Montag, 31. August 2020

Hubertus Meyer-Burckhardt - Diese ganze Scheiße mit der Zeit


Hubertus Meyer-Burckkhardt war heute Abend zu Gast bei Leuenhagen & Paris in Hannover. Es ist seine erste Lesung, seitdem im März diesen Jahres alle Veranstaltungen pandemiebedingt abgesagt wurden und er hat sich bereit erklärt, damit alle 250 Gäste in der Apostelkirche Platz finden, die Lesung zweimal hintereinander stattfinden zu lassen. Eine Vorstellung um 18:30 Uhr und die zweite folgte um 20:15 Uhr. Ich genoss die Veranstaltung um 18:30 Uhr.

Eine schöne Idee. So können alle, die sich auf die Lesung gefreut und an diesem Tag Zeit hatten, tatsächlich - unter den derzeit geltenden Auflagen - an der Lesung teilnehmen. 




Diese ganze Scheiße mit der Zeit heißt sein Buch und Hubertus Meyer-Burckhardt beschreibt dort drin sehr anschaulich, was er an Erfahrungen mit der Zeit und mit der Zeit an sich gemacht hat. 




Ein sehr einschneidendes Erlebnis war die Mitteilung seines Arztes am 13. Oktober 2017. Obwohl er weder vor diesem Tag noch genau an diesem Tag eine Diagnose bekommen wollte, rief der Arzt ihn genau am 13. Oktober 2017 an und teilte ihm mit, dass er an Krebs erkrankt sei. Zwei Karzinome hätten sich bei ihm eingenistet. 




Doch Hubertus Meyer-Burckhardt jammert nicht und das Buch soll auch kein Erfahrungsbericht über seine Krebserkrankung werden. Stattdessen erzählt er lieber dem Publikum, warum er denn an diesem 13. Oktober 2017 kein Ergebnis der Untersuchung haben wollte - und auch nicht vorher. An diesem Tag war die Trauerfeier einer Freundin, die mit 51 Jahren an Krebs verstarb und Abends wollte er mit seiner Frau das Leben feiern, denn an diesem Tag war ihr Geburtstag. "Diese ganze Scheiße mit der Zeit" könnte es nicht treffender bezeichnen. 

Und auch, wenn ich mit Sicherheit gelegentlich diesen Buchtitel zitieren werde, so spart Hubertus Meyer-Burckhardt nicht daran, Aussagen anderer Menschen zu zitieren. Zwei Zitate möchte ich gern mit Euch teilen - sie sind beide so wahr, und beschreiben den Umstand so unendlich gut. 

Das erste ist von dem Philosophen Karl Popper

"Es gibt zum Optimismus keine vernünftige Alternative." - Karl Popper

Und Hubertus Meyer-Burckhardt weist das Publikum extra noch einmal auf das Wort "vernünftige" hin und wiederholt den Ausspruch. Und mal ganz unter uns: spontan und nach kurzem Abwägen muss ich den Beiden recht geben. Was nützt es schon im Leben, wenn man nicht optimistisch ist? Man muss ja nicht gleich tanzen, lachen und springen. 

Das zweite Zitat ist genauso wahr und wirkt vielleicht zunächst irreführend. Es stammt von dem Schauspieler Tom Hiddleston.

"Du hast zwei Leben. Das zweite beginnt, wenn du begriffen hast, dass du nur ein Leben hast." - Tom Hiddleston

Die, die an diesem Punkt in ihrem Leben bereits angekommen sind, werden sicher schmunzeln und nicken. Alle anderen wird es eines Tages überraschen, da bin ich mir ziemlich sicher.  

Und für all die, die sich ein Stück Kindheit bewahrt haben gilt natürlich nach wie vor "wir können sie immer noch alle retten". - Das ist von mir und in Anlehnung an das Erlebnis des 9jährigen Hubertus Meyer-Burckhardt, das er so schön in seinem Buch erzählt und mein eigenes kindliches Empfinden und den Wunsch, der sich manchmal immer noch einstellt. 



Sonntag, 30. August 2020

Weil alles jetzt beginnt - Linda Holmes


Weil alles jetzt beginnt
Bastei Lübbe 
Roman
Autorin: Linda Holmes
übersetzt von Alexandra Kranefeld
ISBN 978-3-7857-2710-2
368 Seiten 



Weil alles jetzt beginnt ist die Geschichte von Evvie. Eveleth Drake ist 32 Jahre alt, als ihr Mann sie verließ. Eigentlich wollte sie ihn gerade verlassen. Doch noch nicht einmal das sollte ihr gelingen. Ihr Mann starb an diesem Abend, gerade als sie ihre wenigen Habseligkeiten im Auto verstaute, an den Folgen eines Verkehrsunfalls. 

