bewerbungslauf ganz schön auf Trab. Und irgendwann fragt sich einer der drei, ob es nicht tatsächlich einfacher wäre, weiter zu arbeiten, statt die Bewerber in die Arbeit einzuweisen. Als sie bei den Bewerbern die Fortschritte bemerken, stellt sich allerdings bald die Frage, wer die Nachfolge antreten wird. 


"Welcome to my castle! Wartest du schon lange? Nur nicht so schüchtern, erzähle mir von deinem nächtlichen Ausflug mit dem mürrischen Wollmantel und dem eitlen Schottenrock. Was hat die Kleiderkammer angerichtet?" - Seite 37


Mir gefällt besonders der flüssige Erzählstil und die Verbindung von umgangs- und bildungssprachlicher Ausdrucksweise. Die Geschichte wirkt damit sehr lebendig. - Auch wenn es sich um Geister handelt. Ich habe beim Lesen jede Menge Spaß gehabt und oft laut lachen müssen. Eine ganz wunderbare Geschichte! 

Die jungen Bewerber haben dabei alle tolle Namen, aus denen sich Rückschlüsse auf ihre Stärken und Schwächen ziehen lassen. So heißen sie Shy, Pleasant, Pretty, Stubborn, Tardy, Funny, Aid, Grumble, Proud und Trouble und alle zehn sorgen für jede Menge Trubel in der Geschichte, das kann ich Euch sagen. 

Es ist eine Geschichte, die nicht nur zur Weihnachtszeit erzählt werden kann, denn Werte gelten das ganze Jahr über. Die Geister der Weihnacht werfen deshalb mit den Menschen auch einen Blick in die Vergangenheit, zeigen, wie es gegenwärtig aussieht und wie es zukünftig aussehen wird, wenn der Mensch sich nicht zum Besseren wendet. 

Oder verkürzt: man muss schon das ganze Jahr über lieb sein, um am Ende des Jahres ein schönes Weihnachtsfest feiern zu dürfen. 


"Ist sie auch eine der bedauerlichen Ehefrauen von diesem mordlüsternen Henry, dem achten?" "Lady Jane? Nein, sie wurde im Auftrag ihrer Cousine hingerichtet." "Ich bin wirklich froh, alleinstehend und ohne Familie zu sein." - Seite 140


Die Regeln und Verantwortlichkeiten gelten natürlich auch für jene, die ohne Familie sind. 


Fazit

Das Buch ist für alle, die an den Geist der Weihnacht glauben oder wieder glauben möchten. Für alle, die unsere Werte zu schätzen wissen. Lasst Euch von den Geistern inspirieren und von Haike Hausdorf zum Lachen bringen. 

Es ist ebenso eine schöne Lektüre für alle, die als Führungskraft tätig sind und mit den Eigenarten ihrer MitarabeiterInnen im täglichen Arbeitsleben stehen und natürlich auch für alle, die Bewerbungsgespräche für ihre Firma führen dürfen. Viel Freude bei den täglichen Herausforderungen.





Mittwoch, 23. Juni 2021

Provenzalischer Sturm - Sophie Bonnet

 

Provenzalischer Sturm
Kriminalroman
Blanvalet
Autorin: Sophie Bonnet
1. Auflage
erschienen am 17. Mai 2021
ISBN 978-3-7645-0758-9
360 Seiten




Provenzalischer Sturm ist der achte Band um den Ermittler Pierre Durand

 

Das Geschehen spielt in Chateauneuf-du-Pape und schon allein bei dem Gedanken an die Region spielte sich in meinem Kopf folgendes ab "warmer Sommerabend, Lichterglanz, leckere Köstlichkeiten, ein guter Wein" und der Klappentext deutete schon darauf hin, dass es ein romantischer Ausflug für Charlotte und Pierre werden sollte. 



Die beiden sind beruflich sehr eingebunden und haben wenig Zeit miteinander. Pierre ist Chef de police municipale in dem kleinen Ort Sainte-Valerie und Charlotte betreibt dort eine Epicerie. Ein gemeinsames Wochenende in Chateauneuf-du-Pape klingt daher schon nach einem herrlich entspannten Urlaub. 

