Sonntag, 16. Februar 2020

Totenstille - Will Dean


Totenstille
- Denn das wahre Böse ist lautlos
Kriminalroman
Verlag: Bastei Lübbe AG
Autor: Will Dean
426 Seiten
ISBN 978-3-404-17895-7



Totenstille - Will Dean

Inhalt und Personen


Die Geschichte führt den Leser nach Schweden, genaugenommen in die Kleinstadt Gavrik, in der Tuva Moodyson für den "Gavrik Posten" arbeitet. Das Lokalblatt hat eine wöchentliche Auflage von 6.000 Stück und ist damit meilenweit entfernt von der Auflage des Guardian, für den Tuva am liebsten arbeiten würde.
Doch Tuvas Mutter lebt in Karlstadt und ist sterbenskrank. Tuva könnte mit ihrem Gewissen nie vereinbaren, meilenweit entfernt zu leben und ihren Träumen nachzujagen. Andererseits scheut sie sich, ihrer Mutter unter die Augen zu treten, wo doch gerade ihre Chance gekommen zu sein scheint.


Ihre Möglichkeit zum Karrieresprung: ein jüngster Mord. Vermutlich geschehen nahe Mossen im Utgard-Wald.

Es ist schwierig, etwas von den ermittelnden Beamten zu erfahren. Die Leute im Ort meinen, dass es sicher etwas mit den Medusa-Morden zu tun hat. Doch die letzte Leiche wurde 1994 und damit vor 20 Jahren entdeckt. Der Mörder wurde hingegen nie gefasst.

Tuva Moodyson beginnt auf eigene Faust zu recherchieren. Zu verlockend ist diese Chance für ihre Karriere und zu auskunftsscheu sind die Bewohner. Für Tuva bedeutet dies ein immenses Stück Arbeit, denn sie hat nicht nur mit dem Eigenwillen der Bewohner, sondern auch mit ihrer eigenen Gehörlosigkeit und ihrer Angst vor dem Wald zu kämpfen.


Meine Meinung


Will Dean führt den Leser in eine triste Gegend in Schweden, nach Gavrik. 
"Denn das wahre Böse ist lautlos" lautet der Untertitel. 
Anfangs bin ich mir nicht wirklich sicher, ob das wahre Böse tatsächlich lautlos agiert oder aber die Protagonistin, Tuva Moodyson, der Grund für die Lautlosigkeit ist. Denn diese nimmt des Öfteren mal die Hörgeräte raus. Zum Einen, um sie beispielsweise vor Nässe zu schützen, zum Anderen, um auch mal in Ruhe sinnieren zu können.

Will Dean liefert jedenfalls sehr bildhafte Beschreibungen. Im Utgard-Wald in Schweden möchte auch ich nicht spazieren gehen. Zu düster, zu gefährlich, zu einsam. 

"Gavrik ist ein kleines Nest zwischen einem Fluss im Süden, einem Hügelkamm im Osten, dem Utgard-Wald im Westen und einem anderen Wald im Norden. Es braucht keinen Jäger, der Jagd auf Menschen macht. Den braucht es verdammt noch mal nicht." - Seite 109

Auch die Bewohner Mossens sind eher ein sonderbares Völkchen. Ein jeder scheint ein oder zwei Geheimnisse zu haben und jeder scheint jeden zu schützen. Die Beweggründe sind dabei nicht ganz klar. 

Aufzählungen machen den Erzählstil atemberaubend und bei den Ermittlungen werden offensichtliche und dennoch falsche Schlüsse erzeugt, so dass ich als Leser hin- und hergerissen bin zwischen Ermittlungsdrang und dem Gefühl, mich auf der falschen Fährte zu befinden. Außerdem hat Will Dean eine sehr anschauliche Art, seinen Humor darzustellen.

"Na, der Mörder wird wohl kaum mit einem Schild und der Tasche voller Augäpfel im Wald herumlaufen, oder?" - Seite 74

Zudem wiegt der Autor mich mit Tuvas Ritualen in Sicherheit. Sie kümmert sich um ihre Hörgeräte, sie isst gern Weingummi. Ich kenne ihren Tagesablauf, selbst wenn er immer unregelmäßiger wird, so hat sie ihren Lebensrhythmus, der für sie überaus wichtig ist. 

Die Spannung spitzt sich damit beinahe unbemerkt zu und schlussendlich bin ich überrascht, denn der Täter und die Mordgründe sind für mich unerwartet und doch nachvollziehbar.

Will Dean hat einen atemberaubenden Krimi geschaffen. Er hält die Balance zwischen gnadenloser Ermittlungsarbeit und der Bedrohung des Ermittelnden. Ich möchte nicht, das Tuva selbst dem Mörder zum Opfer wird und dennoch spitzt sich die Geschichte dramatisch in genau diese Richtung zu. 