Tief erschüttert bleibt Evvie zurück und sie lässt ihr Umfeld in dem Glauben, dass es die Trauer um ihren verstorbenen Mann sei, die sie so leiden lässt. Wie sollte sie auch gerade jetzt ihrer Familie, ihren Freunden erklären, dass Tim eben nicht der perfekte, liebende Ehemann war. Wo doch Timothy Christopher Drake als Arzt in dem kleinen Nest, in dem sie lebten, doch quasi zum Superstar der Menschen im Ort avanciert war. 


So hat Evvie zu seinen Lebzeiten nie etwas von ihrer Beziehung nach außen dringen lassen - und nach Tims Tod hatte Evvie auch mit niemanden darüber gesprochen. Auch nicht mit ihrem besten Freund Andy. Andreas Buck, der mit seinen zwei kleinen Mädchen allein zurück blieb, nachdem seine Frau Lori ihn verlassen hatte. Andy war froh, dass Evvie ihm mit seinen Töchtern Lilly und Rose zur Hand ging, ihnen Zöpfe flocht und sich um sie kümmerte, wenn er nicht da sein konnte. Alles andere kann warten. 

Doch wenn man alles andere warten lässt, wird man nicht heil - auch Evvie nicht. Als ein Freund von Andy dringend einen Rückzugsort braucht, schlägt er Evvie vor, doch Räumlichkeiten an ihn zu vermieten. Dann wäre sie in dem großen Haus nicht allein und Dean wäre auch damit geholfen.

Dean Tenney war als ehemaliger Profisportler, als Pitcher, der Presse ausgesetzt und nach dem Verlust seines Wurfarms sah er sich auf Tritt und Schritt von den Medien verfolgt. Ruhe und Abstand würden im gut tun und von seiner unfreiwilligen Erkrankung ablenken.

Die einzige Regel, die Dean und Evvie aufstellen: über die Dinge, die sie am verletzlichsten machen, ihr verstorbener Mann und sein Wurfarm, wird nicht gesprochen.

Wie gut ihnen das gelingt, wenn man sich sympathisch ist und jeden Tag und jede Nacht unter demselben Dach verbringt, ist abzusehen. Doch die Entwicklung und der Reifeprozess sind spannend zu verfolgen.


Weil alles jetzt beginnt ist ein leises Buch, ein weises Buch. Es ist wie eine Wahrheit, die unvermittelt aufgeschlagen vor mir liegt. Linda Holmes erzählt in einem ruhigen, besonnenen Schreibstil über das Leben und über die Gefangenschaft, die sich ein Mensch selbst auferlegt. Dies hat Linda Holmes wunderbar in die fiktive Geschichte von Evvie und Dean eingebunden. 

Beispielsweise Evvies Gedanken zu ihrem Status. 


"Seltsam", spann Evvie ihren Gedanken weiter, "dass ich durch meine Heirat dieses Wort an mir hängen habe und es nur wieder loswerde, wenn ich noch einmal heiraten würde. Ist dir klar, dass ich nie wieder Single sein kann? Ab jetzt gibt es bloß noch Witwe oder verheiratet." - Seite 121


Es ist schwer genug, einen geliebten Menschen zu verlieren. Aber in jungen Jahren seinen Partner zu verlieren - wie widrig die Umstände auch sind - dieser Status Witwe bleibt. - Zumindest solange bis man das Glück hat einen neuen Partner zu finden und ihn zu heiraten. Denn auch wenn man einen neuen Partner hat, ist man Witwe in einer Beziehung. Es ist erschütternd, es ist bis in den hintersten Winkel des Herzens traurig. 

Dieses Leid ist spürbar beim Lesen der Zeilen und ich leide mit Evvie. Linda Holmes gelingt durch ihren Schreibstil die Bandbreite von Evvies Gefühlen klar zum Ausdruck zu bringen. Selbst in Momenten, in denen ich mir als Leser wünsche, dass Evvie nun Glück spürt und ich daran teilhaben möchte, schafft die Autorin durch Evvies Gedankenspiel diese Gefühle auszubremsen. Genau so, wie sie auch für  Evvie ausgebremst werden, weil sie sich selbst ausbremst und noch nicht in der Lage ist, das Gute, das Schöne für sich zuzulassen. 


