Sonntag, 12. Juli 2020

Tierspuren Arbeitsbuch - Anja Stroot


Tierspuren Arbeitsbuch
3 Schwierigkeitsstufen / Inklusion
Sachbuch / Lehrmittel
Autorin: Anja Stroot
ISBN 9-798-609133960
190 Seiten




Das Tierspuren Arbeitsbuch ist meiner Meinung nach perfekt für den spielerischen Unterricht von Inklusionsklassen von Kindern im Grundschulalter geeignet. 


In dem Buch sind mögliche Arbeitsblätter enthalten, die in drei verschiedenen Schwierigkeitsstufen angeboten werden. So kann individuell entschieden werden, mit welchem Arbeitsblatt im Unterricht mit den Schülern gearbeitet werden kann, so dass auch der Schwächste anschließend mit einem Erfolgserlebnis nach Hause geht. - Nämlich dann, wenn ich mit den drei unterschiedlichen Arbeitsblättern gleichzeitig den Unterricht gestalte und die Arbeitsblätter S (schwer), M (mittel) und L (leicht) entsprechend an die Schüler austeile. 




Aber nicht nur für den Schulalltag ist dieses Buch geeignet. Gerade jetzt in der Urlaubszeit und in Zeiten von Corona kann ich als Elternteil meine "Rasselbande" an die Hand nehmen und mich gemeinsam mit den Kindern unterschiedlichen Alters auf die Suche nach Tierspuren begeben. Vorher sollte ich mir natürlich Gedanken machen, wo ich die heimischen Tiere und damit die Tierspuren entdecken könnte. Im nahegelegen Wald? Beim Durchstreifen der Felder? Oder bei einem Ausflug in den Tierpark? 

Auch wer jetzt gerade einen Kindergeburtstag plant, ist mit Hilfe des Buches gut informiert und kann vielleicht eine Schnitzeljagd anhand der gut aufbereiteten Vorgaben aus dem Buch initiieren. 
Wer das Ganze mit umfangreicheren Materialien zu den Arbeitsblättern aufstocken möchte: dazu befindet sich im Buch ein Hinweis auf passendes Legematerial zu den vorgestellten Tieren.

Das Arbeitsbuch umfasst knapp 200 Seiten und bevor es richtig losgeht, ist ein kurzer Überblick über die Anwendung der Arbeitsblätter gegeben. 

Die ersten vier Kapitel behandeln die unterschiedlichen Tierspuren. Es wird die Verschiedenartigkeit der Tierspuren erklärt und dazu gibt es Fragen, die durch Ankreuzen oder Ergänzen von Freitextstellen gegeben werden. 

Die Kapitel 5 bis 16 befassen sich mit verschiedenen heimischen Tieren unterschiedlicher Tierarten. Von der Waldmaus bis zum Pferd wird sich sicher jedes Kind für eines der Tiere besonders begeistern können, so dass das Lernen noch einmal soviel Spaß macht. 

Die Texte zu den zwölf vorgestellten Tieren lesen sich leicht und verständlich. Begriffe, die nicht geläufig sein müssen, werden anschaulich bezeichnet. 

"Es hat ein kuscheliges Nest. Dieses Nest heißt Kobel, ist aus Zweigen und Moos gebaut und befindet sich meist in einer Baumhöhle." - Seite 52

Eine schöne Idee, dieses Nest des Eichhörnchens als kuschelig zu bezeichnen und das Moos zu erwähnen. Bei einem Spaziergang im Wald wird es ein Leichtes sein, Moos zu entdecken ohne die Baumhöhlen absuchen zu müssen. Die Wagemutigen unter den Kindern streicheln sicher gern einmal sanft darüber um zu testen, wie kuschelig sich das für ein Eichhörnchen anfühlen mag.

Auf den nachfolgenden Arbeitsblättern finden sich dann Fragen zu dem Text, die angekreuzt werden können. Auch eine mündliche Abfrage wäre hier möglich mit den entsprechenden Auswahlmöglichkeiten. Die Fragerunde würde ich nach der Leistungsfähigkeit der Gruppe bestimmen. Zu den Aufgaben auf den Arbeitsblättern gehören Multiple Choice, Lückentexte, Clusterübungen und Malaufgaben.

