In einer Zeit, in der viele zumindest hierzulande Entbehrungen gar nicht mehr kennenlernen müssen, entscheidet sich jemand - hier Schwester Jordana - alles Hab und Gut aufzugeben und in ein Kloster zu gehen.
Schwester Jordana erscheint gutgelaunt und freut sich auf den Abend. Sie ist ganz klassisch in die Ordenstracht gehüllt - auch wenn sie diese derzeit in ihrem Alltag nur selten trägt. Die Ordenstracht findet sie toll, sagt sie, weil "man hat immer etwas anzuziehen". Und es stimmt ja auch: Auch ich würde mir keine Gedanken machen müssen: "Was trage ich dazu?" "Sitzt die Garderobe gut?" oder gar "Steht mir das noch?". Diese Fragen müsste ich mir alle nicht stellen. Und der Habit - so wird die Ordenstracht genannt - passt ja auch noch, wenn man ein, zwei Kilo zugenommen hat.
Gut findet Schwester Jordana auch das Skapulier und die Kopfbedeckung. Das Skapulier gehört seit dem späten Mittelalter auch zum Habit der Nonnen. Es ist - so würde ich es beschreiben - wie ein breiter Schal der nach vorne und hinten gleichermaßen gerade herunter verläuft. Sollte man das Skapulier beim Essen versehentlich bekleckern, könnte man es schnell einmal austauschen und sauber zum Gebet erscheinen. Eine tolle Erfindung, finde ich! Und wenn man die Kopfbedeckung trägt, stört auch ein "Bad-Hair-Day" nicht sonderlich. Schwester Jordana findet es gerade gut, da der Friseur ein wenig großzügig beim Kürzen der Haare war. Unheimlich praktisch also so ein Habit.
Eher zufällig hat Schwester Jordana Bekanntschaft mit ihrer Berufung, einmal ins Kloster zu gehen, gemacht. Bei der Suche nach einer Au-pair Stelle im Ausland hatte sie erst wenig Glück - denn:
"Wir mussten die Zeit bis zum achtzehnten Geburtstag überbrücken. Ich wollte mir bis dahin grundlegende Kenntnisse in der Hauswirtschaft aneignen und hätte dann am liebsten als Au-pair ein Jahr im Ausland verbracht, doch die Familie mit den drei kleinen Kindern, bei der ich mich bewarb, zog am Ende leider nur nach Bonn. Marie hatte da eindeutig mehr Glück." - Seite 16
Marie ist die Schulfreundin von Schwester Jordana und eröffnete ihr, dass sie für ein Jahr nach Dänemark gehen würde. Genauer gesagt: nach Jütland, ans Meer, ins Kloster.
Und so schloss sich für Schwester Jordana schon früh ein Kreis, der damit bereits begonnen hatte, dass sie schon früh ihr Gottvertrauen besaß.
Ein Satz aus ihrer Kindheit, den sie während der Lesung nannte, geht mir nicht mehr aus dem Kopf:
"Wahrscheinlich nahm ich an, dass ich nur mit rosa Socken fliegen kann."
Schwester Jordana erzählte in diesem Zusammenhang, dass ihre Eltern sie als kleines Kind damals von einer Leiter runterholen mussten.
Nun bin ich ganz gespannt auf die Zeilen in ihrem Buch und hoffe, noch mehr über "rosa Socken" zu erfahren und wie sich Schwester Jordanas weiterer Weg zur Profess - so nennt man das Ordensgelübde - gestaltet hat.
Interessant ist auch die Geschichte um ihren Ordensnamen - Schwester Jordana. So hieß sie natürlich nicht immer, ihren bürgerlichen Namen möchte sie auch nicht nennen. Schwester Jordana ist auch immer darauf bedacht, dass jeder seine Privatsphäre behält - so auch sie selbst und ihre Familie.
Ihren Namen hat sie sich selbst ausgesucht und auch einen Namenszusatz - ein sogenanntes Prädikat - gewählt. So sollte es kein geringeres sein als "von Jesus" - Schwester Jordana von Jesus.
Was Schwester Jordana bei der Wahl noch nicht wusste war, dass Jesus auch einen Nachnamen trug, der selbstverständlich mit genannt wird. Einige glauben nun vielleicht sie hieße nun Schwester Jordana von Jesus Christus oder Schwester Jordana von Jesus von Nazaret. Sie konnte es ja selbst kaum glauben, sie hieß fortan Schwester Jordana von Jesus Schmidt.
Begleitet wird Schwester Jordana von einer Nonnenfigur und einem Modellauto - einer Ente - genau in dem Blauton, den ihr eigenes Fahrzeug - ihre Ente - einmal hatte. Sie hat diese Ente in einem Souvenirladen in Köln entdeckt und noch ein paar Stellen rot lackiert, damit diese Ente genau so aussieht, wie ihr Auto damals.
Das Buch "Ente zu verschenken"
von Schwester Jordana
veröffentlicht durch den Rohwolt Taschenbuch Verlag
ISBN 978 3 499 62936 5
Zum Schluss der Lesung beantwortete Schwester Jordana noch einige Fragen. Mir stellte sich vor allen Dingen die Frage "War es anfangs sehr schwer für Sie, um Dinge zu bitten?"
Denn, wenn ich mir vorstelle, dass ich sozusagen von jetzt auf gleich meine Selbstständigkeit aufgebe und alles, was ich besitze, weggebe und noch nicht einmal mehr ein Gehalt habe, mit dem ich mir - was auch immer ich begehre - kaufen kann und plötzlich um etwas Bitten muss, stelle ich mir das wirklich unheimlich schwierig vor. Auch Schwester Jordana fand es unheimlich schwer, um etwas zu bitten. Sie sagt, sie überlegt sich dann aber auch ganz genau, ob sie etwas wirklich benötigt oder es nur haben will. Ein guter Ansatz - wie ich finde - mal zu überdenken, was man (ich) wirklich braucht. Mit diesen Worten nehme ich mir vor, mich ab und an zu fragen, ob ich um etwas, das ich haben möchte, auch bitten wollen würde.
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