Freitag, 23. September 2016

Lesung Chris Carter - Der Totmacher (I am death)

Seit Wochen bin ich nun schon in dem Besitz der Karte für die Lesung von Chris Carter. Und heute, am 22. September 2016, ist es nun endlich soweit.



Seine Biografie - auch wenn knackig kurz gefasst - gibt einen schillernden Einblick in sein buntes Leben, das man - sollte man nach seiner dunklen Kleidung urteilen - gar nicht vermuten sollte. Chris Carter erscheint munter und fröhlich und spaziert erst einmal zum "Tatort" - dem Ort, an dem die Lesung stattfinden wird -, startet erst einmal den Soundcheck und schaut schon einmal nach, wo er denn genau sitzen wird.



Nachdem er die ersten Bücher signiert und damit auch seine Stifte eingeschrieben hat, überlässt er uns ersten Gästen erst einmal uns selbst um dann pünktlich mit Margarete von Schwarzkopf (unsere heutige Moderatorin) und Dietmar Wunder (Leser des deutschen Parts) wieder zu erscheinen.



Chris Carter
Chris Carter wurde am 14. Juli 1965 als Sohn italienischer Einwanderer in Brasilien geboren. Dort verbrachte er seine Kindheit und Jugendzeit. Nach Abschluss der Highschool ging er in die USA und studierte in Michigan forensische Psychologie. Während seines Studiums nahm er allerlei Jobs an und war unter anderem Teil einer "all male exotic dancing group". - Ich sagte ja eingangs schon, Chris Carter ist schon ein ganz besonderer Mensch. Für mich ist er wie ein Paradiesvogel in einem dunklen Gewand.



Nach seinem Studium war er zunächst Kriminalpsychologe bei der Staatsanwaltschaft. Dann ging er nach Los Angeles und tauschte seine Anzüge und Aktentasche gegen Jeans und eine E-Gitarre. Er hatte Auftritte unter anderem mit Ricky Martin, Björk, Shania Twain und Tom Jones und ging nach London.

Wie es zu dem ersten Buch kam...
In London lebte er mit seiner damaligen Freundin und hatte eines Nachts einen Traum, eine Geschichte. Diese erzählte er seiner Freundin und sie sagte: schreib es auf! Und Chris Carter schrieb. Er schrieb ein ganzes Kapitel einer verrückten Geschichte. Doch als er seine eigenen Zeilen las, dachte er: Warum schreibe ich eigentlich keinen Thriller? Da habe ich genügend Hintergrundinformationen durch mein Studium und meine Arbeit. Also schrieb er dieses erste Kapitel in einen Thriller um.
Diese beiden ersten Kapitel legte er seiner damaligen Freundin vor und fragte sie, welches ihr besser gefallen würde. Sie entschied sich für den Thriller.

So recht glauben wollte Chris Carter das nicht und er fragte seinen Freund. Auch dieser bestätigte den Eindruck seiner Freundin.

Nun, Freundin und Freund konnten ihm viel erzählen. Chris Carter ist sehr selbstkritisch und weiß, dass Freunde einem sehr zugetan sind und daher wollte er weitere, objektive Meinungen einholen, bevor er ein Jahr investiert, um einen ganzen Roman zu schreiben.

So schrieb er die ersten drei Kapitel und schickte diese per E-Mail an 40 verschiedene Personen aus aller Welt. Diese Personen hat er im Internet ausfindig gemacht, weil eben genau diese sich als Viel- und Gernleser im Internet präsentiert hatten.

Und da auch von dort nur positives Feedback kam, beendete Chris Carter seinen ersten Roman: Der Kruzifix-Killer.

Der zweite Band
Die weitere Arbeit als Autor gestaltete sich schwierig. Das erste Buch zu schreiben, so Chris Carter, ist toll! Man will schreiben, man schreibt und - was ganz phantastisch ist - man hat alle Zeit der Welt. Es ist egal, ob Du ein Jahr brauchst, zwei Jahre benötigst und gar zehn Jahre an Deinem ersten Buch schreibst. Ab dem zweiten Buch hast Du eine Deadline. Und diese beträgt 1 Jahr!

Und da Chris Carter mit seinem ersten Buch bereits auf Platz 1 gelandet ist, ist der zweite Platz für Buch Nr. 2 nicht genug. Und schon hat man seinen "White elephant" - ein großes Problem.

White elephant - Redewendung
Diese Redewendung, die im englischsprachigen Raum Verwendung findet, hat ihren Ursprung in Thailand. Dort gehören diese Tiere dem König. Die Haltung dieser weißen Elefanten, die nicht zwingend Albinos sein müssen, ist sehr teuer, da diese nicht als Nutztiere verwendet werden dürfen. Auch das Tragen von Lasten ist ihnen nicht zuzumuten, sondern sie müssen sehr gut verpflegt und gepflegt werden. White Elephants, die nicht als erstklassig eingestuft wurden, wurden oft an "unliebsame Menschen" verschenkt, die diese dann dadurch in den Ruin getrieben haben.

