Donnerstag, 31. Dezember 2020

Mit Herz und Hosenträgern - Fannie Kruse


Mit Herz und Hosenträgern
Roman
Autorin: Fannie Kruse
397 Seiten (Printausgabe)
erschienen als EBook







Mit dem Roman Mit Herz und Hosenträgern entführt uns die Autorin Fannie Kruse in die Zeit Ende des 19. Jahrhunderts. Dort begegnen wir der 19jährigen Antonia Lindemann, die ihre Kindheit und Jugend frei von Zwängen an der Seite ihres Vaters in Ägypten bei Ausgrabungen erleben durfte. Auch wenn ihr die gestelzten Konventionen zu Hause fremd sind, dumm ist sie nicht. In der Zeit in Ägypten hatte sie Privatunterricht, so dass sie über einen überdurchschnittlichen Bildungsstand verfügt.







Zurück in ihrer Heimatstadt Heidelberg ist ihr das jedoch nicht dienlich. Frauen ist es zu dieser Zeit nicht gestattet zu studieren. Erzürnt über solch eine Ungerechtigkeit schmiedet sie mit ihrem Cousin Felix einen Plan: Dieser soll nämlich Jura studieren und hat dazu überhaupt keine Lust. Doch seine Mutter, Antonias Tante, hat ihn einfach angemeldet und so soll er sich fügen. Doch Felix würde lieber die Kunstakademie besuchen. Und so gelangt Antonia schließlich in Felix abgelegten Hosen, mit Perücke und Milchbart an die Universität.


Meine Meinung


Trotz des ernsten Themas ist es Fannie Kruse gelungen, mit diesem Roman eine heitere, amüsante Geschichte zu erzählen. In einem lockeren Erzählstil erfahre ich, wie die junge Antonia Lindemann in der abgelegten Kleidung ihres Cousins die Universität besucht und die Schulbank drückt. Dabei verwendet sie wohldosiert die Sprache Ende des 19. Jahrhunderts und webt geschickt zum Teil längst vergessene Worte ein.

Antonia erlebt die Studienzeit zum Teil sehr ungezwungen und es bereitet mir Freude, ihr dabei Gesellschaft zu leisten. Antonia, sowie die anderen Charaktere, wirken sehr lebendig und sind von einer beeindruckenden Authentizität.
Dabei unterliegen die Charaktere während des Verlaufs der Geschichte einer Entwicklung, die stets zu ihren Wesensmerkmalen passt.

Gerade zum Anfang der Geschichte merkt man deutlich, wie groß der Unterschied zwischen Männern und Frauen zu dieser Zeit ist.



"Auf dem Basar in Kairo wurden Affengehirne als Delikatesse angeboten. Wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, waren sie nur unwesentlich kleiner als das Ihrige. Darf ich daraus schließen, dass Sie es befürworten würden, baldmöglichst Gorillas zum Medizinstudium zuzulassen?" - Seite 7



Fazit


Dieser Roman ist für alle, die auch bei ernsten Themen über ihren Schatten springen und einer daraus resultierenden amüsanten, liebreizenden Geschichte Raum geben können.




Meine Top Ten Buchhighlights aus 2020

 
Im Rahmen des Top Ten Thursday von Weltenwanderer berichte ich Euch heute von den Büchern, die mich im Jahr 2020 am meisten beeindruckt, mitgenommen, zum Lachen gebracht und staunen lassen haben. 

Dabei ist die hier gewählte Reihenfolge rein zufällig, da sich alle auf den ersten Platz drängeln wollen. 


Wenn ich an die gelesenen Bücher im zurückliegenden Jahr denke, dann denke ich auch immer an das Gefühl, das mir die Geschichten vermittelt haben. Und ich bin dankbar für die vielen Wohlfühlmomente, die mir die Bücher geschenkt haben. 




Die Kinder von Nebra
von Ulf Schiewe ist eins der Bücher, die mich fasziniert haben.

Die Geschichte spielt in der Bronzezeit, etwa 2000 Jahre vor Christi und ich erlebe mit, wie die berühmte Himmelsscheibe von Nebra entsteht. Es handelt sich um eine fiktive Geschichte. Die Himmelsscheibe aber, die gibt es tatsächlich. Im Oktober diesen Jahres habe ich sie mir im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle angesehen und sie sieht phantastisch aus. 


Wer also historische und fiktive Geschichten mag, sollte unbedingt zu diesem Buch greifen. Die Protagonistin Rana ist noch jung, soll aber jetzt schon Verantwortung und das Amt der Priesterin übernehmen. Ihre Mutter Herdis hat ihr alles, was sie für dieses Amt braucht, beigebracht, doch Rana zögert die Entscheidung hinaus. Ihr Vater ist Schmied und arbeitet gerade an einem geheimen Werk. Einem Werk, das seinen Besitzer zu großer Macht verhelfen wird. 

Ihr seid neugierig geworden? Weitere Informationen findet Ihr in meiner Rezension, auf der Seite von Ulf Schiewe und zur Himmelsscheibe von Nebra auf der Seite des Landesmuseums.


Ruby Blayke - Feuer und Asche, Teil 1 der Sphären-Chroniken von Kirsten Storm hat mich überrascht und mitgerissen. 

Die Geschichte spielt in der Zukunft und handelt von einer Welt, die ich mir gar nicht vorstellen mag. Einer Welt, die mir durch die Worte von Kirsten Storm derart veranschaulicht wird, dass ich trotz Düsternis und Grau das Farbspektakel der unterschiedlichen Sphären nicht verpassen will. Die Geschichte ist so eindrücklich erzählt, dass ich mich als Teil der Gesellschaft fühle. 

Bedingt durch eine Weltüberbevölkerung ließen die Politiker Genmanipulationen an Menschen zu. Einige der Menschen sind mutiert, so dass sich die Bevölkerung in drei verschiedene Arten unterteilt. Die, der Menschen, die, der Uskrim und die, der Lysanth. Letztere gelten als gefährlich, so dass Uskrim und Menschen sich von ihnen fernhalten sollten. 


Ich habe bei der Geschichte um Ruby Blayke mitgefiebert, mitgezittert und mitgekämpft. Der Roman ist Fantasy und Dystopie gleichermaßen und ich höre Rubys Herzschlag nicht nur in den gefährlichen Szenen, sondern auch dann, wenn ihr junges Herz vor Aufregung Kapriolen schlägt. 

Bereits die ersten Zeilen sorgen dafür, dass ich mitten im Geschehen bin. Es gibt keinen Ausweg, es gibt lediglich die Geschichte um Ruby Blayke.

Mehr über Ruby Blayke erfahrt Ihr in meiner Rezension und auf der Seite von Kirsten Storm

Am 16. Januar 2021 erscheint Band 2 Bendic Liras - Rost und Gebein. Dieses Highlight darf ich auf keinen Fall verpassen. 




Sagenhaft ist die Reihe von Natalie Luca. Und diese Reihe durfte ich im zurückliegenden Jahr kennen und lieben lernen. 

Meine Rezensionen habe ich Euch bei den Buchtiteln hinterlegt, denn es sind ganze vier Bände erschienen. Und jeder dieser vier Bände ist total cool, herzerfrischend, spannend, fröhlich und mitreißend. 






In Sagenhaft - Vergessene Geschöpfe lernen wir die Protagonistin kennen. Zia Windspiel ist 16 Jahre alt. Sie hat vor elf Jahren ihren Zwillingsbruder verloren. An dem Abend kam ein Monster mit rotglühenden Augen zum Fenster hinein und verschwand mit ihrem Bruder. Seitdem ist alles anders. Ihre Eltern sind nicht mehr froh, ihre Oma liegt nach einem Schlaganfall im Pflegeheim und Zia plagt sich immer noch mit dem Gedanken, ob das Monster damals echt war oder eine Ausgeburt ihrer Fantasie. - Bis ein weiterer Junge unter mysteriösen Umständen verschwindet. 

Und damit war ich dann auch schon mitten im Geschehen und begab mich in ein Abenteuer nach dem nächsten. Es erschienen dann noch die Jugendromane Sagenhaft - Gehörnte Gefahren, Sagenhaft - Verlorene Gesänge und Sagenhaft - Gebannte Gefühle. Und ich kann es kaum erwarten, dass Natalie Luca die Folgebände herausgibt. 







Da wir gerade bei herzerfrischenden Geschichten sind, will ich Euch Lieber den Spatz in der Hand als gar keinen Vogel von Ella Marcs nicht vorenthalten. Eine herrliche Geschichte. 






Ich habe viel gelacht und war gemeinsam mit der Protagonistin ganz schön am rotieren. Kira Spatz heißt sie und sorgt für ordentlich Wirbel in dieser romantischen Liebeskomödie. Glaubt mir, zum Ende hin konnte und wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es war so megaspannend und ich habe gelacht, geweint und Däumchen gedrückt. Kira Spatz leidet nämlich unter dem Helfersyndrom mit gleichzeitiger Schwäche, nicht Nein sagen zu können. Da lässt sie ihren Verlobten auch allein mit ihrer Freundin in den Neuseeland-Urlaub fliegen, da ihre hochschwangere Schwester Jasmin dringend Hilfe bei ihren Hochzeitsvorbereitungen braucht.


Was damit allerdings alles auf Kira zukommt, hätte sie sich wohl nicht träumen lassen. 

Für gleichzeitig spannende und amüsante Lesestunden ist dieser Roman wie geschaffen. Schaut gern auch in meine Rezension






Bei authentischen Personen denke ich sofort an Michelle Obama. Ihre Biografie Becoming - Meine Geschichte habe ich als Hörbuch genießen dürfen. Ein tolles Erlebnis. 






Katrin Fröhlich ist die Sprecherin des Hörbuchs und eine gelungene Besetzung. Während des Hörerlebnisses hatte ich das Gefühl, Michelle würde mit mir am Küchentisch sitzen und mir erzählen, was sie während der Vorbereitungszeit zur Wahl und während der Zeit der Präsidentschaft empfunden und erlebt hat. Dabei schildert sie ihren eigenen beruflichen Werdegang und die Herausforderungen, die ein Familienleben mit sich bringt, sehr anschaulich. 

