Donnerstag, 4. November 2021

Ein besonderes Erlebnis - Momentaufnahme im Leben als Buchbloggerin

 



Als Buchbloggerin kann ich schon viele besondere Erlebnisse verzeichnen. - Denn, das ist es ja gerade: die Faszination an Geschichten, am Geschehen an sich. Wunderbare Momente mit Menschen, die genauso ticken, wie man selbst. Ob es Verlagsmitarbeiter, Autoren, Illustratoren, Buchblogger, Hörbuchsprecher, Moderatoren oder Buchmessebetreiber sind - letztendlich sind wir alle Leser und lieben gut geschriebene Geschichten. Und als lesender Mensch bringt jeder seine Eigenarten, Ideen und Erfahrungen mit. Es ist immer herrlich. Und immer besonders.



Da ich ganz oft über tolle Ereignisse berichte - jüngst erst in einem Interview der lieben sonja liest - erzähle ich Euch heute von einem besonderen Erlebnis, das unglaublich erscheint. - Das Geschehen lässt mich nicht mehr los. 

Ich muss Euch allerdings warnen! Es handelt sich um ein besonderes Erlebnis. Das sagt noch nichts darüber aus, auf welche Art es besonders war. - Aber lest selbst. 

Da es das wirkliche Leben widerspiegelt und der Inhalt für den einen oder anderen aufwühlend sein kann, empfehle ich allen, die zart besaitet sind, sofort mit dem Lesen aufzuhören. 


Es war ein Mittwoch. Ich war mit Freunden verabredet. Wir sehen uns nicht sehr häufig - schon gar nicht in der letzten Zeit - und so war die Freude groß, dass wir uns zu einem ganz besonderen Event treffen konnten: einer Lesung in unserer Lieblingsbuchhandlung. 

Vorher wollten wir noch gemütlich zusammensitzen, uns gegenseitig mit Neuigkeiten versorgen und einen Happen essen. Es war ein bunter Abend mit guten Gesprächen, Lachen, Herzlichkeit und herrlichen Leckereien. Trotz des Regenwetters war die Stimmung hervorragend und die Vorfreude auf die bevorstehende Lesung war groß. 

Auf dem Weg zur Buchhandlung wurde ich jedoch ernst. Sehr ernst.

Auf der regennassen Straße glänzten die Lichter der Straßenlaternen, aber auch Blaulicht gesellte sich dazu. Aufgeregt zuckte das Licht über die Straße und mir wurde mulmig. Gerade hatte ich so viel Spaß und genau in diesem Moment schien jemand dringend Hilfe zu benötigen. Das Blaulicht stammte von einem Rettungsfahrzeug, einem Polizeifahrzeug, einem Polizeimannschaftswagen und da hörte ich auch noch ein Fahrzeug mit eingeschalteter Sirene näherkommen. 

Mein Herz schlug doll in meiner Brust. Aus dem Augenwinkel sah ich einen Mann an einer Hauswand lehnen. Sein Blick ging in die Ferne, er wirkte seltsam reglos. Seine Kleidung wirkte abgetragen und ein Haarschnitt war wohl schon länger her. Direkt neben ihm am Boden lag irgendetwas aus Stoff - ich wollte es mir nicht genauer ansehen, denn dort in dem ganzen Stoff am Boden knieten zwei Rettungskräfte, die versuchten, einem Menschen mittels einer Herzdruckmassage das Leben zu retten. So jedenfalls sah es aus dem Augenwinkel für mich aus.

Ich klammerte mich am Arm meiner Freundin fest. "Ich sehe nicht hin", sagte ich. "Ich auch nicht", antwortete sie. "Gut, dass Hilfe da ist", sagte ich. "Ja, das ist gut", antwortete sie. 

Meine Gedanken suchten nach Erlebnissen, um das Geschehen für mich einzuordnen. Da ist es also wieder, das Leben. Unberechenbar. Wenn für den einen gerade ein besonders schöner Moment bevorsteht, ist es für jemand anderen gerade ein Kampf ums Leben. Jeder erlebt mal etwas Schlimmes, und jeder erlebt hoffentlich auch Schönes. 