Tja, bei dem ganzen Drumherum hatte ich völlig verdrängt, dass es sich hier ja um einen Kriminalroman handelt. Ich kam also etwas unsanft auf, als die Geschehnisse sich in Chateauneuf-du-Pape mit einem mal ganz anders entwickelten.

Die zuvor angekündigte Kochshow entwickelte sich zu einem wahren Desaster. Und als auch noch bekannt wurde, dass es einen tragischen Unfall auf einem der Weingüter gab, bei dem ein alteingesessener Winzer zu Tode kam, war die Unruhe unter den Menschen im Ort bald greifbar. 

Wäre es kurz darauf nicht zu einem weiteren Unfall gekommen, bei dem der beauftragte Makler ums Leben kam, wäre der Fall wohl zu den Akten gelegt worden. Doch nun verdichten sich die Hinweise, dass hier wohl jemand verhindern möchte, dass das Weingut in fremde Hände gelangt. 

So gern würde ich Euch jetzt erzählen, was ich alles in diesem neuen Kriminalroman mit Pierre und Charlotte erlebt habe. Es war wieder wie im richtigen Leben: eine Berg- und Talfahrt. Mal in Hochgeschwindigkeit und mal zuckelte man so vor sich hin - dabei war es aber nie langweilig. Während das Leben um einen herum pulsierte, trat ich bei den Ermittlungen so manches Mal auf der Stelle. Die Ideen und Ansätze waren plausibel doch irgendetwas fehlte. Und so blieb die Geschichte bis ganz zum Schluss spannend und auch, wenn die Geschichte schon Geschenk genug war, wurde ich am Ende noch belohnt. 

Sophie Bonnet zeigt uns in Provenzalischer Sturm die Weinregion Chateauneuf-du-Pape von ihrer schönsten und ihrer gefährlichsten Seite. Für die schönste Seite werft unbedingt mal einen Blick auf ihre Homepage und lasst Euch dorthin entführen. Die kulinarischen Eindrücke, die ich dank Charlotte im Kriminalroman gewinne, sind am Ende des Buches in Form von Rezepten und einer kleinen Geschichte zur jeweiligen Köstlichkeit abgedruckt und lassen mein Leckermaulherz höher schlagen. 

Wer überrascht ist, im Buch dem einen oder anderen französischen Ausdruck zu begegnen, wird am Ende in dem Glossar mit der Übersetzung aufgefangen. 

Sophie Bonnet ist die perfekte Begleitung für spannenden und kulinarischen Hochgenuss in der Provence. Auf ihre Romane freue ich mich immer sehr. 

Was mir an ihren Ausflügen in die Provence neben dem Kriminalfall und den Köstlichkeiten sehr gefällt, sind die spannenden aktuellen Themen, die sie in die Geschichte einwebt. - So, wie in diesem Roman die Veräußerung eines Weinguts an Ortsfremde. Dabei bleibt Sophie Bonnet bei vermittelnden Eindrücken und lässt mich am Ende wissen, wie und wo sie über das Thema recherchiert hat, damit ich mir meine eigene Meinung bilden kann. 

Damit sind für mich die Kriminalromane von Sophie Bonnet nicht nur Unterhaltung, sondern bergen auch immer Wissen und Wahrheit in sich. Eine tolle Verknüpfung. Das Angebot zur Nachlese ist immer da, ich darf aber auch das Geschehen erleben und annehmen, wie es in der Geschichte steht. 


Der Schreibstil von Sophie Bonnet ist sehr bildhaft. Ich bin ruckzuck im Geschehen. Die Vorgängerromane muss ich dafür nicht gelesen haben. Je mehr mir die Charaktere jedoch ans Herz wachsen, desto mehr möchte ich ihre persönliche Geschichte und ihre Entwicklung erfahren. Pierre und Charlotte machen es mir nicht immer leicht mit ihren Eigenarten. Beide haben ihren eigenen Kopf, ihre eigenen Gedanken und ihr eigenes Empfinden. Und dennoch kommen sie immer wieder auf einen Nenner und bei mir an. 