Das Hörbuch ist in drei Abschnitte unterteilt. Ich werde, Wir werden und Mehr werden. Dabei sind Ängste genauso wie Hoffnung und Tatendrang vereint. In meiner Rezension könnt Ihr Euch gern weiter inspirieren lassen. Ein Buch, dass ich auch gern noch ein zweites Mal zur Hand nehmen werde. 



Weil alles jetzt beginnt von Linda Holmes hat mich sehr berührt. Beim Lesen meiner Rezension und das Erinnern an das Geschehen in der Geschichte, spüre ich die Traurigkeit der Protagonistin Evvie. Eveleth Drake. Sie ist verwitwet. Dabei wollte sie sich gerade von ihrem Ehemann trennen. Doch er ist ihr zuvorgekommen. - Jedenfalls unter dem Trennungsaspekt. Er stirbt an den Folgen eines Autounfalls. Es trifft Evvie hart und unvorbereitet und das Gefühl, wieder etwas nicht geschafft zu haben, bleibt. 

Wenn Ihr fiktive Geschichten, die wahr sein könnten, mögt, begleitet Evvie. Sie ist toll! 





In meiner Rezension könnt Ihr Eure Neugier stillen. Und ich spendiere Euch hier einen kurzen Einblick:

Weil alles jetzt beginnt ist ein leises Buch, ein weises Buch. Es ist wie eine Wahrheit, die unvermittelt aufgeschlagen vor mir liegt. Linda Holmes erzählt in einem ruhigen, besonnenen Schreibstil über das Leben und über die Gefangenschaft, die sich ein Mensch selbst auferlegt. Dies hat Linda Holmes wunderbar in die fiktive Geschichte von Evvie und Dean eingebunden. 

Beispielsweise Evvies Gedanken zu ihrem Status. 


"Seltsam", spann Evvie ihren Gedanken weiter, "dass ich durch meine Heirat dieses Wort an mir hängen habe und es nur wieder loswerde, wenn ich noch einmal heiraten würde. Ist dir klar, dass ich nie wieder Single sein kann? Ab jetzt gibt es bloß noch Witwe oder verheiratet." - Seite 121




Herzmalerei
von Syma Schneider konnte mich total begeistern. Wenn ich nicht schon das Taschenbuch hier zu Hause hätte, ich würde mir die gebundene Ausgabe spendieren. Beide sehen traumhaft schön aus. Und traumhaft schön ist auch der Inhalt. Deshalb ist auch Herzmalerei eins der Bücher, auf die ich auf keinen Fall hätte verzichten wollen. 






Die Protagonistin Zenia ist Psychologin. Sie arbeitet für eine Firma, in der System-Menschen hergestellt werden. Klingt schon ein bisschen gruselig. In einer anderen Firma werden Zeitreisen in die Vergangenheit erprobt. So etwas wäre für System-Menschen nie möglich. Wohl aber für Gott-Menschen. 

Auch hier spendiere ich Euch einen Auszug aus meiner Rezension, um Euch an dem Gefühl teilhaben zu lassen, dass mich beim Lesen befiel. 

Herzmalerei nimmt mich mit auf diese spannende Reise in die Zukunft und gleichermaßen lässt sie mich an alte Werte und das Ur-Erlebte glauben. 

Genauso wie die Protagonisten sich in mein Herz geschlichen haben, hat es auch die Geschichte gemacht. Ganz heimlich, still und leise. Durch diesen betörenden Schreibstil, der mal zögerlich und behutsam, mal direkt und ungeschönt die Dinge beim Namen nennt. Schlussendlich fühle ich mich einer wilden Party beraubt, zu der ich mich während des Lesens der Geschichte begab. 


"Mein Herz tanzt vor Glück. "Romeo, ich brauche jetzt ganz laute Musik." Überschwänglich flippe ich gemeinsam mit der Verrückten im Spiegel aus." - Seite 290


Und genauso fühlte ich mich auch. 

Solltet Ihr das Buch noch nicht kennen, lernt es kennen. Einen weiteren Einblick erhaltet Ihr in meiner Rezension und auch auf der Seite von Herzmalerei



Bin noch da
heißt es bei Sven Stricker. In dem Buch geht es um eine Vater-Sohn-Beziehung oder vielmehr um eine Vater-Sohn-Beziehung, die nicht existiert aber gewünscht wird. Zumindest vom Sohn. Der Sohn heißt Moritz und ist 37 Jahre alt, besitzt ein eigenes Café, hat eine Frau namens Jessy und beide haben einen kleinen Sohn, der Elias heißt. 

Moritz, dem ein Familienleben als Kind und als Jugendlicher viel bedeutet hätte, hat seit zwanzig Jahren keinen Kontakt mehr zu seiner Familie. Nicht zu seinem Vater, nicht zu seiner Mutter und nicht zu seiner Schwester Nina. Er bildet sich ein, zufrieden zu sein. Bis eines Tages sein Vater vor ihm steht. 




Moritz Vater Karlheinz ist schon wirklich ein Unikat. Umso erschreckender war für mich, als Moritz tatsächlich seine Eigenarten annimmt. Noch erschreckender war, dass selbst ich mich nicht dagegen wehren konnte. Und so fluchte ich nach kurzer Zeit schon "Ja, mein Gott!". 

Karlheinz ist ein echter Miesepeter - und damit bringt er mich zum Lachen. Lasst Euch anstecken, mit dem Lachen, nicht mit der Miesepetrigkeit. Schaut gern in meine Rezension zu Bin noch da



Fräulein Gold - Scheunenkinder von Anne Stern hat mich in das Berlin der 1920er Jahre zurückversetzt. Das Fräulein Gold - Hulda - ist Hebamme und liebt ihre Selbstständigkeit. Obwohl sie Babys hilft, auf die Welt zu kommen, kann sie sich selbst ein Leben als Ehefrau und Mutter nicht vorstellen. Sie will selbstbestimmt leben. Und dabei stößt sie auch schonmal ihre Lieben vor den Kopf. 




Scheunenkinder ist der zweite Band der Geschichte um die Hebamme Hulda Gold und kann unabhängig vom ersten Band gelesen werden. Jedenfalls hatte ich keine Probleme in die Geschichte zu kommen. Allerdings ist nach der Lektüre gleich der erste Band auf der Wunschliste gelandet und dieser zieht hoffentlich bald bei mir ein. Am 21. April 2021 erscheint dann auch der dritte Band und ich kann es kaum erwarten wieder ins Berlin der 20er Jahre zu gelangen. Hulda Gold habe ich schnell ins Herz geschlossen. Eben weil sie so ist, wie sie ist. Unabhängig, an ihre eigenen Werte glaubend und danach handelnd.  

Für mehr Informationen schaut gern in meine Rezension zu Scheunenkinder und auf die Seite von Anne Stern



Ihr sucht nach einem Thriller? Da kann ich Euch Belladonna von Karin Slaughter ans Herz legen. In diesem Jahr erschien die Neuauflage des 2001 erschienen Thrillers Blindsighted. 

Die Geschichte um Sara Linton beginnt recht beschaulich und ich kann mir nicht vorstellen, dass in dem kleinen Ort etwas so schlimmes wie beispielsweise ein Mord geschehen könnte.

Doch Vorsicht: Karin Slaughter nimmt beim Schreiben kein Blatt vor den Mund. Die Szenen sind in ihrer ganzen Brutalität dargestellt. In meiner Rezension schildere ich Euch eindrücklich, was Euch erwartet, wenn ihr zum Buch greift. Ich habe das Hörbuch gehört. Nina Petri hat selbst dann weitergelesen, wenn ich die Augen vor dem Grauen, das sich mir darbot, verschlossen hatte. 




Karin Slaughter hat einen ungeschönten Schreibstil und nutzt klare Worte. Ihr dürft Euch auf einen spannenden Thriller freuen. 

Mehr Lesestoff über die Protagonistin Sara Linton findet Ihr auf der Seite von Buchreihe 


Und das waren auch schon meine Top Ten Highlights aus 2020. 

Welches sind Eure Top Ten? Oder haben es nicht so viele in Eure Highlights geschafft? Oder gar mehr? 
Lasst es mich gern in den Kommentaren wissen oder lasst mir einen Hinweis auf Euren Beitrag da. 
Ich freue mich darauf. 

Kommt gesund ins Lesejahr 2021! 

Herzlichst, Eure Connie von Lilis Lesemomente


Mittwoch, 30. Dezember 2020

Unbarmherzig - Inge Löhnig


Unbarmherzig
Kriminalroman
Ullstein Verlag
Autor: Inge Löhnig
Erscheinungsdatum: 31. Mai 2019
ISBN 978-3-548-29097-3
Seiten 381






Gina Angelucci bearbeitet bei der Münchener Kripo Kriminalfälle, die lange Zeit nicht aufgelöst wurden - sogenannte Cold Cases. Dabei spielen ihr für ihren neuen interessanten Fall die Tatsache der bevorstehenden Wahlen und die Presse in die Hände. In einem nahegelegenen Dorf namens Altbruck findet Ella Loibl Teile zweier menschlicher Skelette. Mehr als 70 Jahre scheinen diese alt zu sein. Gina Angelucci will diesen alten Knochen ihre Identität zurückgeben und möglichen Hinterbliebenen Gewissheit verschaffen. Dabei hat sie nicht nur Befürworter für die Ermittlungen.






Unterstützt wird Gina Angelucci privat durch ihren Mann Tino, der sich gerade in Elternzeit befindet und sich um die gemeinsame Tochter Chiara kümmert und bei den Ermittlungen durch ihren Kollegen Holger Morell.

Die Ermittlungen führen Gina in das Jahr 1944, in die Geschichte des Deutschen Reichs und der Zwangsarbeit. Mit Hilfe der Menschen in Altbruck versucht sie die Geschichte der Toten aufzuarbeiten - doch auch da stößt Gina nicht überall auf  Mithilfe.


Meine Meinung 


Unbarmherzig ist bereits der zweite Teil der Reihe um die Ermittlerin Gina Angelucci - doch das merkt man der Geschichte nicht an. Mit Beginn der ersten Zeilen bin ich bereits mitten im Geschehen und folge den verschiedenen Charakteren. Mal schickt Inge Löhnig mich in das Jahr 1944, dann wieder bin ich in der Gegenwart und begleite Gina Angelucci bei ihren Ermittlungen und nach und nach lerne ich auch die Menschen in Altbruck kennen.