Ergänzt werden die Sachkundeunterrichtseinheiten durch Aufgaben aus dem Deutschunterricht. So kann nicht nur das reine Textverständnis und die Merkfähigkeit trainiert werden, sondern die Kinder lernen auch anhand der vorgegebenen Themen den Unterschied  von Einzahl und Mehrzahl zu erkennen und die Begriffe in Adjektive, Verben, Nomen und ihre Begleiter einzuordnen. 

So kann - beinahe nebenbei - ein wertvoller Unterrichtsbeitrag für die Stunden zu Hause erfolgen. 

Bei mir hat die Herangehensweise des Lernens über die heimischen Tiere Interesse geweckt und ich bin sehr davon angetan. Mit den Arbeitsblättern zu arbeiten macht in der großen Runde Spaß und der Lernprozess könnte auch gesamtheitlich in der Klasse gefördert werden, wenn man zunächst die leichter gestalteten Arbeitsblätter nimmt und sich in der darauffolgenden Stunde zur Wiederholung an die schwereren Arbeitsblätter wagt. 

Im abschließenden, siebzehnten Kapitel gibt es weitere Erklärungen zu Spuren, Fährten und Geläufen. Mit den Aufgaben, in denen vor allem die Merkfähigkeit noch einmal abgefragt wird, gilt es, die vorgestellten Tiere ihren Trittspuren zuzuordnen. Eine spannende Aufgabe, bei der sich sicher zeigt, wer naturwissenschaftlich begeistert ist und mit Interesse weiter auf Spurensuche geht. 


Fazit

Das Arbeitsbuch beinhaltet tolle Arbeitsblätter für Inklusionsklassen im Grundschulalter und kann - abgewandelt - auch für die Spurensuche und vor allem für das Kennenlernen der vorgestellten heimischen Tiere im Alltag eingesetzt werden. 




Samstag, 11. Juli 2020

Die Liebe kommt auf Zehenspitzen - Kristina Günak


Die Liebe kommt auf Zehenspitzen
Roman
Bastei Lübbe AG
Autorin: Kristina Günak
ISBN 978-3-7325-8628-8
318 Seiten
Erscheinungsdatum:  29. Juni 2020 


Ein herrlicher Roman.
Ich bin ganz verliebt in die Atmosphäre, die Kristina Günak darin erschaffen hat.



Die Liebe kommt auf Zehenspitzen ist die Geschichte von Lucy und Ben



Lucy Bradford lebt allein in Hamburg. Statt den Trubel der Großstadt zu genießen, ist sie jedoch oft allein. Ihr Job ist ihr da auch nicht dienlich, ganz im Gegenteil. Sie arbeitet zu Hause als Übersetzerin von Liebesromanen.  
Dafür hatte sie Glück und ein Verlag hat gleich ihren neuen, ihren ersten Roman gekauft. Zugegeben, dieser ist noch in Arbeit und es will auch noch nicht recht vorangehen. Doch sie hat Zeit bis nächsten Herbst und jetzt ist gerade mal Winter. Um genau zu sein, steht Weihnachten unmittelbar bevor.


Um zu ihrer Familie zu gelangen, hat sie sich eine Mitfahrgelegenheit gesucht: Benedict Greifenberg, ein junger Arzt im klapprigen, alten Auto. 

Auf dem gemeinsamen Weg zu ihren Verabredungen - Lucy möchte ihre Eltern und ihren Bruder besuchen und Ben will zu seinen Freunden nach Husum - schlägt ihnen das Wetter jedoch ein Schnippchen. Dank des immer dichter werdenden Schneefalls und der bald darauf unpassierbaren Fahrbahn müssen sie auf einem Parkplatz halten und werden noch vor Beginn der Nacht von einem Friesen im Fendt gerettet. 

Lucy und Ben kommen aufgrund des anhaltenden Schneefalls am Heiligen Abend nicht mehr zu ihren Verabredungen sondern landen auf dem Hof von Dorle Dormann. Dort erwarten Lucy und Ben ein marodes Haus, ein verschrobener Hund namens Helmut und eine warmherzige alte Dame: Dorle. 