Fazit

Provenzalischer Sturm ist für alle, die kulinarische ausgeklügelte Kriminalromane mögen, die in der Provence spielen und einen aktuellen und geschichtsträchtigen Bezug zur Region haben. 


Bonus

Du willst mehr über die Reihe erfahren und welche Vorgängerromane es gibt? Dann empfehle ich einen Blick auf die Verlagsseite zu werfen. Dort kannst du diesen Roman und alle weiter verfügbaren Kriminalromane der Reihe auch gleich bestellen.

Weitere Rezensionen von mir findest du zu Provenzalische Schuld (Band 5) und Provenzalischer Stolz (Band 7). Viel Spaß beim Lesen! 

Freitag, 4. Juni 2021

Flüsterwald - Das Abenteuer beginnt - Andreas Suchanek


Flüsterwald - Das Abenteuer beginnt
Leonine Audio
Autor: Andreas Suchanek
Sprecher: Timo Weisschnur
MP3 CD - 258 Minuten Laufzeit
ISBN 4061229156721
Erscheinungstermin 9. April 2021



Flüsterwald - Das Abenteuer beginnt fängt schon mit einem abenteuerlichen Ausblick im Prolog an. Die Stimme des Sprechers Timo Weisschnur ist mir sympathisch und erklingt angepasst an die gerade wirkenden Charaktere. 

Lukas zieht mit seinen Eltern und seinem Schwestermonster Lisa nach Winterstein. Lukas Vater ist Lehrer und wurde mit einem tollen Jobangebot nach Winterstein gelockt. - Sehr zum Leidwesen von Lukas, besucht er nun ausgerechnet die Schule, an der sein Vater Lehrer sein wird. 




Lukas ist mir auf Anhieb sympathisch. Er liest gern und das erste, worum er sich kümmert, als er sein neues Zimmer bezieht, ist, für seine Bücher einen neuen schönen Platz zu finden. - Regale mit Büchern gibt es in dem Haus Am Waldweg 13 bereits. Der Vorbesitzer, ein Dr. Archibald von Thun, ist spurlos verschwunden. Daher ist das Haus komplett eingerichtet - mit Büchern und allem Drum und Dran. Und auch mit sogenanntem Flüsterpulver. Was immer das auch sein mag. Doch in dem Ort scheint es auch einen Dieb zu geben. Lukas ertappt ihn und folgt ihm auf der Flucht in den Flüsterwald. Und so beginnt das Abenteuer. 


Ich kann mich leicht an Lukas Fersen heften. So wie er, lerne ich nach und nach den Flüsterwald kennen und begegne neuen Charakteren. Da ist zum Einen Rani, ein Menok, der wissbegierig ist und ein kleines feines Laster hat, dass ich ihm absolut nachsehen kann. Kurze Zeit später begegne ich mit Lukas an meiner Seite Felicitas und Punchy. Felicitas ist eine junge Elfe und zaubert gern. Zugegebenerweise ist sie ein wenig chaotisch, aber genau das macht sie auch so liebenswert. Punchy ist eine Katze. Sie passt auf Felicitas auf. - Jedenfalls, so gut es geht. 

Die Charaktere sind so bildhaft beschrieben und agieren so stimmig zu ihrer Figur, dass es eine wahre Freude ist, sie zu begleiten. - Wäre da bloß nicht der Wark.

Ich wollte ja sowieso nicht Friede, Freude, Eierkuchen -  ich wollte eine spannende Abenteuergeschichte. Und die bekomme ich mit Flüsterwald - Das Abenteuer beginnt auch. 

Ein Satz geht mir nach dem Hören der Geschichte nicht mehr aus dem Kopf. Das ist die Stelle, an der Lukas sagt "Wäre ich ein Buch, wäre ich ein Abenteurroman". - Genauso geht es mir auch. 