Und wieder einmal fragte ich mich, ob ich jetzt etwas Schönes erleben und genießen darf. Und wie ich das machen sollte, das zulassen konnte. 

Und dann war alles ganz einfach: 

In der Buchhandlung angekommen waren viele Leserinnen und Leser, die sich schon auf die bevorstehende Lesung freuten. Schnell kamen wir ins Gespräch über das aktuelle Buch und wir plauderten angeregt. Selbst die Mitteilung, dass die Autorin sich etwas verspäten würde, war nicht schlimm. Wir plauderten über die drei Vorgängerromane der Reihe und waren froh, endlich mal wieder in der Veranstaltungsetage der Buchhandlung zu Gast sein zu dürfen. Die letzten Veranstaltungen die stattfinden durften, besuchten wir in einer nahegelegenen Kirche. Das Flair der Buchhandlung ist halt einfach gemütlicher. 

Und dann waren die Autorin und die Moderatorin auch schon da. Beide waren gutgelaunt und fröhlich und starteten gleich mit einem witzigen Schlagabtausch. Die Moderatorin stellte gleich ein paar Fragen zum Schauplatz der Geschichte und ich saß wie gebannt auf meinem Stuhl und wollte bloß kein Wort verpassen. 

Es ging um den aufregenden Schauplatz einer Müllverbrennungsanlage. Einer Müllverbrennungsanlage! - Wie kommt eine so sympathische junge Frau bloß auf solch einen Schauplatz?! 

Ich sage Euch, das Gespräch und die ausgewählten Textpassagen waren so spannend, dass ich alles andere um mich herum komplett ausblenden konnte. Die Geschichte hatte ich vor einigen Wochen bereits gelesen  - aber mit dem Wissen jetzt, wie die Autorin zu den einzelnen Begebenheiten recherchiert hat - lässt mich das Buch noch um einiges spannender erscheinen. 

Die Zeit ging ruckzuck dahin und kaum, dass die Lesung begonnen hatte, war sie auch schon zu Ende. Hochspannende zwei Stunden mit vielen tollen Informationen, Fotos, Signierwünschen und persönliche Worte. Ich fühlte mich von Glück getragen, solch ein besonders schönes Erlebnis zu erfahren. 

Auf dem Weg zum Auto, die Tasche mit meinem nun signierten Buch wegen des Nieselsregens dicht an mich gepresst, fielen mir gefühlt sämtliche gelesenen Szenen aus Thrillern und Krimis wieder ein. 

Schräg gegenüber von meinem Fahrzeug stand ein unbesetzter Mannschaftswagen der Polizei mit Warnblinklicht. In der Ferne sah ich Blaulicht. Zwei Stunden! Um genau zu sein mehr als zweieinhalb Stunden waren vergangen und hier waren immer noch zahlreiche Polizeifahrzeuge. Was war nur geschehen? Und, wollte ich das wirklich wissen? War es vielleicht gar kein Unfall? Keine Herzattacke? War es ein Überfall? Und wo war der Täter? Lauerten Täter nicht immer noch am Tatort? War ich einfach nur blauäugig und jetzt allein auf dem Weg zum Auto? Aber nein. Ich war nicht allein. Da gingen Polizistinnen und Polizisten, ein Vierertrupp. Allein war ich nicht. Und jetzt, da ich in mein Auto einstieg, wohl auch nicht mehr in Gefahr. 

Nun blicke ich zurück auf einen besonderen Abend. Einen Abend, der mir in seiner ganzen Vielfalt Freud und Leid zeigte. Freud und Leid in einem so schnellen Wechsel, dass ich es kaum fassen kann und doch ist es nachvollziehbar. Nicht jeden Tag geht es jedem Menschen gut. Und wenn es mir gut geht, dann darf ich das auch genießen. Und trotzdem darf ich es bedauern, dass nicht jeder Mensch zur gleichen Zeit dasselbe Glück empfinden darf. Und ich bin froh, dass nicht jeder Mensch dasselbe Leid wie andere gerade erfahren müssen. 

Es war ein sehr besonderes Erlebnis, eine Lesung, die sich so lebendig angefühlt hat, dass ich die Dunkelheit da draußen für den Moment vergessen hatte. Danke! 


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