Ein weiteres, berührendes Thema, das Linda Holmes anspricht, ist Hilfe, die von außen kommt.


"Kann ich nur empfehlen", sagte Monica. Einer meiner Ärzte meinte mal: "Der Kopf ist das Haus, in dem wir leben, und da sollten wir uns für ein paar Reparaturarbeiten nicht zu schade sein." - Seite 321


Auch heutzutage ist das Thema Psychothearpie immer noch eher ein Tabuthema. Niemand möchte, dass andere denken, dass mit ihm "etwas nicht stimmt". Die Autorin geht sehr behutsam mit dem Thema um und macht verständlich, dass auch der Kopf durchaus auch mal Hilfe benötigt.


"Und so verhält es sich auch mit der Psychotherapie. Es geht nicht darum, ob Sie etwas auch irgendwie allein hinbekommen. - Seite 328


So gesehen muss ich Linda Holmes da recht geben. Vor allen Dingen, wenn ich mir dagegen meine handwerklichen Begabungen ansehe: da sehe ich genau, was ich "irgendwie allein hinbekomme". 


Weil alles jetzt beginnt ist ein sehr kluger Roman, der mich - mit den lebendig gezeichneten Charakteren - Höhen und vor allem auch Tiefen der Protagonisten begleiten lässt. Es ist für mich zu einem Herzensbuch geworden. 


Sonntag, 23. August 2020

Asklepios - Charlotte Charonne

 

Asklepios
Thriller
edition Krimi
Charlotte Charonne
ISBN 978-3-946734-69-7
302 Seiten





Asklepios heißt der Thriller von Charlotte Charonne und trägt damit den Namen des Gottes der Heilkunst. Ich war sehr gespannt, was der Gott der Heilkunst in einem Thriller zu schaffen hatte. Im Prolog erfahre ich erste Hinweise zu dem Geschehen, das mich im Buch erwarten wird. 





Der Thriller ist  neben Prolog und Epilog in drei Abschnitte eingeteilt. 

Im ersten Abschnitt lerne ich Emma und ihre Familie kennen.
Emma ist 5 Jahre alt und ein fröhliches, aufgewecktes Mädchen. Ihre Eltern und ihre Oma kümmern sich liebevoll um sie. Eine echte Bilderbuchfamilie. Dank ihrer freundlichen und unkomplizierten Art habe ich sie alle gleich ins Herz geschlossen. Als Emma entführt und später tot aufgefunden wird, stimmte auch mich das Geschehen betroffen und traurig. 

Nachdenklich und der anfänglichen Euphorie beraubt, war ich froh um den harten Schnitt der mich zum zweiten Teil des Buches führte. Ich konnte durchatmen und mich für das kommende Geschehen, 15 Jahre später, wappnen. 

15 Jahre später ist Emma immer noch tot; der Täter hingegen auf freiem Fuß. Während der Mörder zurück in sein Elternhaus zieht und seinen Auflagen Folge leistet, tritt Asklepios auf den Plan. 

Nie war der Grat schmaler zwischen Heilung und Wahnsinn. Mir stellen sich Fragen nach dem Therapieverlauf und nach dem Erfolg. Und manchmal auch, ob es gesund ist, Gott zu spielen. - Und wer sich wann dafür hält. All diese Fragen werden im dritten, abschließenden Teil beantwortet werden wollen.


Mit Asklepios erlebe ich einen ganz außergewöhnlichen Thriller. Die Geschichte wird mit einem amüsierten Lächeln erzählt. Der lockere, manchmal kindlich anmutende, Erzählstil passt sehr gut zu der 5jährigen Emma und die Erlebnisse um die jungen Mädchen der Nebencharaktere. 


"Mozart hatte es sich auf seinem Hundekissen ebenfalls bequem gemacht. Mit dem Kopf auf den Pfoten begaffte er die Besucher, als wären sie Suppenknochen, die es zu bewachen galt." - Seite 119


Wachsam verfolge ich das Geschehen. Im Plauderton bekomme ich in kurzen Kapiteln erzählt, was das Ermittlerteam um Spike und Ruby auf die Beine stellt, um den Mörder wieder aufzufinden. Auch das Privatleben der Ermittler ist wunderbar eingebunden, so dass die Charaktere lebendig wirken und eine authentische Handlung nachvollziehbar wird. 