Das Buch ist dabei übersichtlich in kurze, leicht zu lesende und verständliche Kapitel unterteilt, die es mir ermöglichen stets einen Überblick über das Geschehen zu behalten und manchmal auch ein kleines Stückchen weiter in der Geschichte vorzudringen, als die Ermittlerin gerade gelangt ist. Dabei erwische ich mich auch immer mal wieder beim Miträtseln und Daumendrücken.

Vor allem hat mich der Teil der Geschichte gefesselt, der im Jahre 1944 spielte und in dem es um die Mordopfer ging.

"Die Männer hatten das Sagen. Sie bestimmten, ob ihre Frauen arbeiten durften, ob sie ein eigenes Konto eröffnen konnten, und wenn es ihnen nicht mehr passte, besaßen sie die Macht, die Anstellung ihrer Gattinnen wieder zu kündigen, die sie vorher großmütig gestattet hatten." - Seite 267


Fazit


Ein Krimi, der mich durch die Hintergründe und den Zeitablauf auf Abstand hält mich aber gleichermaßen durch seine Charaktere und deren Geschichte gefangen nimmt. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall mit Gina Angelucci.






Dienstag, 29. Dezember 2020

Molly Murphy ermittelt - Mord auf Ellis Island - Rhys Bowen


Molly Murphy ermittelt
Mord auf Ellis Island
Digital Publishers
Autorin: Rhys Bowen
ISBN 978-3-96087-801-8
E-book
277 Seiten




"Dein Mundwerk wird dich eines Tages in große Schwierigkeiten bringen." - Seite 8



Mit diesen Worten beginnt die Geschichte um die 22jährige Molly Murphy. Ihre Mutter hatte das schon zu ihr gesagt, als sie noch ein kleines Mädchen war. Nun war sie erwachsen  und auf der Flucht vor der Polizei, denn sie würde sicher bald wegen Mordes gesucht.








Molly Murphy verkörpert eine junge Frau, die sich lieber selbst davon überzeugt, was richtig und was falsch ist. Dabei ist sie leider nicht immer sehr umsichtig und stürzt schon mal kopfüber in gefährliche Abenteuer. Genauso impulsiv wie ihre Taten ist sie mit ihren Worten. Sobald sie einen Gedanken hat, spricht sie ihn auch schon aus. Dabei kommt ihr glücklicherweise ihr Ideenreichtum zu Hilfe, denn nicht immer ist es ratsam gleich mit der Wahrheit herauszurücken.

So gelangt sie zunächst nach Belfast, in der Hoffnung von dort aus ein Schiff nach England nehmen zu können. Auf der Flucht vor der Polizei trifft sie auf Kathleen O´Connor. Diese offeriert Molly eine Möglichkeit mit dem nächsten Schiff nach New York zu reisen, die Molly nicht auszuschlagen wagt.

Welch Ironie des Schicksals, dass gerade, als Molly amerikanischen Boden betritt, ein weiterer Mord geschieht und sie kurz darauf als Tatverdächtige befragt wird.

Molly muss wachsam sein, dass ihr Mundwerk sie nicht in große Schwierigkeiten bringt.


Meine Meinung


Ein tolles Leseerlebnis. Der Schreibstil ist beschwingt und die Protagonistin Molly schließe ich schnell in mein Herz. Sie ist klug und gewitzt und landet trotzdem in manch ausweglos erscheinende Situation. Molly handelt sehr impulsiv. Ihr Herz schreit "ja" und sie stürmt los und dann, wenn es verzwickt wird, sagt ihr Kopf "ach, ja!".
So wird die Spannung über die Geschichte gehalten und immer wieder durch unvorhergesehene Ereignisse aufgelockert.
Ich hoffe und bange mit Molly, nur, um dann wieder aus der Schockstarre zu erwachen und weiter zu ermitteln.


Fazit


Ein beschwingt erzählter, spannender Krimi, der mit einer charmanten Hobbyermittlerin überzeugt.
Wer die Serie "Agentin mit Herz" mag, der wird auch Molly Murphy ins Herz schließen.






Samstag, 19. Dezember 2020

Gemeinsames Leseerlebnis

 

Geschichten erfreuen mich schon von klein auf. Wollte ich als Kind immer wieder neue Geschichten vorgelesen bekommen und es war schon spät, sagte meine Mutter oft zu mir "Mein Kind, wenn du erst selbst lesen kannst, dann kannst du so viele Geschichten lesen, wie du möchtest. Aber jetzt ist es Zeit das Licht auszumachen und schlafen zu gehen." "Ach", seufzte ich dann oft. "Wenn ich nur schon lesen könnte." 

Als ich dann endlich selbst Geschichten lesen konnte, war ich dankbar einen kleinen Bruder zu haben, der auch gern Geschichten hörte. Und so konnte ich ihm immer wieder abends ein, zwei kleine Geschichten vorlesen. Nach und nach kannte ich diese schon auswendig und er hatte mehr Gelegenheit die tollen Bilder in den Büchern anzuschauen und daneben der Geschichte zu lauschen.

Den Ausweis für die Bücherei habe ich oft genutzt und ich war froh, dass es dort eine scheinbar unendliche Menge an Büchern gab. Ich habe mich oft gefragt, was die Menschen machen, die nicht zur Bücherei gehen und sich Bücher ausleihen konnten. Zum Glück gibt es heute allerorts Bücherschränke! 

Vielleicht liegt es am Zauber des Vorlesens und Vorgelesen bekommen. So gern ich Bücher im stillen Kämmerlein lese, so gern lese ich gemeinsam mit anderen Lesern und tausche mich über die Geschichten aus. Und ich erzähle gern über die Geschichten, die ich gelesen habe. 

Faszinierend finde ich Geschichten, in denen Buchclubs vorkommen und ich erleben kann, wie man sich früher und andernorts über die Lektüre ausgetauscht hat. Heute genieße ich es, aktiv an Leserunden teilzunehmen oder im Buddy-Read die Geschichte zu erleben. 

Was ein Buddy-Read ist und worin der Unterschied zu einer Leserunde liegt, hat Mo in ihrem Artikel Buddy-Read toll erklärt. 

Mit Mo habe ich auch schon den einen oder anderen Buddy-Read erleben dürfen. Zuletzt mit dem Thriller Asklepios von Charlotte Charonne. Es ist faszinierend, dass uns manche Dinge unabhängig voneinander beschäftigen und in anderen Dingen wieder haben wir unterschiedlich gewichtete Wahrnehmungen. Das macht das Lesen noch einmal spannender und interessanter. 




Und auch unsere unabhängig voneinander geschriebenen Rezensionen unterscheiden sich. Falls ihr mal reinlesen wollt, herzlich gern. Hier ist die von Mo und hier findet ihr die von mir

Habt Ihr auch so viel Spaß am gemeinsamen Lesen? Mit einer Freundin/einem Freund im Buddy-Read? Im Buchclub? In einer Leserunde? 

Ich beteilige mich regelmäßig an Leserunden bei Lesejury, Lovelybooks und Büchereule. Du möchtest mit mir dort gemeinsam lesen? Phantastisch! Du findest mich unter dem Namen littlesparrow.

Wo darf ich Euch treffen? Lasst es mich gern in den Kommentaren wissen oder schickt mir eine Nachricht bei Instagram oder Facebook. Ich freue mich auf Euch.

Sonntag, 13. Dezember 2020

Der Spiegelmann - Lars Kepler

 
Der Spiegelmann
Thriller
Bastei Lübbe AG
Lars Kepler
ISBN 978-3-7857-2704-1
624 Seiten





Der Spiegelmann von Lars Kepler ist der achte Band einer Reihe um den Ermittler Joona Linna. Wer die Entwicklung der Charaktere nicht zwingend von Anfang an erleben muss, kann gut mit diesem achten Band starten. Wer darauf Wert legt, startet mit Band 1, dem Buch Der Hypnotiseur





Joona Linna wird nach seinem letzten Fall aus den aktuellen Ermittlungen rausgehalten. Dennoch beteiligt er sich und wird dabei immer mehr in den Fall eingebunden. Dank seiner Empathie und seinen unkonventionellen Methoden übernimmt er schon bald wieder das Ruder und was sich ihm offenbart, lässt mich das Buch nach kürzester Zeit nicht mehr aus der Hand legen.

Der Schreibstil ist flüssig und wechselt zwischen Aufzählungen, spannenden Momenten und scheinbar undenkbaren Situationen. Ich möchte nicht aufhören zu lesen und doch das grauenhafte Geschehen nicht erleben. Doch damit wartet Lars Kepler in diesem Band auf. 

Ein 16jähriges Mädchen verschwindet, ein anderes wird nach einem Unfall beim Eisangeln vermisst und später für tot erklärt. Trotz intensiver Suche können beide nicht gefunden werden. 

Die Eltern des verschwundenen Mädchens geben die Hoffnung nicht auf, bis nach fünf Jahren das tote Mädchen erhängt auf einem Spielplatz auftaucht. Für die Welt zur Schau gestellt. 

Das andere Mädchen bleibt verschwunden und die Eltern erklären ihr Kind für tot. Der Stiefvater, der beim Eisangeln beinahe selbst zu Tode gekommen wäre, kann sich die Situation auch später nicht erklären und kommt immer weniger im Leben klar. Um den Verlust der Tochter verarbeiten zu können, wollen sie ein Mädchen adoptieren. 

Doch wer ist für den schrecklichen Tod des Mädchens auf dem Spielplatz verantwortlich? Joona Linna begibt sich mit seinem Team nicht nur in außergewöhnliche Ermittlungssituationen sondern auch selbst in Gefahr. Der Thriller ist voll mit Informationen und vielschichtigen Charakteren und gefühlt birgt jede Seite nicht nur ein weiteres Geheimnis sondern steigert auch die Spannung. Die letzten 200 Seiten habe ich in einem Rutsch gelesen. Ich konnte, ich wollte das Buch nicht aus der Hand legen ohne zu erfahren, wie die Geschichte ausgeht. 


