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Sonntag, 1. Mai 2022

Butter - Asako Yuzuki

 

Butter
Roman
aufbau audio
Autorin: Asako Yuzuki
aus dem Japanischen: Ursula Gräfe
Sprecherin: Madiha Kelling Bergner
Hörbuch, ungekürzt
Dauer 13 Stunden 35 Minuten
ISBN 978-3-961056811
erschienen am 29. April 2022





Butter erzählt die Geschichte der Frauen Japans im Einklang mit Genuss und der Notwendigkeit, dem Schönheitsideal zu entsprechen. Dem Schönheitsideal von Frauen und Männern. Denn eine Frau, die über ein paar Gramm zu viel verfügt, gilt in der Gesellschaft sogleich als eine Frau, die "sich gehen lässt" und "nicht auf sich achtet". Doch ist das so? 




Die Autorin Asako Yuzuki greift in Butter auf die Geschichte einer Frau zurück, die vor etwa zehn Jahren inhaftiert wurde. Eine Frau, die übergewichtig ist und als unattraktiv gilt und an dem Tod mehrerer Männer zur Verantwortung gezogen werden soll. - Ein Urteil wurde bislang nicht vollstreckt. 

Asako Yuzuki gibt ihrer Akteurin den Namen Manako Kajii. Manako Kajii ist Foodbloggerin und hat der Anklage zufolge den Tod mehrerer Männer zu verantworten. Sie ist übergewichtig, unattraktiv und kocht für ihr Leben gern. Gutes Essen gehört bei ihr zum Leben dazu. Darauf hat sie ihr Dasein ausgerichtet. Und darauf, älteren Männern ein genussvolles Leben zu bieten. - Doch nur für kurze Zeit. 

Der "Fall" Manako Kajii sorgt in der Bevölkerung und damit auch bei der Presse für große Aufmerksamkeit. Manako Kajii bleibt jedoch hartnäckig und gibt keinerlei Interviews. 

Die Reporterin Rika schafft es jedoch, sich über entsprechend formulierte Briefe Zugang zu Manako Kajii zu verschaffen. Rikas Freundin Reiko hat ihr, getreu dem Motto "mit Speck fängt man Mäusen" geraten, Manako über ihre Leidenschaft - das Essen- zu befragen. 

Und so treffen die spannenden Themen "Mordserie in Tokio", "Gourmet Lifestyle Blog" und "Schönheitsideal japanischer Frauen" aufeinander. Während Manako dick und unattraktiv ist, ist an Rika nicht ein Gramm zu viel. Über die französische Küche und Rezeptideen von Madame Pompadour nähern sich Rika und Manako an. Und so gerät Rika immer mehr in den Strudel von zerlassener Butter und Manakos Einfluss. 

Obwohl ich wohlschmeckenden Speisen nicht abgeneigt bin, so ist mir doch der opulente Schreibstil beim Beschreiben der Kochkünste und köstlichen Zutaten zu viel des Guten. 

Die Geschichte ist so ausladend, wie die Hüften von Manako und so geschmeidig in der Ausdrucksweise wie zerlassene Butter. Die Gerichte und das Schönheitsideal der Frauen werden durchexerziert, so dass auch die voranschreitende Weiterentwicklung der Charaktere keine Spannung mehr erzeugen kann.

Ich hätte mir mehr Spannung aufgrund der Mordserie gewünscht, oder tolle Rezepte. Auch die Freundschaft zwischen Rika und Reiko bringt zwar zunächst etwas Leben in die Geschichte, schwelt dann aber vor sich hin. Irgendwie blieb all das mir in dieser Geschichte Versprochene auf der Strecke. Dabei hatte ich bei Hörbuchbeginn gar keine großen Erwartungen. Diese wurden erst im Laufe der Geschichte geschürt - um dann zu vergehen. Wie sprudelndes Wasser, das am Ende verdampft. 

Ein großes Kompliment an die Hörbuchsprecherin Madhia Kelling Bergner, die mich - trotz der Längen in der Geschichte und des opulenten Schreibstils - bis zum Ende der Geschichte mit ihrer Stimme gut unterhalten hat. 