"Mir ist es nach wie vor zu waldig, aber mit Frida an meiner Seite ist es okay. Sie strahlt ein Selbstvertrauen aus, das kein Wildtier je infrage stellen würde." - Seite 163

Fazit


Ein düsterer, bildhaft geschriebener Schwedenkrimi, deren Protagonistin mich auch Wochen später noch berührt.


Ruby Blayke - Kirsten Storm


Ruby Blayke - Feuer und Asche
Die Sphären-Chroniken 1
Kirsten Storm
Erscheinungsdatum eBook: 13. Februar 2020
485 Seiten
ASIN B084QGR2W1
Erscheinungsdatum Hardcover: 20. März 2020
520 Seiten





Inhalt und Personen



2172. Wie eine Gefangene liegt die Welt zwischen den Sphären. Der dafür verantwortliche Impact ist bereits 24 Jahre her, als Ruby mit nunmehr 13 Jahren deren Entstehung und die katastrophalen Auswirkungen zu erforschen beginnt.
Um die Erde vor der Überbevölkerung zu retten, sahen Politiker sich seinerzeit berufen, Wandlungen an Menschen zuzulassen.

Bedingt durch diese Genmanipulationen mutierten die Menschen - scheinbar unbeeinflusst - in zwei verschiedene Arten, die in ihrer jeweiligen Sphäre überlebensfähig waren - bis sie sich in seelenlose Wesen zu verwandeln drohten. 



Lediglich ein Drittel der Bevölkerung blieb ohne Genveränderung auf der Welt und lebt nun zwischen den Sphären. - Der, der als gefährlich eingestuften Lysanth und der, der vermeintlich unscheinbaren Uskrim. Doch was ist Wissen und was ist Glauben? Wird Ruby die Wahrheit finden?
Während sich die mutierten Wesen auch in der wirklichen Welt bewegen können, ist es den überlebenden Menschen nicht möglich, sich über einen längeren Zeitraum in den Sphären aufzuhalten. Und auch sonst wird die Zeit knapp.

Ruby Blayke wächst als Waise bei den Ordensfrauen von Edenplace auf. Dort, in einer kleinen Siedlung am Pazifischen Ozean namens Revlins Port, ist sie den Schikanen derer ausgesetzt, denen sie ein Dorn im Auge ist. Und verstecken kann sich Ruby mit ihrem roten Haarschopf wahrlich nicht. Nach außen gibt sie sich jedoch unbeeindruckt, da eine Gegenwehr nur noch zu mehr Problemen führen würde. Das hat sie selbst in jungen Jahren schon herausgefunden und da sie nicht nur Erfahrungen macht, sondern das Wissen auch umsetzt, grenzt sie sich einmal mehr von den anderen ab. 


Meine Meinung


Ruby Blayke hat sich meine Sympathie ganz langsam erschlichen. Sie ist ein wenig spröde, lässt sich nicht alles gefallen und hat ein goldenes Herz. Sie kann störrisch sein und ist doch einsichtig und vor allem ist sie umsichtig und geht sehr respektvoll mit anderen Lebewesen um. Mit den Menschen genauso wie mit den Lysanth und den Uskrim. Sie verfolgt ihre Ziele, gibt alles und lässt sich auch von einem Rückschlag nicht aus der Fassung bringen. Und sie bietet anderen die Stirn.

"Verzeihung, meine jüngsten Vorbilder waren wenig hilfreich." - Seite 241

Eine tolle Wegbegleiterin. Und so wage ich das Abenteuer, in diese Dystopie abzutauchen. Die Gefahren kennenzulernen, den Charakteren zu begegnen. Kirsten Storm macht es mir dabei leicht und fordert mich zugleich.

Die Welt, die zwischen den Sphären liegt, ist sehr bildhaft beschrieben. Auch wenn ich mich in dem Grau der Stadt  nicht wohlfühlen sollte, bringen mich die Bild- und Farbgewalt beim Sphärenlicht doch dazu, da sein zu wollen. Das leuchtende grün und das leuchtende rot der Sphäre zu betrachten. Das zu sehen, was all den Charakteren in der Geschichte gestattet ist, möchte ich auch erleben. Das Leben dort ist hart und gefährlich und die Menschen müssen auf so vieles verzichten, doch sie haben ihr Leben und das schützen sie.

Ruby Blayke erzählt eine Geschichte, die in der Zukunft spielt, die Erzählung wartet hingegen immer wieder mit Begriffen auf, die nur noch selten verwandt werden. Ein älterer, großer Sprachgebrauch macht dieses Werk ganz besonders und auch die Genre-Zuordnung fordert mich heraus.