"Ein Freund von mir, Samuel Mendel, pflegte zu sagen, wenn man das mit bedenkt, was es nicht gibt, hat man die Spielregeln schon geändert." - Seite 80


Ich selbst habe den Vorgängerroman Lazarus gelesen und war ganz angetan, als ich den neuen Band Der Spiegelmann gesehen habe. Seitdem fiebere ich darauf hin, die ersten Bände auch alle zu lesen. 


Fazit

Wer spannende Thriller liebt und vor grauenvollen Handlungen des Täters beim Lesen nicht zurückschreckt, dem kann ich Der Spiegelmann ans Herz legen.



Donnerstag, 10. Dezember 2020

Tatsächlich ... wie Weihnachten! - Liebesgeschichten zum Fest - Brigitte van Hattem


Tatsächlich ... wie Weihnachten!
- Liebesgeschichten zum Fest
Brigitte van Hattem
BoD - Books on Demand
ISBN 978-3-751978651
96 Seiten 


Tatsächlich ... wie Weihnachten! von Brigitte van Hattem ist eine Kurzgeschichtensammlung. In diesem schmalen Büchlein befinden sich sieben Kurzgeschichten, die sich alle um die Liebe in der Weihnachtszeit drehen. - Und dem Wunsch nach Nähe und Geborgenheit. 

Genau deshalb vermitteln mir die Geschichten wohl auch gleich beim Lesen der ersten Zeilen warme Wohlfühlmomente. Es fühlt sich an wie das geliebte Heißgetränk mit einer leckeren Knabberei und beim Lesen stiehlt sich klammheimlich schnell das erste zarte Lächeln auf meine Lippen. 



Dabei klingt der Titel der ersten Kurzgeschichte eher kühl. Klinkenputzen heißt die Geschichte. Diese hat es aber in sich und schon nach kürzester Zeit bibbere ich mit der Protagonistin draußen bei Eiseskälte und verteile Geschenke in der Nachbarschaft. - Der Zauber der Weihnacht ist doch, andere Menschen glücklich zu machen und Freude zu schenken. Vor allen denen, die an Weihnachten allein zu Hause sind. 

Die Kurzgeschichten von Brigitte van Hattem haben mich sozusagen vom Blick auf das hübsche Cover an gefangen genommen und in eine bezaubernde Weihnachtszeit entführt. Der Schreibstil ist lockerleicht und ich mag diesen beschreibenden Erzählstil, in dem zur Verdeutlichung mal Worte wiederholt werden, um die Dringlichkeit zu unterstreichen, dabei aber nicht aufdringlich sind. Die Geschichten werden mit einem Augenzwinkern erzählt und sorgen für gute Laune. Ich werde es sicher noch das eine oder andere Mal vor und während der Weihnachtstage zur Hand nehmen. - Es fällt mir ja jetzt schon schwer, es aus der Hand zu legen. Dabei habe ich es gerade erst gelesen. 

Ein tolles Büchlein, um selbst in Weihnachtsstimmung zu kommen oder anderen bei diesem Schritt behilflich zu sein. Und mit diesem zauberhaften Cover macht es sich unendlich gut in meiner Wohnstube, und sorgt dort - gemeinsam mit der Weihnachtsdeko - für weihnachtliche Stimmung. 


Sonntag, 22. November 2020

Bin noch da - Sven Stricker


Bin noch da
Roman
Rowohlt Polaris 
Autor: Sven Stricker
ISBN 978-3-499-00195-6
448 Seiten
erschienen am 18. August 2020



Bin noch da heißt der neue Roman von Sven Stricker in dem es um eine Vater-Sohn-Beziehung geht. Oder vielmehr um eine Vater-Sohn-Beziehung die nie wirklich bestand?! - Aber schön der Reihe nach.

Moritz Liebig ist 37 Jahre alt und hat ein eigenes Café. Er lebt mit seiner Frau Jessy und seinem Sohn Elias in einer Wohnung im vierten Stockwerk und ist - so gut es geht - zufrieden. Zu seinen Eltern und seiner Schwester Nina hat er seit 20 Jahren keinen Kontakt mehr und er bildet sich gern ein, sie auch nicht zu vermissen. Mit 18 ist er zu Hause ausgezogen und hat seitdem sein Elternhaus nicht mehr betreten. 




In seinem Café steht er oft selbst hinter dem Tresen und vergibt jedem Kunden in Gedanken einen Namen. Mir gefällt diese Marotte von ihm. Er schaut sich den Menschen vor ihm an und denkt "mhmm, das könnte eine Lily sein, und diese eine Lotte und die dort am Ende der Schlange steht, könnte eine Lea sein". Bis plötzlich ein Karlheinz vor ihm steht. Sein Karlheinz. Sein Vater. Sein Vater, der nie auch nur einen Schritt in sein Café oder eine seiner Wohnungen gesetzt hatte. Doch mit freudigen Nachrichten kommt Karlheinz nicht. Stattdessen teilt er Moritz mit, dass seine Mutter verstorben sei und er auch sterben möchte. Er käme nur nicht an das notwendige Medikament heran. Auch wenn Moritz all die Jahre keinen Kontakt zu seinen Eltern hatte und erstaunt ist, dass seine Mutter bereits seit drei Monaten tot ist und er nicht einmal zur Trauerfeier eingeladen war, seinem Vater helfen aus dem Leben zu scheiden, das will er nun auch nicht. Kann er seinem Vater diesen Wunsch verweigern? Er, Moritz, der sich die ersten 18 Jahre seines Lebens immer gewünscht hatte, dass sein Vater ihn begleitet, für ihn da ist? Dessen Nähe er gesucht hat, sie aber nie bekommen hat. Und jetzt soll Moritz für ihn da sein und ihn begleiten? Beim Sterben?


"Sie nehmen dir nach und nach alle Vergnügungen, das sag ich dir, dann lebst du zwar noch, aber es gibt keinen Grund mehr dafür." - Seite 73


Bei aller Miesepetrigkeit, die Karlheinz an den Tag legt, muss ich trotzdem immer wieder herzlich lachen. Der Roman ist mit einem trockenen unterschwelligen Humor geschrieben, der mich - trotz der ernsten Lage - zum Lachen bringt. Sven Stricker hat eine ganz eigene Art diese Geschichte zu erzählen. So echt, so unverfälscht und mit den Tücken, die das Leben so mit sich bringt. Freunde, Unsicherheiten, Sehnsüchte und familiäres Zusammenleben, Missverständnisse und Freude - ein bunter Strauß an Menschen, Erlebnissen und Gefühlen, die sich am Erlebten festmachen. Die Charaktere wirken echt mit ihren Ecken und Kanten und schon bald fühle ich mich genauso heimisch in der Stadt, in dem Mehrfamilienhaus, in der Straße, in der das Elternhaus steht und im Café, als würde ich dort selbst ein- und ausgehen.

Ich habe das Buch gern gelesen, weil es mir zeigt das - egal wie schwer es in manch einer Lebenssituation sein mag und egal wie verquer es auch gerade läuft - es sieht von außen betrachtet gar nicht so schlimm aus. Schlimm ist es in der Situation nur für einen selbst. Und man selbst ist der Meister, der das Geschick in seinem Wirkungskreis beeinflussen kann. 

Bin noch da bringt mich zum Lachen und regt mich ebenso zum Nachdenken an. Ein wundervoller Roman.


Fazit


Bei aller Ernsthaftigkeit des Lebens und der Geschichte habe ich auch immer viel Freude beim Lesen gehabt und laut aufgelacht. 

Ein Buch, dessen Geschichte, dessen Wahrheit wohl deprimieren würde, wäre es nicht mit diesem köstlichen Humor geschrieben. 

Bin noch da - ein Roman, der einem zeigt, dass man gar nicht so allein ist auf dieser Welt mit seinen ganzen Empfindungen.


Sonntag, 25. Oktober 2020

Fräulein Gold - Scheunenkinder - Anne Stern


Fräulein Gold - Scheunenkinder
Argon-Verlag
Hörbuch
Autorin: Anne Stern
Sprecherin: Anna Thalbach
1 MP3-CD 
6 Stunden 51 Minuten
Erscheinungstermin: 13. Oktober 2020
ISBN 978-3-8398-1813-8 



Fräulein Gold - Scheunenkinder
ist der zweite Band der Saga am Hulda Gold. Hulda Gold lebt im Berlin der 1920er-Jahre, ist Hebamme und hat ihren eigenen Kopf. Sie ist gern unabhängig und obwohl sie anderen Familien hilft, ihre Babys gesund auf die Welt zu bringen, kann sie sich selbst ein Leben "nur" als Ehefrau und Mutter nicht vorstellen. Mit ihrer störrischen und liebenswerten Art hat sie sich schnell einen Platz in meinem Herzen erstritten. 


Hulda Gold ist freundlich, dabei aber auch immer sehr bestimmt. Was sie sich in den Kopf gesetzt hat, führt sie auch zu Ende.

So auch in diesem zweiten Band Scheunenkinder. Von ihrem Vater bekommt sie die Information, dass sie im Scheunenviertel gebraucht wird. Es handelt sich um eine jüdische Familie. Die jüdischen Familien in diesem Viertel sind sehr arm und das Besondere bei diesem Einsatz ist, dass die Wöchnerin eben keine Jüdin ist. Hulda selbst macht das nichts aus. Sie ist zur Hälfte Jüdin und ein neues Leben ist ein neues Leben, das auf die Welt gebracht werden möchte. 

Der jüdischen Familie Rothmann, die aus Galizien stammt, ist das Ansehen nicht einerlei, und so wird der Geburt des Babys mit scheinbar gemischten Gefühlen entgegen gesehen. Als dann einige Tage nach der Geburt das Neugeborene verschwunden ist, scheint niemand Ambitionen zu haben, das Baby zu finden. Niemand außer Hulda, die es sich in den Kopf gesetzt hat, die Armenierin Tamar zu unterstützen und ihr ihr Baby wohlbehalten zurückzuholen. 

Selbst Huldas Freund, Kommissar Karl North, kann sie nicht davon abhalten, weiter nach dem Neugeborenen zu suchen. 