Fazit

Butter ist für alle, die philosophische Leseerlebnisse mit zuckrig, buttrigen Ergüssen bei Essensbeschreibungen der japanischen Küche genießen können. 


Bonus

In einem Interview mit der Lektorin Friederike Schilbach auf der Seite vom Aufbau Verlag verrät die Übersetzerin Ursula Gräfe, warum sich Butter zu lesen lohnt.

Samstag, 16. April 2022

Die Frauen aus der Mulberry Lane - Rosie Clarke


Die Frauen aus der Mulberry Lane
Roman
aufbau audio
Hörbuch
Autorin: Rosie Clarke
gelesen von Rebecca Madita Hundt
Spielzeit: 11 Stunden 17 Minuten
ISBN 978-3-961-056224




Die Frauen aus der Mulberry Lane erzählt die Geschichten von drei Frauen im Jahr 1938 in London. 

Die Atmosphäre, die bei der Erzählung geschaffen wird, hat eher Dorfcharakter, als dass ich die Geschichte im belebten London vermuten würde. Die Frauen ähneln sich in ihrer Untergeordnetheit. Denn keine der drei bricht aus ihrem Leben aus oder setzt sich dem Hausherrn gegenüber mit Nachdruck durch. 



Auch die Männer weisen Parallelen auf. Die Hausherren wollen den Ton angeben, die jungen Herren wollen in den Krieg ziehen und nicht nur von zu Hause aus kriegswerten Dienst leisten. 

Ich lerne die 23jährige Maureen kennen, die sich nach dem Tod der Mutter von ihrem Herrn Vater drangsalieren lässt und dafür den Haushalt und das Geschäft führt. 

Maureen hat mit ihrer sanftmütigen Art und ihrem großen Herz schnell auch mein Herz gewonnen. Wenn Hilfe nötig ist, erwirbt sie die eigenen Waren zum Einkaufspreis und verschenkt sie an hilfebedürftige Menschen in der Nachbarschaft. 

Peggy ist die treibende Kraft im  Pub in der Mulberry Lane. Sie hat das Herz am rechten Fleck und einen Ehemann, der noch unter dem letzten Krieg zu leiden hat. Peggy ist Mitte 50 und hat eine 17jährige Tochter namens Janet und einen Sohn namens Pipp

Momentan hängt der Haussegen schief, denn die noch minderjährige Tochter möchte unbedingt ihre große Liebe Mike heiraten - bevor dieser in den Krieg ziehen wird. 

Und damit stelle ich Euch die dritte im Bunde vor: Janet. Denn diese will sich mit dem "Nein" ihres Vaters Laurence so gar nicht zufrieden geben. 

Die Geschichte ist in einem lockeren, angenehmen Erzählstil verfasst. Aus der Ferne Londons wirkt der zweite Weltkrieg recht beschaulich, auch wenn Opfer zu beklagen sind. 

Da sich Männer wie Frauen in ihrer Handlungsweise untereinander sehr ähneln, verschwimmen die Charaktere leider im Verlauf der Erzählung und ich kann manches Mal nicht auf Anhieb zuordnen, zu welcher Person das Geschehen gerade voranschreitet. 

Rebecca Madita Hundt verleiht der Geschichte ihre eher sanfte Stimme. Zum Geschehen wirkt sie sehr stimmig. Bei den etwas raubeinigen Entgegnungen entlockt sie mir damit ein Schmunzeln. 

Besonders hervorheben möchte ich ihre Betonung beim A-Umlaut, dem Ä. Die Betonung ist sehr auffällig und weicht vom üblichen Klangbild, das sonst eher nach E klingt ab.  

Für die Geschichte hätte ich mir eine klarere Trennung bei der Erzählung der einzelnen Charaktere gewünscht. Vielleicht ist das im geschriebenen Buch ja auch durch jeweilige Namensüberschriften kenntlich gemacht, um mir als Leser ein Zurechtfinden zu erleichtern. Durch die Ähnlichkeiten und dadurch, dass es nicht nur einen Hauptcharakter gibt, fehlt mir ein inniger Bezug, der ein Leseerlebnis für mich jedes Mal so besonders macht.  


Fazit

Die Frauen aus der Mulberry Lane ist für alle, die mit angenehmer Erzählstimme die familiären und freundschaftlichen Bande dreier Frauen in beschaulicher Atmosphäre erleben wollen.