In weiteren Kapiteln werde ich über den Verbleib des Mörders und Asklepios auf dem Laufenden gehalten. Die Geschichte spitzt sich immer mehr zu.

Selbst in den hochspannenden Momenten spart Charlotte Charonne nicht an ihrem spitzbübischen Erzählstil. Zum Ende der Geschichte wäre ich manches Mal lieber der Hochspannung erlegen, statt  durch wunderbar bildhafte Beschreibungen wieder ins Schmunzeln zu geraten. Die Spannung zieht darauf jedoch gleich wieder an, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag und unbedingt erfahren muss, wie es für alle Parteien ausgeht. 

Ein toller Thriller mit einer klugen Handlung und einem außergewöhnlich fröhlichen Erzählstil. 


Maike, Martha und die Männer - Birgit Schlieper


Maike, Martha und die Männer
Roman
Kirschbuch Verlag
Autorin: Birgit Schlieper
veröffentlicht: März 2020
ISBN978-3948736002
208 Seiten



Maike, Martha und die Männer ist ein herrlich, sommerfrischer Roman.

Während Maike noch frisch verliebt auf Wolke 7 schwebt, hat ihr neuer Freund Arne schon längst andere Pläne. Brüsk überfällt er sie mit einer Reise in den Schwarzwald. In sein Elternhaus. Zu seiner Großmutter. Damit hat Maike nicht gerechnet. Sie hatte sich einen tollen Urlaub mit Sonne, Strand und Meer ausgemalt statt saftiges Grün auf Wiesen und Berge zu sehen. Doch was tut man nicht alles für die Liebe?




Maike hätte sich allerdings nie träumen lassen, dass Arne sie kurz darauf bei seiner Oma sitzenlässt und seine eigenen Urlaubspläne verfolgt. 

Die Chance auf Urlaub lassen sich Maike und Großmutter Martha dann allerdings nicht entgehen und starten ihren eigenen Roadtrip quer über Frankreichs Autobahnen. 


Birgit Schlieper erzählt diese Geschichte über die Liebe und die eigenen Wünsche und manch Irrglauben in einem lockeren Plauderton und mit jeder Menge Witz und Esprit. Schnell bin ich solidarisch an Maikes Seite und erlebe mit ihr eine Achterbahnfahrt an Gefühlen während es zunächst in den beschaulichen Schwarzwald geht und es Höhen und Tiefen zu meistern gilt. Dabei weiß Maike geschickt auch so manch unliebsame Situation ins Gute zu kehren. Ich habe die Zeit an ihrer Seite ehrlich genossen und mochte das Buch gar nicht aus der Hand legen. Auch nicht kurz. 

Ein Grund dafür waren nicht nur die Handlung und der Schreibstil, sondern auch, dass es in dem Roman keine Kapitelunterteilung gibt. So war ich mir gar nicht sicher, wann ich im günstigsten Fall das Buch kurz an die Seite legen kann. Dabei kann von wollen nicht die Rede sein. 

Die Geschichte ist sehr kurzweilig geschrieben, so dass ich - getreu dem Motto, wenn es am lustigsten ist, darf man Pause machen - dann das Buch zur Seite legte, wenn ich mal wieder herzlich gelacht habe. So konnte ich das Geschehen nachwirken lassen und mich auf den Fortgang dieser abenteuerlichen Reise freuen. 


Fazit

Maike, Martha und die Männer kann ich allen ans Herz legen, die sich auf ein fröhliches Lesevergnügen freuen und im Plauderton gut und überaus kurzweilig unterhalten werden wollen. 


Sonntag, 16. August 2020

Becoming - Meine Geschichte - Michelle Obama


Becoming - Meine Geschichte
Autobiografie
Hörbuch
der Hörverlag 
Autorin: Michelle Obama
Sprecherin: Katrin Fröhlich
ISBN 978-3-845-2966-1
2 mp3-CD 
Laufzeit: 18 h 42 min
vollständige Lesung




Becoming - Meine Geschichte von Michelle Obama geschrieben und von Katrin Fröhlich gelesen, erlebe ich, als würde ich mit Michelle Obama gemütlich am Küchentisch sitzen während sie mir ihre Geschichte, ihren beruflichen Werdegang und den Verlauf der Präsidentschaftswahl mit den sich anschließenden familiären Herausforderungen nach der Wahl erzählen würde. - Dabei reicht der Platz gar nicht für eine gemütliche Sitzgelegenheit in meiner Küche, das Ambiente bringt sie gleich mit. 