Der Erzählstil von Anne Stern trifft das Berlin der 1920er Jahre sehr gut. Ich erhalte einen Einblick in die Haushalte Berliner Bürger und bekomme eine Ahnung, wie es bei ihnen zu Hause ausgesehen haben mag. Freundschaften, die Stellung der Frau in der Gesellschaft, der wachsende Unmut auf Juden und wie damit in der Gesellschaft umgegangen wird, die Inflation - alles das beschreibt Anne Stern so bildhaft, als würde ich selbst morgen mit Bündeln von Geldscheinen in der Tasche nach einem Brot anstehen. Es ist spannend, mit Hulda an der Seite durch Berlins Straßen zu gehen und die Menschen kennenzulernen. Die Charaktere sind vielschichtig und sie sind besonders. Man tut gut daran, seine Belange vor den neugierigen Anwohnern zu bewahren. Denn sonst weiß tags darauf die Nachbarschaft mit Sicherheit genauestens bescheid. Es ist dieses bunte Treiben in einer durchaus manchmal grau anmutenden Zeit, das mich fasziniert und durch die Geschichte trägt. 


Fräulein Gold - Scheunenkinder hat mir sehr gut gefallen. Diesen zweiten Band kann man unabhängig vom ersten Band Fräulein Gold - Schatten und Licht lesen. Ich freue mich, dass ich diesen ersten Band noch vor mir habe und mir damit die Wartezeit auf den dritten, bald folgenden Band Fräulein Gold - Der Himmel über der Stadt verkürzen kann. Der dritte Band wird als Roman am 21. April 2021 im Rowohlt Verlag und am selben Tag im Argon Verlag als Hörbuch erscheinen. 


Weitere Informationen gibt es auf den Verlagsseiten:

Argon Verlag - Scheunenkinder
Rowohlt Verlag - Anne Stern

und auf der Seite der Autorin:

Anne Stern


Sonntag, 11. Oktober 2020

So sehen Siegerinnen aus - Katrin Klewitz


So sehen Siegerinnen aus
Konflikte meistern durch Balance, Haltung und Selbstvertrauen
Lübbe Life - Bastei Lübbe Verlag
Autorin: Katrin Klewitz
ISBN 978-3-7325-8924-1
246 Seiten




So sehen Siegerinnen aus ist ein Buch vor allem für Frauen. Das Buch kann als Leitfaden dienen, Erklärungen in der Selbstreflektion liefern und Mut machen. Mut machen zu kämpfen. Aber auch im Vorhinein zu sondieren, ob es überhaupt der eigene Kampf ist oder es sich lediglich um das Problem des Gegenübers handelt. 




Der Ratgeber - wenn man ihn so nennen mag - ist in neun Kapitel unterteilt und erzählt viele persönliche Erfahrungen der Autorin. Katrin Klewitz ist ausgebildete Kampfchoreografin und dieser Werdegang hat ihr geholfen sich selbst und auch das Verhalten ihrer Mitmenschen zu reflektieren. An ihren Erfahrungen darüber lässt sie uns in diesem Buch teilhaben. 

In den ersten drei Kapiteln geht es sehr anschaulich um das eigene Standing, Distanzverhältnis und die eigene Haltung. Und wenn der Leser das Standing oder die gewünschte Haltung noch nicht hat, mit welchen Mitteln diese erreicht werden könnten. Wichtig dabei ist, und darum geht es in den drei Kapiteln, das für sich selbst herauszufinden und die eigene Methode und Wirkung daraus kennenzulernen.

Die übrigen sechs Kapitel beschäftigen sich mit den unterschiedlichen Charaktereigenschaften von Kriegerin, Jägerin, Kampfelfe, Schützin, Knappin und Ritterin. Anhand von Charakteren aus Literatur und Filmgeschichte werden hier die besonderen Eigenschaften vermittelt. Hilfreich ist hier, dass es einen kurzen Abriss über die jeweilige Geschichte des Charakters gibt. Dabei ist das für die bekannten Geschichten nur schmückendes Beiwerk, dafür habe ich beim Lesen aber auch gleich wieder die Bilder vor Augen und kann mir Katrin Klewitz Gedanken bildlich vor Augen führen. 

Auch hier bringt Katrin Klewitz ihre persönlichen Erfahrungen mit ein und vermittelt mir beim Lesen das Gefühl, mit den Herausforderungen, die beispielsweise ein Büroalltag oder Erlebnisse aus der Schulzeit mit sich bringen, nicht allein zu sein. So finde ich meine erste Verbündete. 

Die Kapitel sind übersichtlich und informativ und für die wichtigsten Informationen gibt es Merkkästchen und Zeichnungen, die zusätzlich noch für eine Veranschaulichung sorgen. Besonders gefällt mir der lockere Schreibstil und die Steigerungsmöglichkeiten, die angeboten werden, wie ich meinem Gegenüber begegnen kann. Ob nonverbal oder mit eigenen Worten kurz und knapp oder wortreich, die Möglichkeiten sind vielfältig. 

Mir hat die Lektüre sehr viel Freude bereitet und ich freue mich, so viel Wissenswertes - was man verteilt hier und da auch schon mal gehört oder aufgeschnappt hat - nun vereint in einem Buch zu haben. 


Samstag, 12. September 2020

Herzmalerei - Syma Schneider


Herzmalerei
Roman
Bucher Verlag
Syma Schneider
ISBN 978-3-99018-506-3
400 Seiten



Ich fühle mich nicht leer, nicht einsam,
sondern angefüllt und bereichert mit Leben, mit Erfahrung.
Und dennoch bin ich traurig, unendlich traurig.

Ich bin traurig, weil die Geschichte zu Ende ist,
diese Episode des Lebens von Zenia, von Nael. 
Und dennoch bin ich voller Hoffnung, voll Hoffnung auf ein Wiedersehen. 




Herzmalerei ist eine unendlich berührende Geschichte.

Anfangs hatte ich meine Zweifel. Ich lerne Zenia kennen und Nael. In kurzen Kapiteln, die abwechselnd über Zenia und Nael erzählen, bin ich den Beiden sehr nah. Zenia ist Psychologin. In der Firma, in der sie arbeitet, werden System-Menschen - genauer gesagt: Babys - produziert. Nael sitzt im Gefängnis. 

Beide wirken auf mich etwas instabil und eingefahren. Ich bin auf der Hut, doch beide schleichen sich unbemerkt nach und nach in mein Herz. Die Härte, die beide nach außen kehren, ist reine Vernunft und das hat noch niemandem geschadet. Doch beide, Nael wie auch Zenia, sind absolute Herzensmenschen. Und sie sind Gott-Menschen - also unabhängig vom System und auf natürlichem Wege zur Welt gekommen. 

In einer Welt, in der Hover-Schuhe ein normales Fortbewegungsmittel sind, in einer Welt, in der ab der Mittelschicht jeder einen BRO hat. Einen BRO, den ich mir selbst programmieren kann: Stimme, Aussehen, Geschlecht. Er kennt meine Termine, versendet Sprachnachrichten für mich und spielt mir meine empfangenen Nachrichten vor. Er kennt nicht nur alle Telefonnummern, er ist mit dem UniversalNet und überhaupt aller Technik verbunden und weiß sie zu nutzen. Dank künstlicher Intelligenz entwickelt er sich im Laufe der Zeit immer weiter. Ich muss sagen, ich steh auf all die tollen Neuerungen in der Zukunft und hoffe auf ein entsprechend langes Leben. - Was mir allerdings Kopfzerbrechen bereitet, sind die System-Menschen. 


"Der Zutritt in dieses strengstens abgeschirmte Gebiet ist nur Leuten erlaubt, die keine ansteckenden Krankheiten haben und die über einen ID-Chip verfügen. Genetisch perfekte System-Menschen dürfen ungeprüft hinein. Gott-Menschen dagegen, die wie ich auf natürlichem Wege gezeugt und geboren wurden, müssen gescannt werden." - Seite 24


Und die Einschränkungen, die es für Gott-Menschen gibt. Diese Gesundheitszonen sind für mich gar nicht so abwegig. 

Doch die Technik kann noch viel mehr: sie kann uns in den Alpha-Zustand versetzen. Denn, wenn man dem Unternehmen Glauben schenkt, kann ich mithilfe der Technik meine Seele und damit mein früheres Leben kennenlernen. Wie ein Film spielt sich mein früheres Leben - oder besser Episoden eines meiner früher gelebten Leben - vor meinem inneren Auge und auch auf dem Screen ab. Gedanken werden zu realen Bildern und ich wäre nicht abgeneigt, diese Technik kennenzulernen und selbst zu erproben. 

Ganz anders jedoch leben die Menschen, die wenig Geld verdienen oder gar vom Staat gefördert werden: kleiner Wohnraum in grauen Betonklötzen. Die Wohnungen sind WG´s gleich. Hier haben die wenigsten einen BRO geschweige denn Hover-Schuhe. Es scheint beinahe, als sei bei ihnen die Zeit stehen geblieben. 

Herzmalerei nimmt mich mit auf diese spannende Reise in die Zukunft und gleichermaßen lässt sie mich an alte Werte und das Ur-Erlebte glauben. 

Genauso wie die Protagonisten sich in mein Herz geschlichen haben, hat es auch die Geschichte gemacht. Ganz heimlich, still und leise. Durch diesen betörenden Schreibstil, der mal zögerlich und behutsam, mal direkt und ungeschönt die Dinge beim Namen nennt. Schlussendlich fühle ich mich einer wilden Party beraubt, zu der ich mich während des Lesens der Geschichte begab. 


"Mein Herz tanzt vor Glück. "Romeo, ich brauche jetzt ganz laute Musik." Überschwänglich flippe ich gemeinsam mit der Verrückten im Spiegel aus." - Seite 290


Und genauso fühlte ich mich auch. 

In Herzmalerei kommen Gefühle nicht zu knapp und auch schwierige Themen wie Wiedereingliederung, Gewalthandlungen von Vertrauten und Spionage werden bedient. Trotz der Ernsthaftigkeit der Themen kann ich - dank des Schreibstils und der Dialoge - auch immer mal wieder lachen. 


