Lazarus
Psychothriller
Bastei Lübbe Verlag
Autor: Lars Kepler
erschienen am 28. Februar 2019
ISBN 978-3-785726501
640 Seiten
gebunden im Schutzumschlag
auch als Hörbuch erhältlich
Hörbuchsprecher: Wolfram Koch
Lars Kepler - Lazarus |
Personen und Inhalt
Joona Linna ist unser Protagonist dieser nunmehr 7 Bände umfassenden Reihe. Er ist Superintendent bei der Einheit für Nationale Ermittlungen, gerade auf Bewährung aus der Haft entlassen und wieder im Dienst. Seinem feinen Gespür und seiner Empathie zufolge ist ein gefährlicher Mensch wieder aufgetaucht, der bislang als tot und seine Leiche als verschollen galt: Jurek Walter.
Diese Auffassung teilt seine Kollegin Saga Bauer jedoch nicht. Sie ist Superintendentin im Schwedischen Sicherheitsdienst und hat vor einigen Jahren Jurek Walter im Polizeieinsatz erschossen. Jurek Walter stürzte dabei in einen Fluss. Seine Leiche wurde nie gefunden. Und doch ist Saga Bauer der festen Überzeugung Jurek Walter getötet zu haben.
Allerdings gibt es derzeit in Europa eine Serie von Morden. Als dann in der Wohnung eines Grabschänders der Kopf von Joona Linnas verstorbener Ehefrau auftaucht, ist Joona sich sicher, dass Jurek Walter zurück ist. Joona Linna warnt seine Kollegen und Freunde und hinterlässt ihnen wertvolle Informationen während er selbst alles in seiner Macht stehende tut, um das Leben seiner Tochter Lumi zu schützen. Denn sollte Jurek Walter wirklich "sozusagen von den Toten auferstanden sein", sind alle in Gefahr, die Joona lieb sind. Denn Jurek Walter tötet seine Opfer nicht: Jurek Walter zerstört seine Opfer. Er nimmt ihnen alles. Er nimmt sich aller Personen, die dem Opfer nahe stehen, an und überlässt es seinem Opfer, sich selbst zu töten.
Meine Meinung
Dieser Psychothriller hat es wirklich in sich. Der Schreibstil ist flüssig und die Aufteilung der Geschichte besticht mit kurzen, detaillierten Kapiteln, die mich beim Lesen kaum zu Atem kommen lassen. Obwohl dies der siebte Teil einer Reihe um den Ermittler Joona Linna ist und ich die Vorgängerromane nicht kenne, scheinen mir die Charaktere von Anfang an vertraut. Der Erzählstil wirkt lebendig und lebensnah, da auch die persönlichen Begebenheiten der Protagonisten und auch der weiteren, für die Handlung maßgeblichen, Charaktere erzählt werden.
"Er war kaum wiederzuerkennen, der Diebstahl des Schädels seiner Ehefrau hatte ihn paranoid gemacht." - Seite 215 im eBook
"Es ist eine Schande, dass die Jugend an Jugendliche verschwendet wird, brummelte Rinus." - Seite 443 im eBook
Alles in allem fühlte ich mich mit diesem Werk sehr gut unterhalten und verfolgte nahezu gebannt das Geschehen in dieser Geschichte. Die Gewaltszenen sind teilweise sehr brutal und anschaulich beschrieben, so dass ich das Buch nicht als Schweden-Krimi bezeichnen würde. Die Bezeichnung erscheint mir - gemessen an der Art und Weise der Erzählung - zu seicht.
Tatsächlich ist die Geschichte mit einem hohen Maß an Psychologie und Empathie gespickt und ich blicke in die Seelen der Charaktere in tiefe Abgründe hinein.
Und das ist genau der Punkt: Joona Linna blickt ständig in die Abgründe der menschlichen Seele - und irgendwann blickt dieser Abgrund in einen - in Joona Linna - hinein.
Und das ist genau das, was das Autorenteam von Lars Kepler schafft: ich beschäftige mich mit der Seele des Antagonisten. Die Seele des Protagonisten ist mir ja aus der Erzählung vertraut.
Der Autor
Lars Kepler. Den Klang des Namens an sich kann man schon erst einmal auf sich wirken lassen.
Lars Kepler ist das Pseudonym des Autorenehepaars Ahndoril. Alexandra Coelho Ahndoril und Alexander Ahndoril, geb. Gustafsson. In einem Interview erzählen sie, dass sie sich 1992 auf einer Party kennengelernt haben. Beide haben grüne Augen und "es war Liebe auf den ersten Blick" sagen sie über ihre erste Begegnung. Und das ist nur eine von vielen Gemeinsamkeiten.
Beide stammen aus Arbeiterfamilien. Beide sind Linkshänder. Und beide haben bei einer gemeinsamen Arbeit an einem Kinderbuch für ihren Nachwuchs festgestellt, dass das Schreiben zu zweit so nicht funktioniert.
Daher entwickelten sie einen eigenständigen Autoren unter dem sie gemeinsam schreiben konnten: Lars Kepler.
Die Entwicklung des Namens ist nachvollziehbar und stimmt mich froh: Denn "Lars" ist Stieg Larsson gewidmet. Dem leider bereits verstorbenen Autoren der Millennium-Trilogie um Lisbeth Salander, die erst postum veröffentlicht wurde. Kepler hingegen ist eine Hommage an den großen Wissenschaftler Johannes Kepler, bedeutender Naturphilosoph, Mathematiker und Astronom. Dass beide sich für diese Wissenschaften interessieren, spiegelt sich auch in ihren Erzählungen wieder.
Das war für mich bei der Lektüre des Buches sehr spannend.
Fazit
Der siebte Band um den Ermittler Joona Linna lässt sich hervorragend ohne Vorkenntnisse der ersten sechs Bände lesen und nachvollziehen. Das Buch ist spannungsgeladen und meiner Meinung nach nichts für schwache Nerven, da die Morde teilweise sehr detailliert und in all ihrer Brutalität beschrieben werden. Die 640 Seiten merkt man der Geschichte bei dem rasanten Erzählstil nicht an.
Hinweis
Wer die Werke von Lars Kepler noch nicht kennt und zu Hause stehen hat: Der Bastei Lübbe Verlag bringt gerade die Vorgängerromane in einem einheitlichen neuen Look heraus.
Am 28. Februar 2019 erscheint gemeinsam mit Lazarus der erste Teil Der Hypnotiseur. Am 31. Mai 2019 folgt dann Paganinis Fluch und am 30. August 2019 erscheint Flammenkinder.
Dann hätten auf jeden Fall die ersten drei Bücher und der neueste Band ein einheitliches Erscheinungsbild, gehalten in schwarz-blau mit weißem Autorennamen. Die beste Gelegenheit also die Reihe von Anfang an zu entdecken.
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