Fazit

Das Buch ist für alle jungen und junggebliebenen Abenteurer, die an die Macht der Bücher glauben und sich gern in magische Welten entführen lassen. Und eben in diesen magischen Flüsterwald. 

 

Mittwoch, 2. Juni 2021

Der erste letzte Tag - kein Thriller - Sebastian Fitzek


Der erste letzte Tag -  kein Thriller
Roman
Hörbuch
Argon Hörbuch 
Autor: Sebastian Fitzek
Sprecher: Simon Jäger
veröffentlicht am 28. April 2021
1 MP3 CD - gekürzte Lesung
Laufzeit: 4 Stunden 24 Minuten
ISBN 978-3-8398-1910-4




Der erste letzte Tag ist der Beginn eines Roadtrips, wie er ungewöhnlicher nicht sein könnte. 

Nachdem der Flug nach Berlin gecancelt wurde, werden am Münchener Flughafen die Mietwagen knapp. Das letzte Fahrzeug scheint für Livius Reimer in greifbarer Nähe, doch dann kommt Lea von Armin der Zufall zu Hilfe und sie bekommt den Zuschlag für das Fahrzeug. 

Doch Lea lässt Livius nicht am Flughafen stehen. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach ... - Ja, wohin eigentlich?



Wenn zwei total unterschiedliche Personen, die sich im normalen Leben und unter normalen Umständen nie kennengelernt hätten, mit einem Mal auf engstem Raum gemeinsam unterwegs sind, kommt es zwangsläufig zu ungewollter Situationskomik. Für mich als Außenstehender ist das total lustig. Für die beiden ist es allerdings nicht ganz so witzig. Da gilt es die eigenen Probleme zu bewältigen, die eigenen Belange durchzusetzen und die eigenen Wünsche zu erfüllen. - Doch, sind das tatsächlich die eigenen Wünsche? 

Der erste letzte Tag soll auf den Punkt bringen, was es im Leben auf den Punkt zu bringen gilt. Das ist nicht immer einfach und nicht immer schön und im ersten Moment auch nicht angenehm. 

Mit trockenem Humor und herrlicher Situationskomik erzählt Sebastian Fitzek die Geschichte von Livius und Lea. Beide Charaktere haben unverwechselbare Eigenschaften und sind aus ihren Lebenssituationen nicht gerade einfach im Umgang miteinander. Während der gemeinsamen Fahrt, auf die sie mich als Leser mitgenommen haben, lerne ich die beiden mehr und mehr kennen. Und schon bald möchte ich die Gesellschaft von Lea und Livius nicht mehr missen. Das führte dazu, dass ich das Hörbuch mit seiner Gesamtlänge von 4 Stunden und 24 Minuten an einem Stück durchgehört habe. 

Einsteigen, anschnallen und einfach mal aus dem Alltag aussteigen. - Das kann ich mit diesem Roman.

Die Stimme von Simon Jäger tut ihr Übriges. Eine angenehme Tonfärbung, die bei Aufgeregtheit der Charaktere in der Tonart etwas nach oben rutscht. Der Erzählstil ist recht zügig, die Worte sind dabei deutlich gesprochen. Das Erzähltempo ist stimmig zum Ablauf der Geschichte - und da geht es flott durch den ersten letzten Tag.  


""Komm schon! Ich lad dich ein!" rief sie mir zu,  "Als Wiedergutmachung." Ja, super! Eine Salamipizza und alles ist vergessen." - Track 47


Mir hat die Geschichte ausgesprochen gut gefallen. Die Auflösung war für mich zwar vorhersehbar, das Ende jedoch hat mich überrascht. Wie das zusammenpasst? - Das verrate ich Euch, wenn Ihr die Geschichte gelesen habt. 


Fazit

Einsteigen, anschnallen - und in Eurem Fall: aussteigen. - Eine Auszeit vom eigenen Leben nehmen und in die Geschichte abtauchen. Mit diesem Roman ein perfektes Unterfangen.