Fazit

Wer spannend geschriebene Liebesgeschichten mit Sci-Fi-Elementen mag und sich mit der Technik von Morgen gern auch heute schon anfreundet, ist mit diesem Buch sehr gut beraten. Ich lasse dieses Buch nur ungern wieder los.


Sonntag, 6. September 2020

Carsten Sebastian Henn - Der Gin des Lebens


Der Gin des Lebens heißt der neue Kriminalroman, den der Autor Carsten Sebastian Henn am Abend des 4. September 2020 bei Leuenhagen und Paris in Hannover vorstellt. 



Ausnahmsweise wird zu dieser Lesung auch Gin Tonic angeboten und die erste Frage, die der Autor dem Publikum stellt, ist "Wer von Ihnen trinkt denn alles Gin?" - Bei den vielen Handzeichen ist er ganz entzückt und beglückwünscht das Publikum, da laut einer Studie der University of Queensland Gin-Trinker zu den intelligentesten Menschen gehören. - Außerdem findet er es toll, sagt er, wenn sein Publikum schon leicht angeduselt ist. 


Die humorige Eröffnung der Lesung macht gleich gute Laune und genauso geht die Lesung auch weiter. Der Erzählstil von Carsten Sebastian Henn setzt sich auch im Buch so unvoreingenommen launig fort und im Plauderton berichtet er, dass er sich im Nachhinein über den Ort des Geschehens und den Namen der Protagonistin geärgert hat. Beide Namen beinhalten ein "th" und beim Einsprechen des Hörbuchs hatte Carsten Sebastian Henn seine liebe Not, wenn er von Plymouth und Cathy sprach. Nicht wirklich ernsthaft schimpfte er "im nächsten Buch heißt die Stadt London und die Protagonistin trägt den Namen Linda" und sorgte damit wieder für einen Lacher beim Publikum. 

Beeindruckt war ich auch von der tollen Vorbereitung der Lesung. Carsten Sebastian Henn brachte nicht nur sein Buch mit, sondern auch ein Bild, das den Leuchtturm Smeaton´s Tower zeigt, und das allererste, was er aus seiner Tasche zauberte, war eine Flasche Plymouth Gin. Das Etikett ziert die Mayflower - ein Segelschiff, das am 6./16. September 1620, also ziemlich genau vor 400 Jahren - von Plymouth aus nach Virginia unterwegs war und in Cape Cod landete. - Aber das ist eine andere spannende Geschichte. 

Carsten Sebastian Henn gesteht uns bereits nach den ersten gelesenen Zeilen aus seinem Buch, dass er "ein Freund früher Leichen" sei. Wenn er einen Krimi oder Thriller aufschlägt und nach einem Drittel des Buches ist noch niemand tot, fühle er sich schon betrogen. Wenn es nach ihm ginge, sollte der Verlag einen Aufkleber auf seinen Büchern anbringen, auf dem es heißt "frühe Leiche garantiert". Ich lache und bin mir sicher, dass solch ein Aufkleber zumindest mein Interesse wecken und mich den Klappentext lesen lassen würde, selbst wenn mich das Cover nicht ohnehin schon angezogen hätte. 

Doch nun zurück zu Der Gin des Lebens. In diesem Buch geht es tatsächlich darum, den Gin des Lebens zu finden. Und so begibt sich Bene Lerchenfeld, der in Mehringen am Kaiserstuhl sein Zuhause hat, auf die Suche nach den Inhaltsstoffen des Gins, den sein Vater einst kreierte. Und diese Suche führt Bene Lerchenfeld nach Plymouth und dort in das Bed & Breakfast von Cathy

Was es mit der frühen Leiche auf sich hat? Nun, diese wurde gerade kurz zuvor im Garten des Bed & Breakfast gefunden.



Ich bin ganz angetan von dieser Aussicht auf die Geschichte und dem launigen Erzählstil und kann mich gerade gar nicht entscheiden, ob ich lieber das Buch oder vielleicht das Hörbuch haben möchte. Zu schön ist es, den verschiedenen Stimmvarianten des Autors zu lauschen und damit die Charaktere auf Anhieb auseinanderzuhalten. 



Im Buch jedenfalls - das habe ich gesehen - sind neben einer im Umschlag gestalteten Karte auch einige Seiten im Buch, die Auszüge aus dem Werk "Gin - Alles was du wissen musst" von Archibald Callaghan (Plymouth/Devon) enthalten. Die Seiten werden grau hinterlegt hervorgehoben, so dass sie klar als Einschub zu erkennen sind. Das macht für mich die Auswahl nicht gerade leichter. 

Am Ende des Abends entscheide ich mich für das Buch als Geschenk für eine Freundin - so habe ich die Entscheidung für mich noch etwas herausgezögert. 


Montag, 31. August 2020

Hubertus Meyer-Burckhardt - Diese ganze Scheiße mit der Zeit


Hubertus Meyer-Burckkhardt war heute Abend zu Gast bei Leuenhagen & Paris in Hannover. Es ist seine erste Lesung, seitdem im März diesen Jahres alle Veranstaltungen pandemiebedingt abgesagt wurden und er hat sich bereit erklärt, damit alle 250 Gäste in der Apostelkirche Platz finden, die Lesung zweimal hintereinander stattfinden zu lassen. Eine Vorstellung um 18:30 Uhr und die zweite folgte um 20:15 Uhr. Ich genoss die Veranstaltung um 18:30 Uhr.

Eine schöne Idee. So können alle, die sich auf die Lesung gefreut und an diesem Tag Zeit hatten, tatsächlich - unter den derzeit geltenden Auflagen - an der Lesung teilnehmen. 




Diese ganze Scheiße mit der Zeit heißt sein Buch und Hubertus Meyer-Burckhardt beschreibt dort drin sehr anschaulich, was er an Erfahrungen mit der Zeit und mit der Zeit an sich gemacht hat. 




Ein sehr einschneidendes Erlebnis war die Mitteilung seines Arztes am 13. Oktober 2017. Obwohl er weder vor diesem Tag noch genau an diesem Tag eine Diagnose bekommen wollte, rief der Arzt ihn genau am 13. Oktober 2017 an und teilte ihm mit, dass er an Krebs erkrankt sei. Zwei Karzinome hätten sich bei ihm eingenistet. 




Doch Hubertus Meyer-Burckhardt jammert nicht und das Buch soll auch kein Erfahrungsbericht über seine Krebserkrankung werden. Stattdessen erzählt er lieber dem Publikum, warum er denn an diesem 13. Oktober 2017 kein Ergebnis der Untersuchung haben wollte - und auch nicht vorher. An diesem Tag war die Trauerfeier einer Freundin, die mit 51 Jahren an Krebs verstarb und Abends wollte er mit seiner Frau das Leben feiern, denn an diesem Tag war ihr Geburtstag. "Diese ganze Scheiße mit der Zeit" könnte es nicht treffender bezeichnen. 

Und auch, wenn ich mit Sicherheit gelegentlich diesen Buchtitel zitieren werde, so spart Hubertus Meyer-Burckhardt nicht daran, Aussagen anderer Menschen zu zitieren. Zwei Zitate möchte ich gern mit Euch teilen - sie sind beide so wahr, und beschreiben den Umstand so unendlich gut. 

Das erste ist von dem Philosophen Karl Popper

"Es gibt zum Optimismus keine vernünftige Alternative." - Karl Popper

Und Hubertus Meyer-Burckhardt weist das Publikum extra noch einmal auf das Wort "vernünftige" hin und wiederholt den Ausspruch. Und mal ganz unter uns: spontan und nach kurzem Abwägen muss ich den Beiden recht geben. Was nützt es schon im Leben, wenn man nicht optimistisch ist? Man muss ja nicht gleich tanzen, lachen und springen. 

Das zweite Zitat ist genauso wahr und wirkt vielleicht zunächst irreführend. Es stammt von dem Schauspieler Tom Hiddleston.

"Du hast zwei Leben. Das zweite beginnt, wenn du begriffen hast, dass du nur ein Leben hast." - Tom Hiddleston

Die, die an diesem Punkt in ihrem Leben bereits angekommen sind, werden sicher schmunzeln und nicken. Alle anderen wird es eines Tages überraschen, da bin ich mir ziemlich sicher.  

Und für all die, die sich ein Stück Kindheit bewahrt haben gilt natürlich nach wie vor "wir können sie immer noch alle retten". - Das ist von mir und in Anlehnung an das Erlebnis des 9jährigen Hubertus Meyer-Burckhardt, das er so schön in seinem Buch erzählt und mein eigenes kindliches Empfinden und den Wunsch, der sich manchmal immer noch einstellt. 



Sonntag, 30. August 2020

Weil alles jetzt beginnt - Linda Holmes


Weil alles jetzt beginnt
Bastei Lübbe 
Roman
Autorin: Linda Holmes
übersetzt von Alexandra Kranefeld
ISBN 978-3-7857-2710-2
368 Seiten 



Weil alles jetzt beginnt ist die Geschichte von Evvie. Eveleth Drake ist 32 Jahre alt, als ihr Mann sie verließ. Eigentlich wollte sie ihn gerade verlassen. Doch noch nicht einmal das sollte ihr gelingen. Ihr Mann starb an diesem Abend, gerade als sie ihre wenigen Habseligkeiten im Auto verstaute, an den Folgen eines Verkehrsunfalls. 

Tief erschüttert bleibt Evvie zurück und sie lässt ihr Umfeld in dem Glauben, dass es die Trauer um ihren verstorbenen Mann sei, die sie so leiden lässt. Wie sollte sie auch gerade jetzt ihrer Familie, ihren Freunden erklären, dass Tim eben nicht der perfekte, liebende Ehemann war. Wo doch Timothy Christopher Drake als Arzt in dem kleinen Nest, in dem sie lebten, doch quasi zum Superstar der Menschen im Ort avanciert war. 


So hat Evvie zu seinen Lebzeiten nie etwas von ihrer Beziehung nach außen dringen lassen - und nach Tims Tod hatte Evvie auch mit niemanden darüber gesprochen. Auch nicht mit ihrem besten Freund Andy. Andreas Buck, der mit seinen zwei kleinen Mädchen allein zurück blieb, nachdem seine Frau Lori ihn verlassen hatte. Andy war froh, dass Evvie ihm mit seinen Töchtern Lilly und Rose zur Hand ging, ihnen Zöpfe flocht und sich um sie kümmerte, wenn er nicht da sein konnte. Alles andere kann warten. 

