Der Friedhof der vergessenen Bücher
Erzählungen
Hörbuch
Argon Hörbuch
gelesen von Uve Teschner
übersetzt von Lisa Grüneisen; Peter Schwaar
erscheint am 26. Mai 2021
mp3 CD - 254 Minuten
ISBN 978-3-8398-1925-8
Die Geschichten von Carlos Ruiz Zafón erscheinen schwer und düster. Ich mag seinen Schreibstil und ich teile seine Einstellung zu Büchern: dass jede Geschichte es wert ist, erzählt zu werden. Ganz egal, ob die Geschichte für einen Leser geschrieben ist oder für viele.
Der Friedhof der vergessenen Bücher ist eine Sammlung von Erzählungen, die sich um die vergessenen Bücher ranken. Dem Erzählungsband sind vier Werke vorausgegangen. Zu dieser Tetralogie gehören
Der Schatten des Windes
Das Spiel des Engels
Der Gefangene des Himmels
Das Labyrinth der Lichter
Wer eines oder alle dieser vier Werke gelesen hat, findet sich schnell in Zafóns Erzählungen zurecht. Die Erzählungen aus Der Friedhof der vergessenen Bücher runden seine gesamten vorherigen Erzählungen ab. Die einzelnen Geschichten kann man sich unabhängig voneinander zu Gemüte führen. Sie variieren in der Länge, so dass man sich eine Erzählung heraussuchen kann, deren Zeit gerade für den Genuss einer Geschichte genügt.
Elf Geschichten werden erzählt, sieben davon waren bisher noch nie veröffentlicht. Die Veröffentlichung dieser Geschichten gilt als Geschenk an seine treuen Leser und wurden auf sein Geheiß erst nach seinem Tod herausgegeben.
Jede dieser Geschichten klingt in mir nach. Sie sind in dem für Zafón typischen Schreibstil verfasst. Düster und mit einer unendlich traurigen Melodie und zugleich mit einer Hoffnung, die durch die Erzählung wie ein Schleier aus Nebel wabert. Die Erzählungen sind bildhaft, die Charaktere ausdrucksstark. Vor meinem geistigen Auge sehe ich das Barcelona, das Zafón beschreibt mit all seinen Gassen und Winkeln und eben diesem Friedhof der vergessenen Bücher.
In der ersten Geschichte Blanca und der Abschied geht es um den jungen David Martin, etwa 8 Jahre alt und ein Mädchen namens Blanca. Blanca kommt aus gutem Hause und trifft in Begleitung des Dienstmädchens Antonia auf David, der zwar arm aber wohlerzogen ist. Ungeschönt treffen diese unterschiedlichen Welten mit allen Herausforderungen in der Erzählung aufeinander. Die Bedrücktheit, die Freude, die Hoffnung - das alles ist spürbar.
"Kein Zahn konnte jemals so schmerzen, wie ihre Abwesenheit."
Und obwohl dieser Junge erst acht Jahre alt ist, kaufe ich ihm diese Empfindung ab und wünsche mir für ihn, dass er seine Blanca bald wiedersehen kann.
Der Friedhof der vergessenen Bücher ist ein Erzählband, den ich sicher gern immer mal wieder zur Hand nehme und mich in das Barcelona von Zafón versetzen lasse.
Übersetzt wurden die Erzählungen von Lisa Grüneisen und Peter Schwaar. Die Wahl der Worte ist für mich stimmig und passt zur Kulisse Barcelonas und der Zeit, in dem die Geschichte spielt. Ich hatte den Eindruck, niemand anders als Carlos Ruiz Zafón erzählte mir die Geschichte.
Sprecher des Hörbuchs ist Uve Teschner, der mit seiner Stimme für mich perfekt zu den Erzählungen passt. Uve Teschner spielt mit dem Tempo der Erzählung und betont einzelne, für den Satz bedeutsame Worte. Mit eben dieser Intonation erzeugt er eine unverwechselbare Sprachmelodie, die so passend zu Zafóns Erzählungen ist, dass ich mich gar nicht dagegen wehren kann, in die Geschichte hineinversetzt zu werden.
Es fühlt sich an, als würde ich die Geschichten in Barcelona selbst miterleben. Es ist, als wäre ich vor Ort - nur, ohne zu frieren, ohne die Gerüche wahrnehmen zu müssen und ohne staubige Kleidung zu bekommen.
Fazit
Für alle, die die Geschichten von Carlos Ruiz Zafón lieben.
Chapeau! <3
AntwortenLöschenVielen Dank!
LöschenKlingt sehr interessant...Habe Zafon schon einmal in einem Hotel in Sulden am Ortler gelesen und war begeistert vom Setting in Barcelona...Wusste gar nicht, dass da ein neues veröffentlicht wurde. Danke für den Tipp
AntwortenLöschenHallo Pia,
Löschenherzlich gern. Ich wünsche dir viel Vergnügen beim Lesen dieses Erzählbands.