Beim Erzählen bemerke ich, wie wichtig Michelle Obama ihre eigene Geschichte ist. Es erinnert mich an ihre Aussage auf dem Booklet zum Hörbuch.


"Selbst dann, wenn das Leben weder schön noch perfekt ist. Selbst dann, wenn es realer ist, als einem eigentlich lieb wäre. Denn die eigene Geschichte ist etwas, das man hat, das man immer haben wird. Wir müssen sie nur für uns beanspruchen." - Klappentext


Michelle Obama erzählt ihre Geschichte in drei Lebensabschnitten. 

Der erste Abschnitt beinhaltet ihre Kindheit, wie sie aufwuchs, was für Erfahrungen sie während ihrer Berufswahl gemacht hat. Ich werde nennt sie diesen Abschnitt und zeigt anhand ihrer Geschichte, welche Ausgangsmöglichkeiten sie durch ihre Entscheidungen und dem Zutun anderer Menschen hatte. 

So lerne ich ihre Familie kennen und ihre Beweggründe, nicht lediglich die Arbeit zu machen, die ihr aufgetragen wird sondern den Job zu machen, für den sie brennt. - Auch wenn es mit finanziellen Einbußen einhergeht. 

Im zweiten Abschnitt, dem Wir werden, erzählt sie, wie sie Barack Obama kennengelernt hat und den Herausforderungen, die ein Wir werden mit sich bringt. Zwei Menschen, die einander zugetan sind, sich lieben, die aber auch unterschiedlich und eigenständig sind. Die Kunst, unter den äußeren Einflüssen und damit auch unter sporadischen Trennungszeiten - im räumlichen Sinn - die Beziehung zu leben und die Freiräume zur Entwicklung, zum gemeinsamen Leben und des Erreichens der eigenen beruflichen und der gemeinsamen partnerschaftlichen und familiären Ziele zu meistern, war eine Erfahrung, die Michelle Obama in der Weise unvorbereitet traf. 

Die Bedeutung, einen Mann, ihren Mann, zu unterstützen einen Wahlkampf zu gewinnen, auf den er sich jahrelang vorbereitet hat, ist nicht zu unterschätzen. 

Gebannt hörte ich zu, als wäre die Stimme von Katrin Fröhlich die eigene Stimme von Michelle Obama, die an meine Ohren drang und es erfüllte mich mit Wehmut, wieder von ihr Abschied nehmen zu müssen, da sie ihre Geschichte bald erzählt haben wird. Katrin Fröhlich legt die Intensität, die Michelle Obama vermittelt, in die Stimme, so dass ich immer wieder erstaunt bin, wie wirklich und persönlich die Geschichte von Michelle Obama auf mich wirkt. 

So war ich froh, dass im Anschluss an den zweiten Abschnitt noch der abschließende Teil ihrer Geschichte erzählt wurde: Mehr werden

Mittlerweile waren Michelle und Barak Obama Eltern zweier Kinder. Ihre Töchter Malia und Sasha sollten so normal wie möglich aufwachsen, zur Schule gehen und Freunde treffen. Die nächste Herausforderung neben den eigenen Wünschen und Zielen für Michelle Obama, die nun ganz eigene und besondere Auflagen als First Lady zu befolgen hatte. 
Auch dieser Abschnitt ist sehr eindrücklich und sehr persönlich erzählt. Und schnell wird klar: nur weil man im Weißen Haus lebt, hat man weder Narrenfreiheit noch schwimmt man plötzlich im Geld. Michelle Obama gibt einen Einblick in die Politik des Landes und lässt mich auch hinter die ach so hübschen Kulissen gucken. 

Becoming - Meine Geschichte inspiriert mich zu Gedanken zu meiner Geschichte - wie es der Titel ja schon sagt. Und Michelle Obama lässt mich anhand ihrer Geschichte wissen: Setze Vertrauen stets in dich selbst. Werden bedeutet nicht ankommen, werden bedeutet sich zu entwickeln. Werden bedeutet Veränderung. 

Michelle und Barack Obama haben das scheinbar Unmögliche geschafft. Und sie wirken immer noch weiter und werden - wenn auch nicht im Präsidentschaftsamt. 