Doch wenn man alles andere warten lässt, wird man nicht heil - auch Evvie nicht. Als ein Freund von Andy dringend einen Rückzugsort braucht, schlägt er Evvie vor, doch Räumlichkeiten an ihn zu vermieten. Dann wäre sie in dem großen Haus nicht allein und Dean wäre auch damit geholfen.

Dean Tenney war als ehemaliger Profisportler, als Pitcher, der Presse ausgesetzt und nach dem Verlust seines Wurfarms sah er sich auf Tritt und Schritt von den Medien verfolgt. Ruhe und Abstand würden im gut tun und von seiner unfreiwilligen Erkrankung ablenken.

Die einzige Regel, die Dean und Evvie aufstellen: über die Dinge, die sie am verletzlichsten machen, ihr verstorbener Mann und sein Wurfarm, wird nicht gesprochen.

Wie gut ihnen das gelingt, wenn man sich sympathisch ist und jeden Tag und jede Nacht unter demselben Dach verbringt, ist abzusehen. Doch die Entwicklung und der Reifeprozess sind spannend zu verfolgen.


Weil alles jetzt beginnt ist ein leises Buch, ein weises Buch. Es ist wie eine Wahrheit, die unvermittelt aufgeschlagen vor mir liegt. Linda Holmes erzählt in einem ruhigen, besonnenen Schreibstil über das Leben und über die Gefangenschaft, die sich ein Mensch selbst auferlegt. Dies hat Linda Holmes wunderbar in die fiktive Geschichte von Evvie und Dean eingebunden. 

Beispielsweise Evvies Gedanken zu ihrem Status. 


"Seltsam", spann Evvie ihren Gedanken weiter, "dass ich durch meine Heirat dieses Wort an mir hängen habe und es nur wieder loswerde, wenn ich noch einmal heiraten würde. Ist dir klar, dass ich nie wieder Single sein kann? Ab jetzt gibt es bloß noch Witwe oder verheiratet." - Seite 121


Es ist schwer genug, einen geliebten Menschen zu verlieren. Aber in jungen Jahren seinen Partner zu verlieren - wie widrig die Umstände auch sind - dieser Status Witwe bleibt. - Zumindest solange bis man das Glück hat einen neuen Partner zu finden und ihn zu heiraten. Denn auch wenn man einen neuen Partner hat, ist man Witwe in einer Beziehung. Es ist erschütternd, es ist bis in den hintersten Winkel des Herzens traurig. 

Dieses Leid ist spürbar beim Lesen der Zeilen und ich leide mit Evvie. Linda Holmes gelingt durch ihren Schreibstil die Bandbreite von Evvies Gefühlen klar zum Ausdruck zu bringen. Selbst in Momenten, in denen ich mir als Leser wünsche, dass Evvie nun Glück spürt und ich daran teilhaben möchte, schafft die Autorin durch Evvies Gedankenspiel diese Gefühle auszubremsen. Genau so, wie sie auch für  Evvie ausgebremst werden, weil sie sich selbst ausbremst und noch nicht in der Lage ist, das Gute, das Schöne für sich zuzulassen. 


Ein weiteres, berührendes Thema, das Linda Holmes anspricht, ist Hilfe, die von außen kommt.


"Kann ich nur empfehlen", sagte Monica. Einer meiner Ärzte meinte mal: "Der Kopf ist das Haus, in dem wir leben, und da sollten wir uns für ein paar Reparaturarbeiten nicht zu schade sein." - Seite 321


Auch heutzutage ist das Thema Psychothearpie immer noch eher ein Tabuthema. Niemand möchte, dass andere denken, dass mit ihm "etwas nicht stimmt". Die Autorin geht sehr behutsam mit dem Thema um und macht verständlich, dass auch der Kopf durchaus auch mal Hilfe benötigt.


"Und so verhält es sich auch mit der Psychotherapie. Es geht nicht darum, ob Sie etwas auch irgendwie allein hinbekommen. - Seite 328


So gesehen muss ich Linda Holmes da recht geben. Vor allen Dingen, wenn ich mir dagegen meine handwerklichen Begabungen ansehe: da sehe ich genau, was ich "irgendwie allein hinbekomme". 


Weil alles jetzt beginnt ist ein sehr kluger Roman, der mich - mit den lebendig gezeichneten Charakteren - Höhen und vor allem auch Tiefen der Protagonisten begleiten lässt. Es ist für mich zu einem Herzensbuch geworden. 


Sonntag, 23. August 2020

Asklepios - Charlotte Charonne

 

Asklepios
Thriller
edition Krimi
Charlotte Charonne
ISBN 978-3-946734-69-7
302 Seiten





Asklepios heißt der Thriller von Charlotte Charonne und trägt damit den Namen des Gottes der Heilkunst. Ich war sehr gespannt, was der Gott der Heilkunst in einem Thriller zu schaffen hatte. Im Prolog erfahre ich erste Hinweise zu dem Geschehen, das mich im Buch erwarten wird. 





Der Thriller ist  neben Prolog und Epilog in drei Abschnitte eingeteilt. 

Im ersten Abschnitt lerne ich Emma und ihre Familie kennen.
Emma ist 5 Jahre alt und ein fröhliches, aufgewecktes Mädchen. Ihre Eltern und ihre Oma kümmern sich liebevoll um sie. Eine echte Bilderbuchfamilie. Dank ihrer freundlichen und unkomplizierten Art habe ich sie alle gleich ins Herz geschlossen. Als Emma entführt und später tot aufgefunden wird, stimmte auch mich das Geschehen betroffen und traurig. 

Nachdenklich und der anfänglichen Euphorie beraubt, war ich froh um den harten Schnitt der mich zum zweiten Teil des Buches führte. Ich konnte durchatmen und mich für das kommende Geschehen, 15 Jahre später, wappnen. 

15 Jahre später ist Emma immer noch tot; der Täter hingegen auf freiem Fuß. Während der Mörder zurück in sein Elternhaus zieht und seinen Auflagen Folge leistet, tritt Asklepios auf den Plan. 

Nie war der Grat schmaler zwischen Heilung und Wahnsinn. Mir stellen sich Fragen nach dem Therapieverlauf und nach dem Erfolg. Und manchmal auch, ob es gesund ist, Gott zu spielen. - Und wer sich wann dafür hält. All diese Fragen werden im dritten, abschließenden Teil beantwortet werden wollen.


Mit Asklepios erlebe ich einen ganz außergewöhnlichen Thriller. Die Geschichte wird mit einem amüsierten Lächeln erzählt. Der lockere, manchmal kindlich anmutende, Erzählstil passt sehr gut zu der 5jährigen Emma und die Erlebnisse um die jungen Mädchen der Nebencharaktere. 


"Mozart hatte es sich auf seinem Hundekissen ebenfalls bequem gemacht. Mit dem Kopf auf den Pfoten begaffte er die Besucher, als wären sie Suppenknochen, die es zu bewachen galt." - Seite 119


Wachsam verfolge ich das Geschehen. Im Plauderton bekomme ich in kurzen Kapiteln erzählt, was das Ermittlerteam um Spike und Ruby auf die Beine stellt, um den Mörder wieder aufzufinden. Auch das Privatleben der Ermittler ist wunderbar eingebunden, so dass die Charaktere lebendig wirken und eine authentische Handlung nachvollziehbar wird. 

In weiteren Kapiteln werde ich über den Verbleib des Mörders und Asklepios auf dem Laufenden gehalten. Die Geschichte spitzt sich immer mehr zu.

Selbst in den hochspannenden Momenten spart Charlotte Charonne nicht an ihrem spitzbübischen Erzählstil. Zum Ende der Geschichte wäre ich manches Mal lieber der Hochspannung erlegen, statt  durch wunderbar bildhafte Beschreibungen wieder ins Schmunzeln zu geraten. Die Spannung zieht darauf jedoch gleich wieder an, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag und unbedingt erfahren muss, wie es für alle Parteien ausgeht. 

Ein toller Thriller mit einer klugen Handlung und einem außergewöhnlich fröhlichen Erzählstil. 


Maike, Martha und die Männer - Birgit Schlieper


Maike, Martha und die Männer
Roman
Kirschbuch Verlag
Autorin: Birgit Schlieper
veröffentlicht: März 2020
ISBN978-3948736002
208 Seiten



Maike, Martha und die Männer ist ein herrlich, sommerfrischer Roman.

Während Maike noch frisch verliebt auf Wolke 7 schwebt, hat ihr neuer Freund Arne schon längst andere Pläne. Brüsk überfällt er sie mit einer Reise in den Schwarzwald. In sein Elternhaus. Zu seiner Großmutter. Damit hat Maike nicht gerechnet. Sie hatte sich einen tollen Urlaub mit Sonne, Strand und Meer ausgemalt statt saftiges Grün auf Wiesen und Berge zu sehen. Doch was tut man nicht alles für die Liebe?




Maike hätte sich allerdings nie träumen lassen, dass Arne sie kurz darauf bei seiner Oma sitzenlässt und seine eigenen Urlaubspläne verfolgt. 

Die Chance auf Urlaub lassen sich Maike und Großmutter Martha dann allerdings nicht entgehen und starten ihren eigenen Roadtrip quer über Frankreichs Autobahnen. 


Birgit Schlieper erzählt diese Geschichte über die Liebe und die eigenen Wünsche und manch Irrglauben in einem lockeren Plauderton und mit jeder Menge Witz und Esprit. Schnell bin ich solidarisch an Maikes Seite und erlebe mit ihr eine Achterbahnfahrt an Gefühlen während es zunächst in den beschaulichen Schwarzwald geht und es Höhen und Tiefen zu meistern gilt. Dabei weiß Maike geschickt auch so manch unliebsame Situation ins Gute zu kehren. Ich habe die Zeit an ihrer Seite ehrlich genossen und mochte das Buch gar nicht aus der Hand legen. Auch nicht kurz. 