Samstag, 24. August 2019

Amalientöchter - Joan Weng


Amalientöchter
Roman
Aufbau Verlag
Autorin: Joan Weng
ISBN 978-3-7466-3508-8
382 Seiten
erschienen am 16. August 2019




Inhalt und Personen


Klara Heinemann ist die Protagonistin dieser Geschichte und wartet nun - nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Abiturs - auf die Rückkehr ihres Freundes Fritz Faber. Dieser ist zu der Zeit noch in Berlin als Arzt tätig, wird aber bald zurück in Weimar erwartet. Offiziell verlobt sind die Beiden noch nicht, aber das sollte nur noch eine Formalität sein.

Der erste Weltkrieg ist gerade vorbei und in Berlin wird jede helfende Hand gebraucht. So kommt Fritz nur nach Weimar zurück, um neu ausgestattet wieder nach Berlin zu reisen. Doch diesmal lässt Klara nicht zu, dass er sie in Weimar zurücklässt und so reist sie ihm einige Tage später nach.



In Berlin ist der Umbruch durch die Ablösung der Monarchie deutlich spürbar. Ebenso die Emanzipation der Frauen. Klara hält nicht viel von den gesellschaftlichen Konventionen der Frauen, auch wenn sie danach erzogen wurde. So passt sie ihr Äußeres ihren inneren Idealen an, orientiert an Frauen, die ähnlich wie Herzogin Anna Amalia, eigene und ungewöhnliche Wege gehen.



Meine Meinung


Klara erlebe ich als eine aufgeweckte junge Frau, die neugierig und begeistert vom Umbruch und der Emanzipation der Frauen von Weimar in die große Stadt Berlin aufbricht. Dort findet sie schnell Gefallen an der Eigenständigkeit und will unabhängig sein. Eine selbstbewusste junge Frau, die für sich selbst sorgen kann und will. Das Wahlrecht hatten die Frauen sich gerade erkämpft, nun durfte es gern noch ein paar Schritte weitergehen.


"Denn solche Frauen wären es, die aus einer weichen Auslegung des Gesetzes ihre wirtschaftlichen Vorteile zögen. Am Ende würden hier sogar unschuldige Männer verführt." - Seite 346


Der Schreibstil ist dermaßen mitreißend, dass ich mich beim Lesen flink an Klaras Fersen heftete, um mitzukommen. Sie sprüht vor Leben und ist ein echter Wirbelwind. Damit hat sie mein Herz im Sturm erobert.

Mir gefallen lebendige, starke Frauencharaktere und das verkörpert Klara. Und doch kann sie sich auch zurücknehmen, wenn Zurückhaltung gefragt ist und sie weiß, dass sie gerade nicht vernünftig punkten kann. Das macht die Geschichte um Klara auch immer wieder spannend.

Die geschichtlichen Ereignisse um die gerade in den Anfängen befindliche Weimarer Republik sind toll eingebunden. Am Ende des Romans befindet sich neben eines Glossars auch noch ein Nachwort der Autorin Joan Weng, in dem sie erzählt, wie sie die historischen Ereignisse eingebunden und was sie frei erfunden hat. So hatte ich ganz nebenbei auch noch eine unterhaltsame Auffrischung in Geschichte.

Auch die weiteren Charaktere sind sehr lebendig dargestellt. Vor allem die Freunde von Klara und ihrem Freund Fritz. Die Familie bleibt eher im Hintergrund, ist aber trotzdem stets präsent.


"Lotti seufzte, Grete seufzte, und dann schlang sie ihre Arme um Klara, drückte sie fest, flüsterte leise: "Dann nimm wenigstens meinen guten Koffer, dass der auch mal was von der Welt sieht."" - Seite 57


Es hat mir große Freude bereitet, Berlin und Weimar zu der Zeit von 1918/1919 zu erleben. So wurde für mich Geschichte wieder lebendig und Berlin war mir sehr nah.