Ein Buch, dass mich mit seinen vielschichtigen Charakteren und einer herausragenden Beschreibung der Zustände in den Sphären und der verbliebenen Welt begeistert.

Die Geschichte der Ruby Blayke entführte mich in eine dystopische Zukunft durch ein Kaleidoskop an Farben.


Fazit


Wer schützt die Welt, wenn nicht wir?
Dieses Buch ist für alle, die sich auf eine fiktionale Zeitreise in eine gestörte Umwelt und den Folgen der erweiterten Genmanipulation begeben wollen.


Mit Kirsten Storm auf der Frankfurter Buchmesse 2019




Samstag, 8. Februar 2020

Sagenhaft - Vergessene Geschöpfe - Natalie Luca


Sagenhaft - Vergessene Geschöpfe
Fantasy
Autorin: Natalie Luca
196 Seiten


Sagenhaft: Vergessene Geschöpfe

Inhalt und Personen


Zia Windspiel hat vor 11 Jahren ihren Bruder Lukas verloren. Mittlerweile ist sie 16 Jahre alt, doch das Geschehen um das Verschwinden ihres Zwillingsbruders, sucht sie noch immer in ihren Träumen heim. In denen erscheint dann wieder das schwarze Monster mit den rotglühenden Augen und entführt ihren Bruder.
Zia heißt eigentlich Luzia, genau wie ihre Großmutter. Ihre Großmutter liegt seit Lukas Entführung im Pflegeheim. Damals kam sie gerade zur Tür hinein, als das Monster mit Lukas durchs offene Fenster verschwand und erlitt einen Schlaganfall. Seitdem kann sie nicht mehr sprechen und sich nicht mehr bewegen.



Als nun, 11 Jahre später, ein weiterer kleiner Junge auf genau dieselbe mysteriöse Weise verschwindet, sucht Zia ihre Großmutter im Pflegeheim auf. Doch alles, was sie an Ergebnissen bekommt, ist ein Schlüsselbund zu dem beinahe in Vergessenheit geratenen Garten. Zia gibt dem vagen Hinweis eine Chance und macht sich auf, den Garten zu ergründen.
Mit ihrem Vorhaben steht Zia allerdings allein da. In der Schule hat sie ihre Freundin Emma, doch mit Monstern braucht sie ihr nicht kommen.
Und zu den anderen Schülern hat Zia nicht viel Kontakt. Schon gar nicht zu so coolen Jungs wie Sebastian Donnerfels und den Brüdern Elias und Raphael Flammensteyn.



Meine Meinung


Einmal mit Lesen angefangen, wollte ich das Buch schon nicht mehr aus der Hand legen. Zia war mir von Anfang an sympathisch. Sie ist sehr einfühlsam, lässt sich jedoch nicht beirren, wenn sie ein klares Ziel vor Augen hat. Ist sie sich hingegen unsicher, gibt sie der Sache eine Chance. Mit diesen Eigenschaften ausgestattet betritt sie Großmutters Gartenlaube und staunt nicht schlecht über ihre ganzen Entdeckungen. Sollte es tatsächlich Sagengestalten geben? Gibt es vielleicht doch dieses schwarze Monster mit den rotglühenden Augen, das sie meinte als 5jährige gesehen zu haben? Sie will der Sache auf den Grund gehen und wenn sie sich in der Gartenlaube umschaut, steht ihr zunächst auch ausreichend Literatur zur Verfügung.

Die Geschichte ist so eingängig und klingt so natürlich, als könnte ich mich gleich mit Zia auf die Suche nach den sagenhaften, vergessenen Geschöpfen begeben. In der Gartenlaube und später auch in der Stadt Wien sehe ich aufgrund der Schilderung alles bildlich vor mir. Der Schreibstil ist locker und leicht. Die Herausforderungen, die Zia hingegen zu bewältigen hat, haben es dafür ganz schön in sich. Die Geschichte ist spannend erzählt und manchmal kann ich mich gar nicht entscheiden, ob ich lieber selbst mitwirken oder lieber aus der Ferne die Daumen drücken möchte. Dieses Buch zu lesen hat mir sehr viel Freude bereitet. Ich kann es kaum erwarten, den zweiten Band in Händen zu halten. Dieser ist Ende Oktober 2019 erschienen und liegt bei mir schon zum Lesen bereit.


Fazit


Wer Fantasygeschichten und Jugendromane mag, wird mit Sagenhaft - Vergessene Geschöpfe seine wahre Freude haben. Ich wollte das Buch bereits nach den ersten Zeilen nicht mehr aus der Hand legen.