Nach einem spontanen und dennoch gemütlichen gemeinsamen Weihnachtsabend verlieren sich Lucy und Ben fast aus den Augen - bis sie im Frühjahr Post bekommen: sie haben den Dormannschen Hof geerbt. Gemeinsam. Und nur unter der Bedingung, dass sie zusammen auf dem Hof leben. 

Mit dem Hof erben sie zusätzlich Geldmittel, die für das erste gemeinschaftliche Jahr reichen sollten. Klingt geradezu traumhaft, denn Ben ist der Job im Krankenhaus zu viel und Lucy wurde die Wohnung gekündigt. 
So ziehen sie - unter der eigenen strikten Auflage als Freunde auf dem Hof zu leben- in das Haus von Dorle Dormann ein. 

Statt eines beschaulichen, ruhigen Dorflebens, schlägt das Leben dort seine Kapriolen. Lucy und Ben müssen lernen den Hof zu führen und sind in dem ruhigen Dorf nun alles andere als allein. 

Die Geschichte rund um das Dorfleben und das Kennenlernen der Dorfbewohner ist Kristina Günak mit viel Witz und Charme vollends gelungen. Die feine Wortwahl gemischt mit umgangssprachlichen Ausbrüchen der Protagonistin Lucy macht das Leben in dem Dorf zudem sehr lebendig. 

Dadurch, dass Lucy die Geschichte erzählt, bin ich ihr sehr nahe. Obwohl sie sich gern unnahbar gibt, um nicht verletzt zu werden. Während Lucy nach außen sehr robust wirkt, ist Ben der sensible Part der Beiden. Er gibt Lucy Zeit und Raum für ihr Wirken und Werken. Während Lucy Ben häufiger mal einen Schubs in die richtige Richtung gibt. Es macht Spaß die beiden zu begleiten und zu sehen, wie sich eine echte, tiefe Freundschaft entwickelt. 

Beide Charaktere haben Verletzungen davongetragen. Sie haben ihre Ängste, die sie im Alltag häufig verdrängen, statt sie genauer zu betrachten. Kristina Günak schafft scheinbar mühelos den Balanceakt eine fröhliche Geschichte zu erzählen und ihr dennoch Tiefe zu verleihen. Die Charaktere, die sie für den Roman entwickelt hat, sind lebendig. Sie bestechen mit ihrem eigenen Charme und können genau so gut unbequem sein. - Und das jeder auf seine Art. Ob grantig, freundlich oder beständig - jeder Dorfbewohner bringt seine Eigenart mit und wächst mir im Verlauf der Geschichte ans Herz. Das Buch birgt den Wunsch in genau dieses Dorf zu ziehen. Ich möchte Nachbarn wie Fredo und Millie. Fredo, der das Herz am rechten Fleck hat, es aber bloß nicht offen zeigt. Millie, die eine begnadete Kuchenbäckerin ist und Fredo von Herzen liebt - und ihn deshalb mehr als einmal in seine Schranken weist. Und die Dorfgemeinschaft hält noch weitere liebenswerte Charaktere vor. 

"Fredo trug seinen verkniffenen Gesichtsausdruck und noch einen Klappstuhl, und Helmut trug nichts, legte Henriette aber sogleich die Nase auf das Bein, was für seine Verhältnisse einer stürmischen Begrüßung gleichkam." - Seite 143

Die Geschichte ist warmherzig erzählt und das macht - meiner Meinung nach - das wohlige Empfinden beim Lesen aus. Gespickt mit Esprit wird das Lesen zu einem wunderbaren Leseerlebnis. 

"Wenn du versuchst zu kochen, muss man hinterher die Küche renovieren, aber das ist völlig okay." - Seite 183

Fazit 


Ich habe beim Lesen der Geschichte jede Seite genossen. 
Das Buch ist für alle, die lockerleicht unterhalten werden wollen und sich dem Ernst des Lebens und der Liebe nicht verschließen wollen.