"Ich muss jestehen, ich hab mir dir jar nich so hübsch vorjestellt. Weil der Fritz immer nur so von deinem Charakter schwärmt, und normalerweise, also wenn ein Mann die Wahl hat, juter Charakter oder fesch in der Bluse, also da jehen die Ideal jern mal flöten." - Seite 67


Fazit


Ein Roman für alle, die gern mit einer fiktiven bezaubernden Protagonistin in die Zeit nach dem ersten Weltkrieg zurückreisen und die Anfänge der Weimarer Republik und die Emanzipation der Frauen erleben wollen.











Sonntag, 8. Oktober 2017

Das Café unter den Linden - Joan Weng - Rezension


Das Café unter den Linden
von Joan Weng
erschienen als Aufbau Taschenbuch
der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG
ISBN 978-3-7466-3294-0


Klappentext
Frühling 1925: Als Fritzi in Berlin ankommt, bringt sie nicht mehr mit, als ein gebrochenes Herz, eine Reiseschreibmaschine und einen Traum: bei der UFA Drehbücher schreiben. In der schillernden Metropole findet sie sich schnell in einem Kreis von Malern, Schriftstellern und Musikern wieder, die das Leben und die Kunst feiern. Und dann trifft sie einen Mann, der alles für immer verändern wird. In einem Café unter den Linden ...

Cover
Bereits das Cover entführt mich in die richtige Zeit: die 20er Jahre! Ist der Hintergrund schlicht grau gehalten, kommen die beiden Damen auf dem Cover mit ihrer Kleidung in den Farben rosé, grün und verschiedenen Blautönen wundervoll zur Geltung. Die Schrift ist pink und schnörkellos, so dass den beiden Frauen der Erfolg des Hinguckers bleibt. Der Titel ist durch die Farbgestaltung und Größe der schlichten Buchstaben dennoch einprägsam.


Die Charaktere
Die Hauptperson in dem Roman ist die junge Fritzi. Nach dem Verlust der Eltern und der Trennung von ihrem Verlobten reist sie aus der Provinz in das schillernde Berlin. Sie wünscht sich, nicht mehr das junge Mädel vom Lande zu sein, sondern bald auch mit "makellosen Seidenstrumpfbeinen und dauergewelltem Bubikopf" durch die Straßen und Cafés Berlin zu ziehen.
Die erste Hürde die sie dabei nehmen muss, ist den Grafen von Keller dazu zu bewegen, seine Memoiren zu schreiben - und sie dafür als Tippfräulein zu engagieren.

Der Graf von Keller - später dann als Hans bekannt - ist die nächste wichtige Person in dem Roman. Zeigt er Fritzi zunächst seine spröde, kalte Seite und verwehrt ihr Job und Unterkunft, so ist er - nach dem Verlust seines Tippfräuleins - letztlich doch geneigt, Fritzi zu beschäftigen.


Meine Meinung
Glücklich, das Buch mit dem wundervollen Cover in den Händen zu halten, konnte ich es nach dem Lesen der ersten Zeilen bereits nicht mehr aus der Hand legen. Die Autorin beschreibt sämtliche Charaktere mit einer wahren Liebe zum Detail, so dass ich schnell in die Geschichte und zu den persönlichen Wünschen und Nöten der einzelnen, zwischen den Zeilen zum Leben erwachten, Personen gelange. Der Schreibstil ist flüssig und lebendig. Auch der Humor kommt in diesem Roman nicht zu kurz und an einigen Stellen im Buch muss ich laut und herzlich lachen. Zudem ist die Geschichte auch sprachlich im Stil der 20er Jahre gehalten, so dass ich oftmals Schmunzeln musste.
"Das Café unter den Linden" zu lesen, war für mich eine wirkliche Auszeit. Kaum hatte ich das Buch zu Ende gelesen, begann ich erneut in die Geschichte einzutauchen.
Fritzi ist ganz einfach herzerfrischend und ich habe sie gleich in mein Herz geschlossen!

Berlin-Aufenthalt Juli 2017 mit dem Roman "Das Café unter den Linden" von Joan Weng

Fazit
"Das Café unter den Linden" ...
Für diesen Roman: fünf Sterne plus!
Der Roman nutzt historische Details, ohne den Lesegenuss einer Romanze zu beschweren.
Ich steige jederzeit gern mit Fritzi aus und tauche ein ins Berlin der 20er Jahre.