Montag, 3. August 2020

Lieber den Spatz in der Hand als gar keinen Vogel - Ella Marcs


Lieber den Spatz in der Hand als gar keinen Vogel
Roman
Autorin: Ella Marcs
ISBN 978-3982193403
Taschenbuch
356 Seiten
erschienen am 27. Mai 2020




Lieber den Spatz in der Hand als gar keinen Vogel., so heißt der sommerlich frische Roman von Ella Marcs

In dieser romantischen Liebeskomödie lerne ich Kira Spatz kennen.  
Kira ist mit Ingo verlobt und befände sich eigentlich mit ihm und ihrer besten Freundin Sabin auf einer traumhaften Urlaubsreise durch Neuseeland. Eigentlich. - Denn ihr Helfersyndrom und die Fähigkeit, nicht Nein sagen zu können, haben dafür gesorgt, dass Ingo und Sabin in den Urlaub fuhren und Kira bei ihrer hochschwangeren Schwester Jasmin bleibt um deren Traumhochzeit zu planen. 





Dafür hat Kira gerade einmal 21 Tage Zeit und Hilfe erfährt sie weder von dem zukünftigen Mann ihrer Schwester noch von den übrigen Familienmitgliedern. 

Dafür platzt Robert mitten in den Hochzeitsvorbereitungen mit der Nachricht raus, dass seine Firma vor der Pleite steht und ihn nur ein einziger Auftrag retten könnte. Ein sehr lukrativer Auftrag. Der einzige Haken: er kann den Termin nicht wahrnehmen und Kira muss einspringen. Eigentlich dürfte Kira diesen Dienst auch nicht für ihren zukünftigen Schwager übernehmen, wenn sie ihren eigenen Job nicht riskieren will. Doch eigentlich bleibt ihr auch nichts anderes übrig, wenn sie dem Glück ihrer Schwester nicht im Wege stehen will. 
Doch niemand hatte etwas zuvor davon gesagt, dass ausgerechnet Marc Albrecht, Kiras Ex-Freund und Erzfeind der Familie, der Auftraggeber sein wird. 
Und auch nicht, dass Kira an der Umsetzung des Auftrages beteiligt werden sollte, dessen Fertigstellung noch vor dem geplanten Hochzeitstermin liegt. 


Die Geschichte ist im erfrischenden Plauderton erzählt und schon nach ein paar wenigen Zeilen mag ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. 
Die Kapitel sind kurzweilig und die Charaktere bringen mich zum Schmunzeln und Lachen. Allen voran Kira Spatz, die sich mit ihrer eigenwilligen und liebenswerten Art ganz klammheimlich in mein Herz geschlichen hat. Mit ihrer Cleverness ist sie Kumpel und bezaubernde junge Dame in einem und schafft es immer wieder auch für Verwirrung zu sorgen, in dem sie mit großem Engagement die Ziele vorantreibt, die eigentlich nicht ihre eigenen sind. So geht sie völlig darin auf, die Menschen in ihrer Welt zu retten ohne Rücksicht darauf, was in ihrem eigenen Leben geschehen könnte. Dabei ist sie so entzückend selbstlos, dass ihr Umfeld scheinbar gar nicht merkt, dass sie das alles nicht für sich, sondern für ihre Lieben tut. 

Kira Spatz erzählt in der Ich-Perspektive, so bin ich die ganze Zeit nah an der Protagonistin und kenne ihre Gedanken. Aber sie ist auch nicht geizig an Worten. Zwischen viel wörtlicher Rede bleibe ich auch mit SMS-Nachrichten zwischen Kira und Sabin auf dem Laufenden. Die Kapitel werden mit vorangestellten Notizen zum Countdown der verbleibenden Tage bis zur Hochzeit und dem Auftrag sowie der notwendigen ToDo-Liste eingeleitet. Die Aufregung um das Gelingen dieser beiden Vorhaben lässt mich das Buch kaum aus der Hand legen. 

"Ach, lass dich von diesem Großmaul nicht ins Bockshorn jagen. Der musste schon früher immer die erste Geige spielen." - Seite 86

Fazit


Wer gern romantische Liebesromane mit viel Witz, Charme und Humor liest, ist mit Lieber den Spatz in der Hand als gar keinen Vogel ausgezeichnet beraten. Ich hoffe, es gibt ganz bald einen neuen Roman von Ella Marcs, der mich so phantastisch unterhält und mich zum Lachen bringt.