Ein Grund dafür waren nicht nur die Handlung und der Schreibstil, sondern auch, dass es in dem Roman keine Kapitelunterteilung gibt. So war ich mir gar nicht sicher, wann ich im günstigsten Fall das Buch kurz an die Seite legen kann. Dabei kann von wollen nicht die Rede sein. 

Die Geschichte ist sehr kurzweilig geschrieben, so dass ich - getreu dem Motto, wenn es am lustigsten ist, darf man Pause machen - dann das Buch zur Seite legte, wenn ich mal wieder herzlich gelacht habe. So konnte ich das Geschehen nachwirken lassen und mich auf den Fortgang dieser abenteuerlichen Reise freuen. 


Fazit

Maike, Martha und die Männer kann ich allen ans Herz legen, die sich auf ein fröhliches Lesevergnügen freuen und im Plauderton gut und überaus kurzweilig unterhalten werden wollen. 


Sonntag, 16. August 2020

Becoming - Meine Geschichte - Michelle Obama


Becoming - Meine Geschichte
Autobiografie
Hörbuch
der Hörverlag 
Autorin: Michelle Obama
Sprecherin: Katrin Fröhlich
ISBN 978-3-845-2966-1
2 mp3-CD 
Laufzeit: 18 h 42 min
vollständige Lesung




Becoming - Meine Geschichte von Michelle Obama geschrieben und von Katrin Fröhlich gelesen, erlebe ich, als würde ich mit Michelle Obama gemütlich am Küchentisch sitzen während sie mir ihre Geschichte, ihren beruflichen Werdegang und den Verlauf der Präsidentschaftswahl mit den sich anschließenden familiären Herausforderungen nach der Wahl erzählen würde. - Dabei reicht der Platz gar nicht für eine gemütliche Sitzgelegenheit in meiner Küche, das Ambiente bringt sie gleich mit. 




Beim Erzählen bemerke ich, wie wichtig Michelle Obama ihre eigene Geschichte ist. Es erinnert mich an ihre Aussage auf dem Booklet zum Hörbuch.


"Selbst dann, wenn das Leben weder schön noch perfekt ist. Selbst dann, wenn es realer ist, als einem eigentlich lieb wäre. Denn die eigene Geschichte ist etwas, das man hat, das man immer haben wird. Wir müssen sie nur für uns beanspruchen." - Klappentext


Michelle Obama erzählt ihre Geschichte in drei Lebensabschnitten. 

Der erste Abschnitt beinhaltet ihre Kindheit, wie sie aufwuchs, was für Erfahrungen sie während ihrer Berufswahl gemacht hat. Ich werde nennt sie diesen Abschnitt und zeigt anhand ihrer Geschichte, welche Ausgangsmöglichkeiten sie durch ihre Entscheidungen und dem Zutun anderer Menschen hatte. 

So lerne ich ihre Familie kennen und ihre Beweggründe, nicht lediglich die Arbeit zu machen, die ihr aufgetragen wird sondern den Job zu machen, für den sie brennt. - Auch wenn es mit finanziellen Einbußen einhergeht. 

Im zweiten Abschnitt, dem Wir werden, erzählt sie, wie sie Barack Obama kennengelernt hat und den Herausforderungen, die ein Wir werden mit sich bringt. Zwei Menschen, die einander zugetan sind, sich lieben, die aber auch unterschiedlich und eigenständig sind. Die Kunst, unter den äußeren Einflüssen und damit auch unter sporadischen Trennungszeiten - im räumlichen Sinn - die Beziehung zu leben und die Freiräume zur Entwicklung, zum gemeinsamen Leben und des Erreichens der eigenen beruflichen und der gemeinsamen partnerschaftlichen und familiären Ziele zu meistern, war eine Erfahrung, die Michelle Obama in der Weise unvorbereitet traf. 

Die Bedeutung, einen Mann, ihren Mann, zu unterstützen einen Wahlkampf zu gewinnen, auf den er sich jahrelang vorbereitet hat, ist nicht zu unterschätzen. 

Gebannt hörte ich zu, als wäre die Stimme von Katrin Fröhlich die eigene Stimme von Michelle Obama, die an meine Ohren drang und es erfüllte mich mit Wehmut, wieder von ihr Abschied nehmen zu müssen, da sie ihre Geschichte bald erzählt haben wird. Katrin Fröhlich legt die Intensität, die Michelle Obama vermittelt, in die Stimme, so dass ich immer wieder erstaunt bin, wie wirklich und persönlich die Geschichte von Michelle Obama auf mich wirkt. 

So war ich froh, dass im Anschluss an den zweiten Abschnitt noch der abschließende Teil ihrer Geschichte erzählt wurde: Mehr werden

Mittlerweile waren Michelle und Barak Obama Eltern zweier Kinder. Ihre Töchter Malia und Sasha sollten so normal wie möglich aufwachsen, zur Schule gehen und Freunde treffen. Die nächste Herausforderung neben den eigenen Wünschen und Zielen für Michelle Obama, die nun ganz eigene und besondere Auflagen als First Lady zu befolgen hatte. 
Auch dieser Abschnitt ist sehr eindrücklich und sehr persönlich erzählt. Und schnell wird klar: nur weil man im Weißen Haus lebt, hat man weder Narrenfreiheit noch schwimmt man plötzlich im Geld. Michelle Obama gibt einen Einblick in die Politik des Landes und lässt mich auch hinter die ach so hübschen Kulissen gucken. 

Becoming - Meine Geschichte inspiriert mich zu Gedanken zu meiner Geschichte - wie es der Titel ja schon sagt. Und Michelle Obama lässt mich anhand ihrer Geschichte wissen: Setze Vertrauen stets in dich selbst. Werden bedeutet nicht ankommen, werden bedeutet sich zu entwickeln. Werden bedeutet Veränderung. 

Michelle und Barack Obama haben das scheinbar Unmögliche geschafft. Und sie wirken immer noch weiter und werden - wenn auch nicht im Präsidentschaftsamt. 


Montag, 3. August 2020

Lieber den Spatz in der Hand als gar keinen Vogel - Ella Marcs


Lieber den Spatz in der Hand als gar keinen Vogel
Roman
Autorin: Ella Marcs
ISBN 978-3982193403
Taschenbuch
356 Seiten
erschienen am 27. Mai 2020




Lieber den Spatz in der Hand als gar keinen Vogel., so heißt der sommerlich frische Roman von Ella Marcs

In dieser romantischen Liebeskomödie lerne ich Kira Spatz kennen.  
Kira ist mit Ingo verlobt und befände sich eigentlich mit ihm und ihrer besten Freundin Sabin auf einer traumhaften Urlaubsreise durch Neuseeland. Eigentlich. - Denn ihr Helfersyndrom und die Fähigkeit, nicht Nein sagen zu können, haben dafür gesorgt, dass Ingo und Sabin in den Urlaub fuhren und Kira bei ihrer hochschwangeren Schwester Jasmin bleibt um deren Traumhochzeit zu planen. 





Dafür hat Kira gerade einmal 21 Tage Zeit und Hilfe erfährt sie weder von dem zukünftigen Mann ihrer Schwester noch von den übrigen Familienmitgliedern. 

Dafür platzt Robert mitten in den Hochzeitsvorbereitungen mit der Nachricht raus, dass seine Firma vor der Pleite steht und ihn nur ein einziger Auftrag retten könnte. Ein sehr lukrativer Auftrag. Der einzige Haken: er kann den Termin nicht wahrnehmen und Kira muss einspringen. Eigentlich dürfte Kira diesen Dienst auch nicht für ihren zukünftigen Schwager übernehmen, wenn sie ihren eigenen Job nicht riskieren will. Doch eigentlich bleibt ihr auch nichts anderes übrig, wenn sie dem Glück ihrer Schwester nicht im Wege stehen will. 
Doch niemand hatte etwas zuvor davon gesagt, dass ausgerechnet Marc Albrecht, Kiras Ex-Freund und Erzfeind der Familie, der Auftraggeber sein wird. 
Und auch nicht, dass Kira an der Umsetzung des Auftrages beteiligt werden sollte, dessen Fertigstellung noch vor dem geplanten Hochzeitstermin liegt. 


Die Geschichte ist im erfrischenden Plauderton erzählt und schon nach ein paar wenigen Zeilen mag ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. 
Die Kapitel sind kurzweilig und die Charaktere bringen mich zum Schmunzeln und Lachen. Allen voran Kira Spatz, die sich mit ihrer eigenwilligen und liebenswerten Art ganz klammheimlich in mein Herz geschlichen hat. Mit ihrer Cleverness ist sie Kumpel und bezaubernde junge Dame in einem und schafft es immer wieder auch für Verwirrung zu sorgen, in dem sie mit großem Engagement die Ziele vorantreibt, die eigentlich nicht ihre eigenen sind. So geht sie völlig darin auf, die Menschen in ihrer Welt zu retten ohne Rücksicht darauf, was in ihrem eigenen Leben geschehen könnte. Dabei ist sie so entzückend selbstlos, dass ihr Umfeld scheinbar gar nicht merkt, dass sie das alles nicht für sich, sondern für ihre Lieben tut. 

Kira Spatz erzählt in der Ich-Perspektive, so bin ich die ganze Zeit nah an der Protagonistin und kenne ihre Gedanken. Aber sie ist auch nicht geizig an Worten. Zwischen viel wörtlicher Rede bleibe ich auch mit SMS-Nachrichten zwischen Kira und Sabin auf dem Laufenden. Die Kapitel werden mit vorangestellten Notizen zum Countdown der verbleibenden Tage bis zur Hochzeit und dem Auftrag sowie der notwendigen ToDo-Liste eingeleitet. Die Aufregung um das Gelingen dieser beiden Vorhaben lässt mich das Buch kaum aus der Hand legen. 

"Ach, lass dich von diesem Großmaul nicht ins Bockshorn jagen. Der musste schon früher immer die erste Geige spielen." - Seite 86

Fazit


Wer gern romantische Liebesromane mit viel Witz, Charme und Humor liest, ist mit Lieber den Spatz in der Hand als gar keinen Vogel ausgezeichnet beraten. Ich hoffe, es gibt ganz bald einen neuen Roman von Ella Marcs, der mich so phantastisch unterhält und mich zum Lachen bringt.