Somit hatte Chris Carter mit seinem zweiten Buch wirklich anfangs ein großes Problem - den sogenannten "White elephant". - Ein Geschenk, das einen in den Ruin treiben konnte.

Wie schreibt Chris Carter
Chris Carter ist nicht gerade der organisierte, gelernte Schriftsteller. Es gibt keine Schautafeln, keine vorgezeichneten Personen. Ganz im Gegenteil: Er entwickelt eine Geschichte und schreibt los. Dabei ist anfangs nicht immer klar, wer der Schurke ist oder was seine eingebauten Details für eine Auflösung finden. Auch kommt es vor, dass er monatelange Arbeit einfach entsorgt, weil es seinen Ansprüchen nicht genügt und ihm die Story nicht gefällt. So ist es ihm mit seinem neuesten Werk Der Totmacher ergangen. Fünf Monate hat er an dem Buch gearbeitet und dann gefiel es ihm nicht. Er rief seinen Verleger an, schilderte ihm das Problem und bekam eine neue Deadline.

Nun arbeitet Chris Carter bereits an seinem neusten Buch.

Seine Bücher um Robert Hunter sind allesamt im Ullstein Verlag erschienen.

Margarete von Schwarzkopf
Wer Margarete von Schwarzkopf begegnet, begegnet einer geborenen Prinzessin: nämlich der Prinzessin zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg. Sie ist 1948 geboren und als Journalistin, Autorin, Redakteurin und Moderatorin tätig. Als Moderatorin erlebe ich sie mehr als gerne bei den verschiedensten Lesungen und Buchvorstellungen. Ihre eigenen Werke habe ich leider noch nicht gelesen, freue mich aber bereits heute darauf, das alsbald nachzuholen.
Ihre Moderation ist stets sehr gut vorbereitet, äußerst kurzweilig und es bleibt kaum eine Frage offen, die nicht bereits von ihr gestellt worden wäre. So ist es mir immer eine Freude, eine Lesung, mit ihr als Moderatorin, zu besuchen.



Dietmar Wunder
Dietmar Wunder scheint mir ein Wunderkind zu sein. - Entschuldigt bitte dieses kleine Wortspiel, aber wenn Dietmar Wunder liest, dann ist man direkt in der Geschichte. Er liest nicht nur, er spielt das Geschehen. Und so sitze ich hier des Nachts und schreibe an den Geschehnissen des letzten Abends, statt das Buch zu lesen, das mir Chris Carter soeben signiert hat und welches ich unbedingt lesen möchte. Aber: lesen kann ich es heute Abend sicher nicht. Zu intensiv sind die Eindrücke, die die Geschichte von Chris Carter und das Lesen von Dietmar Wunder in mir hinterlassen haben.
- Knarrt da nicht gerade das Laminat im Schlafzimmer???



Dietmar Wunder ist am 5. Dezember 1965 in Berlin geboren und hat zunächst einen "ordentlichen" Beruf erlernt, in dem er in seinem elterlichen Betrieb tätig war. Er ist gelernter Augenoptiker. Bereits währenddessen nahm er Schauspielunterricht. Und nun freue ich mich, dass er seither als Schauspieler, Synchronsprecher, Hörspielsprecher und sogar Synchronregisseur tätig ist und ich ihn zu den verschiedensten Lesungen treffen darf. Und, mal im Ernst: Wenn ich die Augen schließe und er sagt: "Mein Name ist Bond. James Bond." Dann steht Daniel Craig - 007 direkt vor mir.

mit Dietmar Wunder


mit meiner Freundin Petra und Chris Carter

mit Margarete von Schwarzkopf

Quellen:
Chris Carter
Chris Carter - Wikipedia
white elephant
Margarete von Schwarzkopf - Wikipedia
Dietmar Wunder - Wikipedia

2 Kommentare:

  1. Danke liebe Lili!
    Ich beginne gerade das Buch „Der Vollstrecker“ und wollte mich über den Autor informieren. Auf vielen Seiten im Internet konnte ich die „fünf gleichen Zeilen“ lesen. Bei dir fand ich endlich mehr...
    Danke für deinen Einblick zu einem tollen Autor. LG

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    1. Herzlichen Dank für dieses tolle Feedback.
      Mir bereitet es sehr viel Freude Autoren kennenzulernen und mehr über die Hintergründe ihres Autorenlebens zu erfahren. Das teile ich gern mit meinen Lesern.

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